Die 22-jährige Thusnerin Sonja Gambon studiert in Luzern Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften. In fünften Teil der Blog-Serie «Bündner im Exil» geht’s heute um Sinn und Unsinn von Verfilmungen.
Nun, wie die ganze Schweiz und bestimmt auch Ihr, liebe wp.grheute.ch-Leser mitbekommen habt, wurden in letzter Zeit zwei Bündner Geschichten (neu) verfilmt. Ja, Ihr wisst, wovon ich rede: die liebe Heidi und der kleine Schellenursli. Zwei völlig verschiedene Geschichten, aus verschiedenen Regionen, anderen Protagonisten und Erzählweisen – und doch vermitteln sie in etwa das gleiche. Sie sind typische Kinderbücher, die jeder bei uns kennt, und sie überbringen das ausserhalb des Kantons romantische Bild der Alpenwelt. Nicht unbedingt wie sie heute ist, aber wie sie einmal war und wie man sie sich immer noch gerne vorstellt.
Nun, Heidi ist eher eine gesamtschweizerische Konstruktion, aber wie auch der zweite Teil von «Achtung, Fertig, Charlie» (Achtung krasser Quervergleich!) wurde auch die Neuverfilmung (die wievielte schon wieder?) in unserem Kanton gedreht. Natürlich, dies bringt uns Ruhm und Ehre, nicht nur über die Darsteller, sondern auch über die schönen Kulissen. Bei „Achtung, Fertig, WK“ wurde in meinem Heimatort Thusis ein ganzer Sommer lang gedreht, man konnte sich als Statist melden, und wie war das urkomisch, als ich mir im Kino den Film ansah und mich immer wieder im altbekannten Pantun, im Altdorf oder sogar in der Badi wiederfand!
Nun denn, so verhält es sich wohl auch mit den anderen beiden Filmen, denn die sind für uns ein Stück Heimat. Muss man aber den Schellenursli verfilmen? Lebt dieser nicht von den einzigartigen Zeichnungen von Alois Carigiet, vom Buchformat? Hätte man nicht besser eine weitere fiktive Figur erfunden, anstatt diese so zu verändern, dass sie mit dem Original nichts mehr zu tun hat?
Worauf dieser Blog hinaus will, ist mir selber auch nicht so ganz klar. Ja, wirtschaftlich bringen solche Verfilmungen dem Kanton viel, da so Bündner Kulturgut vermarket werden kann und Aufmerksamkeit auf uns lenkt. Insbesondere profitiert hier auch das Engadin und die rätoromanische Kultur – wer kennt denn schon Chalandamarz?
Aber, und ich glaube, dass soll meine Aussage werden, kann man Bücher auch mal einfach Bücher sein lassen. Der Schellenursli, das ist eine Geschichte, die jedes Bündner Kind kennt und liebt, die in sich genau richtig und nicht noch ausgebaut, erweitert, ausgeschmückt werden muss. Man muss nicht immer aus allem so viel Geld wie möglich ziehen. Womöglich ergibt sich sonst noch ein fiktives, zusammengeschmissenes Liebesdrama mit Heidi und Uorsin und den betrogenen Co-Protagonisten Peter und Flurina.
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(Bild: zVg.)