Leidenschaft, Versöhnung und Mord im Churer Stadtpark

FRECH – die Freilichtspiele Chur feierte gestern Abend Premiere der Theateraufführung CYRANO. Eine klassisch dramatische Liebesgeschichte mit hochkarätiger Schauspielbesetzung, in der gestritten, geliebt, versöhnt und getötet wird. GRHeute sprach exklusiv mit dem Schweizer Erfolgsregisseur Julian M. Grünthal.

Edmond Rostands Klassiker handelt vom genialen Poeten, Degenhelden und Provokateur Cyrano. Dieser traut sich nicht, seiner Angebeteten und Cousine Roxane seine Liebe zu gestehen. Denn Cyrano hält sich für hässlich. Stattdessen leiht er dem wunderschönen Beau – aber poesieresistenten – Christian de Neuvillette seine Worte, so dass dieser Roxane erobern kann. Ein verhängnisvoller Pakt, den die beiden hier eingehen, denn sie ahnen nicht, dass kurz danach der Krieg hereinbricht.

Cyrano verwandelt den Churer Stadtpark vom 21. Juli bis 13. August in eine spektakuläre und unterhaltsame Theaterbühne. Wobei das Ensemble bewusst auf eine aufwändige Requisite verzichtet – denn der Park selbst dient als perfekter Schauplatz dieser klassischen Geschichte.

Cyrano 45

Hochkarätige Besetzung

Das herzzerreissende romantisch-komödiantische Drama aus dem 17. Jahrhundert wird von Julian M. Grünthal (Schweizer Theaterpreisträger 2016) perfekt inszeniert. Denn ihm gelingt, Romantik mit Aktualität zu verbinden und diese zeitlose Geschichte um Liebe, Stolz und Selbstzweifel in ein überraschend neues Licht zu rücken. Wobei die Bühne – der Stadtpark – einen beachtlichen Beitrag zum perfekten Schauspiel-Abend mitten in der Stadt leistet. Umgeben von der düsteren Dunkelheit und dem natürlichen Charme dieser einmaligen Atmosphäre, zieht das Stück die Zuschauer in ihren Bann und lässt das Publikum Teil dieser grossartigen Geschichte werden.

Zweifellos steht und fällt aber auch die Qualität einer solch herausfordernden Aufführung mit dem Ensemble auf der Bühne. Mit Peter Jecklin in der Hauptrolle als Cyrano, Charlotte Engelbert als Roxane, Jaap Achterberg als Graf Guiche, Nicolas Zogg als Laienschauspieler und Rapper Gimma, der die musikalische Leitung übernimmt, stellt sich Julian als Regisseur der Herausforderung und spricht exklusiv mit GRHeute über das gute Stück, die Liebe und die Leidenschaft, Poesie und Inszenierung.

Das Stück CYRANO: ein Klassiker! Julian, wie kam es dazu, dass du die Regie dieses sagenhaften Stücks übernommen hast?

Ich wollte das Stück schon ganz lange inszenieren. In dieser Story ist einfach alles drin. Einerseits ist es total lustig, es hat eine wundervolle Sprache und es ist äusserst romantisch. Andererseits geht es um Krieg, der die zwischenmenschlichen Beziehungen gefährdet, es geht um Freundschaft und Selbstzweifel. Das Stück zeigt einfach alles, was einen heutzutage beschäftigt. Ausserdem hat es eine unendliche Fülle von Rollen und ist von daher perfekt für ein gemischtes Ensemble geeignet.

Das altbekannte Stück, Cyrano de Bergerac handelt von Liebe und Leidenschaft, Streitereien und Mord. Hast du das klassische Stück heute modernisiert?

Ja, durchaus. Wir spielen das Stück in einer Zeit, wie sie heute sein könnte. Mit zeitgenössischen Kostümen. Ausser: die einzige Figur, die sich weigert, mit dieser Zeit mitzugehen, ist natürlich Cyrano. Er ist der ewige Rebell, der ewige Provokateur, ein Sonderling in dieser Zeit und gleichzeitig ein absoluter Romantiker.

Die zweite, grosse Veränderung, die wir vorgenommen haben, ist die Besetzung der Hauptrollen. Normalerweise ist Cyrano Mitte 20, unglaublich agil, voll im Saft und wird dann langsam älter. Doch wir haben uns bewusst dafür entschieden, das Thema Vergänglichkeit, Angst vor dem älter werden und dem Tod und welche Bedeutung dabei die Liebe hat in den Vordergrund zu stellen. Bei unserer Aufführung hingegen sind die Hauptfiguren solche, die genau wissen, wo sie im Leben stehen, die wissen, dass es jede Minute vorbei sein kann und sich gleichzeitig dabei mit Händen und Füssen dagegen wehren.

Siehst du in diesem Stück Parallelen zu deinem Leben?

Hmmm.. (schmunzelt). Es gibt so einige Dinge in der Figur von Cyrano, in der ich mich wiedererkenne. Aber nicht unbedingt in der Art und Weise wie ich gerne sein möchte, sondern in der Art und Weise, wie es mir manchmal passiert. Sobald Cyrano sich unterordnen soll, oder sobald er arbeiten muss um Geld zu verdienen oder für einem Mäzen arbeiten muss, der ihn finanziert, ist es das Erste was er macht: dem Mäzen die Hand abbeissen. In manchen Momenten erkenne ich mich da auch wieder. Wenn ich merke, dass ein Druck auf den Inhalt oder die Inszenierung eines Stücks entsteht, kann ich schnell mal überreagieren.

Dein Name hat nicht nur in der Schweiz, sondern bereits weit über die Landesgrenzen hinaus in der Film- und Theaterbranche einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Passt denn die Stadtpark-Aufführung in deine Karriere?

Absolut. Für mich gibt es an dieser Aufführung nichts, was kleiner wäre als bei einer Kinoproduktion. Ich werte auch keinesfalls die Arbeit mit Profis und Laien, sei es bei einer Theater- oder Filmproduktion. Für mich ist alles Eins. Es geht mir nämlich darum, eine Geschichte zu erzählen, die eigene Intention dem Publikum näher zu bringen. Zudem habe ich mich bereits vor Jahren, bei meinen früheren Arbeiten in die Stadt Chur verliebt. Diese Stadt hier, mit ihren rauen Landschaften, die hat mich sofort gefangen genommen. Chur ist eine von wenigen Städten, wo ich mir vorstellen könnte auch hier zu leben.

Was darf das Publikum vom Stück Cyrano erwarten und welche Erwartungen hast du an dein Publikum?

Das Publikum darf einen wunderschönen und lustigen Abend erleben und zugleich einen Abend, der einen mitreisst, der sehr romantisch ist und gleichzeitig einen auch sehr traurig stimmen kann. Auf jeden Fall bietet ein solcher Abend alles, was ein spannender Theaterabend ausmacht.

Ich wünsche mir auch, dass das Publikum diesen Stadtgarten, wie man ihn kennt, so sieht, wie er ist. Und ihn auch aus einem anderen Blickwinkel sieht, wie man ihn noch nie gesehen hat und niemals wieder sehen wird, da er ja im nächsten Jahr wahrscheinlich umgebaut wird. Ich wünsche mir aber auch, dass die Leute zahlreich erscheinen und danach glücklich wieder nach Hause kehren.

Cyrano 46

Cyrano de Bergerac ist spätestens seit der Verfilmung des Stoffes mit Gerard Depardieu in der Hauptrolle den Meisten ein Begriff und bietet alles, was einen packenden Theaterabend ausmacht: Wunderschöne, poetische Sprache, Romantik, Derbheit und ein perfekter Wechsel zwischen rasantem Witz und Drama.

Während bei schönem Wetter die Aufführungen im Stadtpark Chur stattfinden, lädt die Postremise zur bildhaft schönen Fotovernissage des Bündner Fotografen Momir Cavic.

Informationen und Tickets unter: www.freilichtspiele-chur.ch

Aufführungen
25/26/27/28/29/30. Juli
2/3/4/5/6. August
8/9/10/11/12/13. August

 

(Bilder: Momir Cavic)