Coronavirus: Auch auf kleinere Events soll verzichtet werden

Um das Coronavirus zu bekämpfen, hat der Bundesrat am Freitag sämtliche Anlässe in der Schweiz mit mehr als 1000 Teilnehmenden ab sofort untersagt. Der Kanton Graubünden hat die in seiner Zuständigkeit liegende Risikoabwägung am Wochenende weiter präzisiert: Auch auf kleinere Events mit mehr als 50 Personen soll vorderhand grundsätzlich verzichtet werden. Die vom Kanton veranlassten notwendigen Massnahmen sind restriktiv, stossen aber weitgehend auf Verständnis. 

Kein Engadin Skimarathon, keine Higa, kein Chalandamarz, keine Fasnacht in Schiers und Felsberg, keine Unihockey-Viertelfinals (zumindest nicht mit Zuschauern), kein Cheerleading-Mountaincup, keine Theater-Vorführungen in Chur, kein SunIce Festival St. Moritz und eventuell auch keine Eishockey-Playoffs – die abgesagten Veranstaltungen in Graubünden häufen sich. Der finanzielle Schaden und die Trauer für die Macher und Fans ist gross. Zwar hört man an verschiedenen Orten, diese Massnahmen seien doch «übertrieben», insgesamt stossen die angeordneten Restriktionen aber auf Verständnis.

Neu sind auch Events von Absagen betroffen, die weniger als 1000 Teilnehmende und/oder Zuschauer anziehen. Die kantonalen Behörden haben dazu die Richtlinien für die Durchführung oder Absage von Anlässen präzisiert. So sind Anlässe mit weniger als 1000 Teilnehmenden, aber überregionalem Charakter oder internationaler Beteiligung grundsätzlich untersagt. Kleinere, regionale Anlässe werden gemäss Risikoabschätzung von den kantonalen Gremien einzelfallmässig beurteilt. Analog der Regelung der Stadt Chur wird grundsätzlich empfohlen, auf Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen zu verzichten. 

Seit Freitagabend laufen die Drähte beim Teilstab des Kantonalen Führungsstabes heiss. Das Informationsbedürfnis von Gemeinden und Veranstaltern ist sehr hoch. Das auf der Webseite des Kantons aufgeschaltete Kontaktformular bewährt sich und wird rege benutzt.

Ganze Familie betroffen – weitere Verdachtsfälle in Abklärung

Im Umfeld der beiden Kinder einer italienischen Familie, die letzte Woche positiv getestet wurden und sich in medizinischer Obhut befinden, sind vier weitere Personen, die alle bereits isoliert waren, positiv getestet worden. Sie befinden sich jedoch in entsprechend gutem Zustand. Insgesamt sind derzeit in Graubünden von 76 getesteten Personen 43 negativ befundet, 6 wie erwähnt positiv und 27 noch in Abklärung.

In der Schweiz sterben jährlich im langjährigen Durchschnitt etwa 1500 Menschen an der Grippe. Das Coronavirus ist ähnlich gefährlich. Nach aktuellem Wissensstand werden die meisten Betroffenen nach 1-2 Wochen Krankheit wieder genesen oder nur leichte Symptome spüren. Im Unterschied zur Grippe können aber die besonders gefährdeten Menschen, also Leute mit Vorerkrankungen oder Ältere sowie das Gesundheitspersonal, sich nicht durch eine Impfung schützen. Und weil noch niemand diese neue Atemwegserkrankung durchgemacht hat, besteht auch keine sogenannte Herdenimmunität, so dass sich das Virus exponentiell ausbreiten kann.

Notwendigkeit der Massnahmen ausgewiesen

Ein Regionalspital wie beispielsweise Schiers mit 40 Einzelzimmern wäre bestens für eine Epidemie ausgerüstet. Wenn jedoch von den rund 15 000 im Prättigau lebenden Personen 1 Prozent der Bevölkerung aufgrund der Coronaviruserkrankung ins Spital müsste, ergäbe dies 150 Fälle. Das Gesundheitswesen in Graubünden ist derzeit aufgrund der Wintersaison und der saisonalen Grippe voll ausgelastet, Spitäler und Grundversorger arbeiten auf Hochtouren. Um genügend Spitalplätze für die Schwächsten in der Gesellschaft zur Verfügung zu haben, unternehmen die Gesundheitsbehörden deshalb alles, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen oder zumindest zu verlangsamen. Dies erweist sich am Anfang einer Epidemie am wirksamsten. Daneben kann die Bevölkerung mit der Anwendung der allgemeinen Hygienemassnahmen mithelfen, sowohl das Coronavirus als auch die saisonale Grippe zu bekämpfen.

Webseite wird laufend ergänzt

Gemeinden, Veranstaltern, Medien steht auf der Webseite www.gr.ch/coronavirus neben aktuellen Informationen ein Kontaktformular zur Verfügung. Die zuständigen Behörden sind bemüht, alle Fragen rasch zu beurteilen. Das Informationsbedürfnis ist derzeit sehr gross. Ab Sonntag wurde die Auskunftsstelle zusätzlich verstärkt, unter anderem mit Angehörigen des Zivilschutzes.

 

(Symbolbild Pixabay)