Andreas Wieland: «Hoffentlich ist Graubünden mutig genug»

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Bei der letzten Olympia-Abstimmung war Gian Gilli das Gesicht der Kampagne. Sie sind zwar Projektleiter, halten sich aber aus emotionalen Grabenkämpfen mit den Gegnern heraus. Ist das kein Widerspruch?

Nein, das war für mich von Anfang an klar, und ich habe das auch so kommuniziert, dass ich mich nicht auf politische Spielchen mit links und rechts einlasse. Meine Aufgabe war es, ein Konzept zu erstellen, wie Olympia 2026 in Graubünden aussehen muss, wie es sich anfühlen muss, wie der Kanton substanziell weiterkommt. Ich habe versucht, alle Lager zu integrieren.

Trotzdem stellt sich die Frage, ob der Abstimmungskampagne nicht ein «Gesicht» fehlt?

Es ist mir schon auch aufgefallen, dass es relativ wenige gibt, die sich exponieren wollen. Aber es gibt viele «Unbekannte», die hinter den Kulissen mächtig Gas geben. Klar, es ist ein Milliarden-Projekt, und ich kann mir gut vorstellen, dass es Leute gibt, die Angst vor dieser Grössenordnung haben. Das kann ein mulmiges Gefühl sein, wenn man noch nie etwas in dieser Grösse gemacht hat. Als Unternehmer ist mir dies aber nicht neu. Ich weiss, wann Projekte in dieser Dimension möglich sind und was es dazu braucht. Die Zahlen für die Kandidatur beruhen auf Analysen, die wir jeweils auch bei der Hamilton einsetzen. Sicher haben Olympische Spiele spezielle Anforderungen, zum Beispiel an die Projektleitung, an die Risikoanalyse und ans Controlling. Es gibt keine All-Inclusive-Lösung. Es ist ganz wichtig, dass man kompromisslos aufs Geld schaut. Wenn sich unser Projekt in die falsche Richtung bewegt – auch auf Druck des IOC – , dann müssen wir den Stecker ziehen, das ist klar.

Das «korrupte IOC», wie es die Olympia-Gegner nennen, ist eines der Hauptargumente der Olympia-Gegner. Was entgegnen Sie ihnen?

Wir müssen Olympia für uns machen und es muss nicht unser Anspruch sein, das IOC zu verbessern. Wir offerieren unsere Spezialitäten, entweder wird es vom IOC so genommen oder dann lassen wir es sein.

Aber ist 25 Millionen für den Prozess bis zur Vergabe 2019 nicht viel Geld für eine unsichere Sache?

Das ist viel Geld, das stimmt. Für den Kanton sind’s aber nicht 25, sondern 9 Millionen Franken. Und wenn man sieht, wo der Kanton sonst solche Summen investiert, teilweise jedes Jahr, dann relativiert sich dieser Betrag schon sehr. Fast die Hälfte dieses Budgets fliesst in Werbung und in Kommunikation auf der ganzen Welt, das sind nicht einfach Mittel, die ohne Nutzen verpulvert werden. Es ist Werbung für unserer Gegend, für die Kultur, für den Bildungsstandort Graubünden und für den Tourismus.

Und was passiert eigentlich mit dem Geld, wenn Graubünden bei der Abstimmung am 12. Februar ‹Ja› sagt, das Schweizer Sportparlament im März aber Graubünden nicht berücksichtigt?

Dann wird natürlich auch nichts ausgegeben. Es gibt dann ja keine Kandidatur.

Bei der letzten Olympia-Abstimmung flogen die Emotionen sehr hoch. Bisher lief die Pro-Kampagne auf Sparflamme. Will man die Bündner Bevölkerung bewusst nicht mit einer grossen Werbelawine überfordern?

Die Kommunikation ist für mich schwieriger als ursprünglich gedacht. Das Thema Digitalisierung ist nicht einfach zu kommunizieren. Viele verstehen auch nicht, worum es bei dieser Abstimmung geht. Es geht jetzt ja nur darum, das Projekt Olympische Spiele 2026 in Graubünden weiter zu verfolgen. Die Bevölkerung hat – falls wir bis dann noch im Rennen sind – 2018 noch einmal die Gelegenheit, endgültig ‹Ja› oder ‹Nein› zu sagen.

Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass die Olympischen Spiele 2026 tatsächlich in Graubünden stattfinden?

Zurzeit liegen diese bei ein paar Prozent, mehr nicht. Als grösste Hürde sehe ich das Schweizer Sportparlament, das im März entscheidet, ob und welche Kandidatur ins Rennen steigt. Graubünden und die Ostschweiz stehen unter Druck. Im Bundesrat sitzt ein Westschweizer Sportminister, Lausanne ist olympisch vernetzt und die SP in der Westschweiz steht hinter dem Projekt. Nicht nur dahinter, sondern sie ist federführend dabei. Davon kann Graubünden nur träumen.

Dabei ist jedem Sportvertreter klar, dass die Westschweiz über viel schlechtere Olympia-Voraussetzungen verfügt als Graubünden, sie müssten viel mehr bauen. Aber die Kandidatur von Sion hat viel politischen Rückhalt und eine starke Lobby in den betroffenen Kantonen.

 

Was Andreas Wieland zur Olympia-Kritik der SP sagt sowie sein persönliches Abstimmungsziel, lesen Sie auf der nächsten Seite.