Mit einer kämpferischen Leistung gewinnt der HC Prättigau-Herrschaft das Nachtragsspiel gegen die EHC Dürnten Vikings mit 3:2.
Die Finalserie der 2. Liga Ost hatte es bisher in sich: Das erste Spiel entschieden die Dürnten Vikings zu Hause klar für sich, und nach dem 6:1 kamen Erinnerungen ans Vorjahr wach. Die zweite Partie in Grüsch wurde dann zum Skandalspiel (GRHeute berichtete), das vom SIHF offiziell annulliert wurde. Die Rede war von Rissen im Eis, aber auch von absichtlichen Aufgeben seitens der Dürntner sowie überhartem Benehmen seitens der Bündner. Sei es drum, die Partie war gestrichen und würde nun an diesem warmen Sonntag nachgetragen.
Dazwischen fand noch Spiel 3 in Dürnten statt. Und auch da blieb das Heimteam am Ende Sieger. Die Nordbündner rannten bis zum Schluss an, verloren aber auch das zweite offizielle Spiel, diesmal denkbar knapp mit 3:4. Somit stand es in der Serie bereits 2:0 und die Zürcher besassen den ersten Matchpuck.
So kam es am Sonntag Nachmittag zu einer Premiere: Das (nachgetragene) Spiel 2 könnte bereits die Entscheidung im Finale bringen. Dass die Serie zuletzt extrem intensiv und gehässig ablief, trug zusätzlich zur Spannung bei. Dementsprechend viele Zuschauer tummelten am Nachmittag bei Sonnenschein ins Prättigau. Rund 350 Besucher füllten die Eishalle, darunter Fans von verschiedensten Vereinen, eine grosse Schar mitgereister Dürntner Wikinger mit Trommeln und Fahnen, und natürlich die Prättigauer Jugend-Fraktion, die per Megafon ununterbrochen die Vikings mit Obszönitäten beschimpften. Niemand schien sich die mögliche Entscheidung in der hochstehenden Finalserie entgehen zu wollen.
Die Prättigauer starteten stark in die Partie und verzeichneten ein Chancenplus, Dürnten wiederum musste sich oftmals mit Strafen wehren. Die dritte Überzahlmöglichkeit wurde dann zum viel umjubelten 1:0 verwandelt. In der 19. Minute verwandelte der Routinier Aaron Tischhauser die Vorlage von Kai Kessler zur erstmaligen Führung für die Prättigauer.
Die Partie wurden im zweiten Drittel noch intensiver und weitere eine Stufe physischer. Praktisch im Minutentakt wurden Highlight-Checks von Gehässigkeiten abgelöst, stets musikalisch unterlegt von lauten Aufschreien, Trommeln und Gebrüll. Ein wahres Playoff-Fest. Und auch das Spiel mit dem Puck war ein Kampf auf Messers Schneide: Während Kai Kessler mit einer schönen Aktion in der 23. Minute den Vorsprung auf 2:0 ausbauen konnte, schafften die Vikings nur 22 Sekunden später den Anschlusstreffer zum 2:1. Das Spiel war geprägt von Hektik, vielen (sauberen) Checks und Tempo. Beide Teams ackerten auf dem Feld, besannen sich auf ein einfaches Dump-and-Chase System und versuchten, die Scheiben in den Ecken zu erarbeiten.
Bei Spielhälfte war es dann erneut Kessler, der sich selbst zum MVP erkor: Im Powerplay wurde seine Vorlage unabsichtlich von einem Viking ins eigene Tor abgelenkt und so zum 3:1 Gamewinner für Prättigau-Herrschaft.
Kurz vor dem letzten Drittel leisteten sich die Bündner aber erneut ein paar Aussetzer, liessen sich auf Geplänkel ein, und sammelten prompt mehrere Strafen. Eine 90-sekündige 3-gegen-5-Situation konnte aber souverän überstanden werden, und ab da spürte man, dass Prättigau diesen Sieg nicht mehr hergeben würde. Während Dürnten bemüht war, mit Tempo ins gegnerische Drittel zu kommen, und ab und zu auch brenzlig vor dem 19-jährigen Goalie Jamal Kotry auftauchte, beschränkte sich Prättigau darauf, den Vorsprung zu verwalten. Nebst einigen Breakaways gelang dies den Bündner sehr gut – selten konnten die Zürcher sich im Drittel festsetzen.
Und auch im letzten Drittel zeichnete sich ein ähnliches Bild ab. Dürnten hatte mehr Spielanteile, aber wenige zwingende Aktionen. Als die Zürcher in der 46. Minute dann aber den erneuten Anschlusstreffer erzielten, bahnte sich eine spannende Schlussphase an. Und als Prättigau-Herrschaft in den letzten zehn Minuten zweimal in Unterzahl spielen musste, rechneten die einheimischen Fans mit dem Schlimmsten. Am Ende retteten die Bündner den Sieg aber über die Zeit und schafften so das Rebreak (das eigentlich gar kein Break ist). Der Sieg geht so in Ordnung, denn der HC Prättigau-Herrschaft hat in einer hart umkämpften Partie die besseren Special Teams gehabt und abgebrühter gespielt.
In der Best-of-Five-Finalserie steht es jetzt 1:2 für Dürnten. Die beiden Teams haben nun drei offizielle Partien bestritten, das ominöse Donnerstag-Spiel fand nie statt. Am Dienstag geht es weiter mit Spiel 4, erneut in Grüsch. An der Ausgangslage hat sich nichts geändert: Der HC Prättigau-Herrschaft muss gewinnen, sonst ist die Saison zu Ende. Spielbeginn ist um 20 Uhr.
–
(Bild: GRHeute)