Für den Schweizer Theaterkünstler Thom Luz ist die Nebelmaschine ein unabdingbares Lieblingsinstrument für seine audiovisuellen Luftschlösser, die aus dem Nichts auftauchen und sich wieder auflösen. In seiner neuen Produktion «Girl from the Fog Machine Factory» macht er die Nebelmaschine zur Hauptprotagonistin und beschäftigt sich mit den ungreifbarsten Aspekten des Menschseins: Wenn sich etwas stetig verändert, wie lässt es sich festhalten?
Die Geschäfte laufen schlecht in der kleinen Nebelmaschinenfabrik am Rand der Stadt. Die Auftragslage ist dürftig, niemand möchte mehr Maschinen kaufen, die im Kern nichts produzieren. Der Chef (gespielt von Samuel Streiff, bekannt als Reto Dörig in der SRF-Serie «Der Bestatter») und seine Mitarbeiter – sein Sohn (Sigurður Arent Jónsson), eine unbezahlte Praktikantin (Fhunyue Gao) sowie musikalisches Personal (Mathias Weibel an der Celesta und Mara Miribung am Cello) zur Nebelvertonung bei Verkaufspräsentationen – überlegen, wie man wohl die Zukunft überleben könnte. Um finanziell über die Runden zu kommen sind neue Ideen gefragt, neue Bilder, neue Lösungen. Die Belegschaft beginnt zu experimentieren: Wasserfälle, Planetenringe, leuchtende Nebelmeere und berühmte Skulpturen von Rodin und Giacometti, Böcklins Toteninsel mit Ruderboot, alles aus Nebel nachgebaut. Der gesamte Maschinenpark und sämtliches Nebelwissen aus 225 Jahren Firmengeschichte wird aufgefahren, vor den Augen der sporadisch vorbeischauenden Laufkundschaft entstehen Bilder von flüchtiger Opulenz und handwerklichpraktischer Sinnfreiheit. Ob sich aber die Zukunft der Firma mit derart vergänglichen Kurzschönheiten retten lässt steht buchstäblich in den Wolken. Man wird es sehen – oder eben nicht.
In «Girl from the Fog Machine Factory» kommen rund 25 Nebelmaschinen zum Einsatz. «Mich hat fasziniert, dass dies Maschinen sind, die nichts produzieren», sagt Thom Luz. «Das war ein Faszinosum der frühen Kindheit: Dass es so etwas gibt auf der Welt wie eine Maschine, die nichts herstellt – und die nicht für etwas Sinnvolles da ist, sondern nur für die Herstellung von Rauch und Nebel.» Angesteckt durch seine Faszination hat er begonnen, Nebelmaschinen zu sammeln. «Und daraus ist dann auch die Idee entstanden für dieses neue Stück», in dem alle Nebelmaschinen aus seiner Sammlung zum Einsatz kommen. In grossen Bildern und mit subtilen Tönen erzählt Thom Luz, eigentlich Hausregisseur am Theater Basel, eine zeitgenössische Geschichte voll zeitloser Magie und Theaterzauber. Mathias Weibel, als Musikalischer Leiter und Bühnenmusiker bei fast allen Produktionen von Thom Luz beteiligt, spannt dazu einen musikalischen Bogen vom sentimentalen Schlager zum Schubertlied, vom Madrigal zum Blues.
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(Bild: zVg.)