«Der Brienzer Rutsch ist noch nicht zu Ende»

In der Nacht vom 15. auf den 16. Juni hat sich das Gesicht der Umgebung von Brienz für immer verändert. Zwar war es so dunkel, dass niemand den riesigen Schuttstrom sehen konnte, es gibt nun aber ein genaueres Bild, was kurz vor Mitternacht passiert ist.

In der Nacht vom 15. auf den 16. Juni hat sich das Gesicht der Umgebung von Brienz für immer verändert. Zwar war es so dunkel, dass niemand den riesigen Schuttstrom sehen konnte, es gibt nun aber ein genaueres Bild, was kurz vor Mitternacht passiert ist, wie der Gemeindeführungsstab Albula/Alvra am Mittwoch mitteilte. 

Die Bilder des Schuttkegels gingen am frühen Morgen des 16. Juni sprichwörtlich um die Welt: Die Insel, die Brienz/Brinzauls wochenlang in Atem gehalten hatte, war in der Nacht zuvor fast vollständig abgegangen. Das Dorf hatte grosses Glück und wurde von den Felsmassen verschont. Seit dem Ereignis arbeiten Geolog:innen und Naturgefahrenexperten fieberhaft daran, die Vorgänge zu rekonstruieren, das neu geformte Gelände zu kartieren und daraus eine neue Gefährdungsbeurteilung zu erstellen. Erst wenn sie sagen können, dass das Dorf für die kommenden Wochen sicher ist, kann die Evakuierung aufgehoben werden.

Stefan Schneider, Leiter des Frühwarndienstes, erklärt: «Anstelle der ehemaligen Insel klafft nun eine tiefe, muldenförmige Ausbruchsnische. An ihrer mehr als 50 Meter hohen Rückwand können wir die Gleitfläche aus festem Fels gut erkennen. Von hier ist die ehemalige Insel ausgebrochen und dann ins Tal gerutscht.»

Dass die Mulde so tief ist, hatten die Geologen erwartet, sagt Andreas Huwiler vom Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden. «Genau wussten wir es aber nicht, weil es auf der Insel nie möglich gewesen war, eine Kernbohrung auszuführen, um den genauen Aufbau des Untergrundes zu untersuchen.»

Direkt unter der grossen, sehr steilen Mulde hat sich eine Terrasse aus abgestürztem und abgerutschtem Material gebildet. Neben feinem, fast sandigem Material gibt es auf dem gesamten Hang auch Blöcke in allen Grössen aus den verschiedenen Gesteinsarten. «Einige der Blöcke sind fast so gross wie Einzelgaragen. Sie müssen nach dem Schuttstrom abgestürzt sein und sind auf dem neuen, noch recht weichen Untergrund liegengeblieben», sagt Huwiler.

Mehr zum Thema: 

(Bilder: Gemeindeführungsstab Albula/Alvra)