In der Nacht von Donnerstag auf Freitag hat erneut eine grosse Mure die Bergeller Talsohle bei Bondo erreicht. Die Gemeine Bregaglia warnt vor dem Aufenthalt in gefährdeten Bereichen. Die Räumungsarbeiten im überfluteten Auffangbecken sind unter strengen Sicherheitsvorkehrungen in vollem Gang.
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag hat erneut eine grosse Mure die Bergeller Talsohle bei Bondo erreicht. Sie füllte das in den letzten Tagen teilweise entleerte Auffangbecken, passierte die neue Kantonsstrasse und füllte das Bachbett der Maira.
Auch die alte Kantonsstrasse auf der rechten Talseite wurde mit Schlamm überdeckt. Die Bewohner und Hotelgäste im dortigen Ortsteil Spino wurden in Sicherheit gebracht. Zwei ältere Erwachsene wurden in einem Gebäude eingeschlossen; sie wurden von der REGA in einer Windenaktion unverletzt gerettet.
In Spino wurden mehrere Häuser beschädigt. In Sottoponte (Promontogno) und Bondo wurden mehrere Gebäude total zerstört. Einige, bisher verschonte Strassen von Bondo wurden mit Schlamm überflutet. Der Mure vorausgegangen war ein starkes Gewitter und mehrere Felsstürze am Piz Cengalo.
Im Einsatz standen ca. 50 Einsatzkräfte verschiedener Kantons- und Gemeindestellen, Gebirgsspezialisten der Armee, des Zivilschutzes, der Ortsfeuerwehr, der Kantonspolizei Graubünden und des Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (ewz). Die Malojastrasse H3 bleibt zwischen Castasegna und Promontogno bis auf Weiteres gesperrt.
Für das Bergell und die Val Bondasca sind noch bis Freitagmittag intensive Niederschläge vorhergesagt. Diese erhöhen das Risiko, dass aus dem Schuttkegel des Bergsturzes vom 23. August weitere Muren ausbrechen, die bis zur Talsohle bei der Gemeinde Bondo vordringen können. Vorsorglich werden zwei tiefer liegende Häuser beim Gemeindehaus in Promontogno auf eine Räumung vorbereitet. Die Gemeinde warnt vor dem Aufenthalt in der Nähe der Gefahrengebiete.
Im Zentrum der Sofortmassnahmen steht zurzeit die Leerung des Auffangbeckens bei Bondo, um rasch wieder Platz für eventuelle weitere Erdrutsche zu schaffen. Am Freitag standen dafür 16 Bagger, fünf Grossbaustellen-Dumper und 15 Lastwagen im Einsatz. Sie brachen Schutt, Felsbrocken und Sand in eine neu erstellte Deponie westlich von Bondo. Die Räumungsoperation ist damit praktisch mit voller Kapazität in Betrieb. Die Arbeiten werden auch am Wochenende weitergeführt. Die Luftraumsperre im Gebiet wurde bis Dienstagnacht verlängert; sie gilt auch für Drohnen.
Die Glückskette von Radio und Fernsehen hat am Donnerstag ein Sammelkonto für Bondo eröffnet, um daraus Soforthilfe für die evakuierte Bevölkerung und die in Bondo ansässigen KMU leisten zu können. Auch die Gemeinde kann bei der Bewältigung der Wiederherstellungskosten unterstützt werden.
(Bild: GRHeute)