Was bringt ein Internationaler Naturpark Rätikon?

Welche Chancen und Potenziale könnten mit einem Naturpark Rätikon genutzt werden? Wie liesse sich ein grenzüberschreitender Naturpark zusammen mit dem Vorarlberg und Liechtenstein organisieren und finanzieren? Antworten auf solche Fragen werden im Rahmen einer Machbarkeitsstudie gesucht, die im Prättigau gestartet wurde. Auch in den Nachbarländern werden die Abklärungen vorangetrieben.

Nach positiv verlaufenen Vorabklärungen dies- und jenseits der Grenze haben die Prättigauer Gemeinden Grüsch, Klosters-Serneus, Küblis, Luzein, Schiers und Seewis grünes Licht für den ersten Schritt auf dem Weg zu einem Internationalen Naturpark Rätikon gegeben. Zusammen mit Bund und Kanton finanzieren sie die Machbarkeitsstudie, welche die Entscheidungsgrundlagen für die Errichtung eines Naturparks bereitstellt. Dieses Dokument wird von der Forschungsgruppe für Tourismus und Nachhaltige Entwicklung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Wergenstein erarbeitet. 

Breite Akzeptanz notwendig

Der Inhalt und der relativ hohe Detaillierungsgrad der Machbarkeitsstudie werden massgebend vom Bund bestimmt. Bedeutende Natur- und Landschaftswerte müssen ebenso nachgewiesen werden wie mögliche Entwicklungsinhalte, die Akzeptanz, die Finanzierbarkeit und die langfristige Sicherung des Naturparks. Im Rahmen der Abklärungen werden potenziell betroffene und beteiligte Akteure und Körperschaften im zukünftigen Parkgebiet informiert und in die Erarbeitung einbezogen. Eine breite Abstützung und ein transparenter Prozess sind ohnehin unerlässlich; schliesslich muss in der Schweiz die Bevölkerung in jeder einzelnen Gemeinde selbst entscheiden, ob sie den Naturpark mittragen will oder nicht.

Im Lauf der nächsten knapp zwei Jahre, welche für die Abklärungen notwendig sind, finden verschiedene Informationsveranstaltungen und Workshops statt; dazu werden Positionen und Meinungen mit Befragungen und Interviews eingeholt. Der Auftakt erfolgt am 17. August 2017 in Küblis. Eine zu bildende Begleitgruppe mit Vertreterinnen und -vertretern aus verschiedenen Bereichen (z.B. Landwirtschaft und Alpen, Jagd und Forst, Tourismus, Naturschutz, Handel und Gewerbe, Bildung und Kultur) hat ausserdem die Aufgabe, ihre Standpunkte einzubringen und zu diskutieren. Mithilfe der Medien und über die Website www.raetikon.net soll die Öffentlichkeit ausserdem regelmässig über den Stand des Projekts auf dem Laufenden gehalten werden.

Nachhaltige Entwicklung als Hauptziel

Im Rahmen der Vorabklärungen wurde deutlich, dass der vom Bund vorgesehene Begriff «Regionaler Naturpark» in der Öffentlichkeit schnell zu Missverständnissen führt. Doch ein Naturpark ist kein Nationalpark, aus ihm ergeben sich keine neuen Schutzvorschriften oder flächendeckende Verbote und Einschränkungen. Ziel ist die nachhaltige Entwicklung: Tourismus, Landwirtschaft, Gewerbe und Bevölkerung sollen von Projekten profitieren, die von der Basis eingebracht und mithilfe der vom Bund unterstützten Park-Ressourcen umgesetzt werden – immer im Einklang mit Natur und Landschaft.

Im Rahmen der Machbarkeitsstudie sollen die bislang in einem ersten Entwurf skizzierten möglichen Parkgrenzen geklärt werden. So werden auf Schweizer Seite die vier Gemeinden in der Herrschaft (Malans, Jenins, Maienfeld, Fläsch), deren Gebiete geografisch zum Rätikon gehören, angefragt, ob sie für die Abklärungen einbezogen werden wollen. Ebenso sollen im Prättigau auch die Gemeinden südlich der Landquart (Furna, Jenaz, Fideris, Conters) die Möglichkeit zur Mitwirkung erhalten, so dass dann im Maximalfall alle Prättigauer Gemeinden mit im Boot wären.

Drei-Länder-Projekt auf gutem Weg

Im Vorarlberg und in Liechtenstein laufen die Vorarbeiten für den Start der jeweiligen Teilprojekte auf Hochtouren. Im Fürstentum unterstützen alle Gemeinden gemeinsam die Abklärungen und haben beim Land ein entsprechendes Gesuch eingereicht. In den österreichischen Gebieten Walgau, Brandnertal und Montafon fand am 10. Mai eine Infoveranstaltung für die Gemeinden statt, wobei das Land Vorarlberg die Pläne ausdrücklich unterstützt. Entscheide zur Finanzierung einer Machbarkeitsstudie in Liechtenstein und im Vorarlberg werden in den nächsten Wochen erwartet.

Sobald alle Teilprojekte laufen, wird ein gemeinsames Gremium mit Vertreterinnen und Vertretern der Regionen die internationale Koordination übernehmen und gewährleisten, dass vergleichbare Resultate erarbeitet werden. Weil sowohl im Vorarlberg als auch in Liechtenstein zum Beispiel keine gesetzlichen Grundlagen für einen Naturpark existieren, sind die Voraussetzungen unterschiedlich. Inhaltlich kann die Projektidee aber überzeugen, weil die Gemeinsamkeiten mit der verbindenden Berglandschaft Rätikon, dem historischen Kulturraum der Walser oder der heute ähnlichen Nutzung sehr gross sind.

 

Infoanlass

Erster öffentlicher Anlass zum Naturpark-Projekt in Küblis

Am Donnerstag, 17. August, findet im Hotel Terminus in Küblis der erste öffentliche Anlass im Rahmen der Machbarkeitsstudie zum Naturpark Rätikon statt (Beginn um 19 Uhr). In einem ersten Teil wird über das Projekt informiert; im zweiten Teil sind dann die Anwesenden im Rahmen eines Workshops aufgefordert, ihre Ideen und Standpunkte einzubringen. Der Anlass ist öffentlich und steht damit allen Interessentinnen und Interessenten offen. Aus organisatorischen Gründen ist eine Anmeldung per Mail an info@praettigau-davos.ch erwünscht.

 

(Bild: Blick auf den mit knapp 3000 Metern höchsten Gipfel, die Schesaplana/zVg./Manuel Siegrist/Quelle: Medienmitteilung)