Berner Stich ins Davoser Herz – die 5 Fakten zum Spiel

Was für ein brutales Verdikt: Der HC Davos hat im ersten Spiel des Playoff-Halbfinals gegen den SC Bern in Overtime mit 4:5 verloren, nachdem er im Schlussdrittel einen 1:4-Rückstand egalisieren konnte. Die 5 Fakten zum 1. Spiel der Playoff-Halbfinal-Serie.

1. Der SC Bern zeigt die Muskeln

Es musste erwartet werden, dass der SCB die körperliche Herausforderung annehmen würde. Trotzdem überrascht es, wie die Bären in den ersten 40 Minuten den Davoser Speed durch ihre physische Präsenz neutralisierten. So wie die beiden Teams auftraten, ist nicht zu erwarten, dass einer der beiden in dieser Serie zurückstecken wird. Die Serie wird zweifellos ein intensiver Abnützungskampf bleiben. Wer will es mehr?

2. Die Fehler des HCD

Achtmal hatte der HCD in Serie gegen den SCB gewonnen, gestern riss die Serie. Die Davoser müssen sich selbst an die Nase nehmen, agierten sie doch lange ungewohnt fehlerhaft: Vor dem 0:1 durch Derek Roy (4.) standen die Verteidiger zu weit weg, vor dem 1:2 (wieder durch Roy) leisteten sich die Bündner einen desaströsen Wechselfehler und beim 1:3 bediente HCD-Verteidiger Samuel Guerra seinen Gegenspieler Pascal Berger mit einem Fehlpass. Bezeichnend, dass es ein grobfahrlässiger Fehler von HCD-Söldner Alexandre Picard war, der den Puck in der Overtime vor dem eigenen Kasten vertändelte, der zum Sudden-Death führte. Gruselig.

3. Kein HCD-Tor bei 5-gegen-5

Sechs der neun Tore fielen gestern in den Special Teams: Der HCD traf dreimal in Überzahl und einmal in Unterzahl (durch Marc Wieser), der SCB zweimal in Überzahl. Dies bedeutet aber auch, dass dem HCD kein Tor bei Vollbestand beider Teams gelang, den Bernern dafür aber drei. Die Rückkehr von Verteidiger Simon Kindschi und Stürmer Enzo Corvi in die Aufstellung stabilisierten das Team jedenfalls nicht zusätzlich.

4. Hoffnung letztes Drittel

Zwei Drittel schien der HCD auf dem Weg in eine klare Niederlage zu sein. Die Leistungssteigerung mit dem Ausgleich im Schlussdrittel – zugegebermassen dank mehreren Überzahlsituationen – machen dennoch Hoffnung, dass es der HCD noch nicht verlernt hat und eine Schippe drauflegen kann. Bleibt nur die Frage, ob die Bündner mental und körperlich in Meisterform sind, um die hoch fliegenden Bären am Samstagabend in der tobenden PostFinance Arena auf den Boden zurückzuholen.

5. Armes Schweizer Fernsehen

Wer sich gestern die Hockey-Playoff-Runde im Schweizer Fernsehen antat, litt richtiggehend mit Kommentator Claude Jaggi mit. SRF musste Genf/Servette – Lugano ausstrahlen, «weil die öffentlich-rechtlichen Sender im Halbfinal jeweils nur ein Spiel zeigen dürfen», wie der Kommentator verriet. Als im Schlussdrittel das Spiel in Genf beim Zwischenstand von 0:5 so vor sich hinplätscherte und zu keinem Ende kommen wollte, kommentierte Jaggi in etwa so: «Wenn doch nur endlich was laufen würde, so wie in anderen Stadien jetzt grad.» Ob der TV-Kommentator auf den Totomat blickte oder heimlich Teleclub schaute, konnte nicht ausfindig gemacht werden.
Telegramm

Davos – Bern 4:5 (0:1, 1:3, 3:0, 0:1) n.V.
5425 Zuschauer. – SR Eichmann/Stricker, Borga/Kaderli.

Tore: 4. Roy (Untersander, Conacher) 0:1. 23. Jörg (Walser, Simion/Ausschluss Conacher) 1:1. 31. (30:17) Roy (Rüfenacht, Untersander/Ausschluss Schneeberger) 1:2. 32. (31:28) Pascal Berger 1:3. 36. Rüfenacht (Roy, Ebbett/Ausschluss Lindgren) 1:4. 42. Marc Wieser (Ausschluss Schneeberger!) 2:4. 45. Ambühl (Forster/Ausschluss Blum) 3:4. 56. Ambühl (Lindgren, Du Bois/Ausschluss Bodenmann) 4:4 (Strafe angezeigt). 67. Alain Berger (Jobin) 4:5.

Strafen: 11mal 2 plus 2mal 10 Minuten (Setoguchi, Axelsson) gegen Davos, 14mal 2 Minuten gegen Bern.

PostFinance-Topskorer: Lindgren; Conacher.

Davos: Genoni; Heldner, Forster; Du Bois, Kindschi; Schneeberger, Paschoud; Guerra; Corvi, Ambühl, Picard; Marc Wieser, Lindgren, Axelsson; Setoguchi, Aeschlimann, Dino Wieser; Simion, Walser, Jörg; Kessler.

Bern: Stepanek; Jobin, Untersander; Krueger, Blum; Kreis, Gerber; Wiedmer; Bodenmann, Ebbett, Moser; Conacher, Roy, Rüfenacht; Luca Hischier, Plüss, Scherwey; Alain Berger, Pascal Berger, Gian-Andrea Randegger; Reichert.

Bemerkungen: Davos ohne Sciaroni (verletzt), Paulsson, Rampazzo, Jung und Egli (alle überzählig), Bern ohne Helbling, Flurin Randegger (beide krank), Bergenheim, Bührer, Kobasew, Kousa (alle verletzt) und Smith (überzähliger Ausländer). Pfostenschuss Du Bois (20.). Timeouts Davos (32.) und Bern (45.).

 

 

(Bild: EQ Images/Jakob Menolfi)