Das Staatsarchiv Graubünden veröffentlicht eine neue Publikation in seiner Reihe Quellen und Forschungen zur Bündner Geschichte (QBG). Unter dem Titel «Leben am Fluss» erscheint eine umfassende umweltgeschichtliche Darstellung des Alpenrheins.
Aufgearbeitet wird im Buch das historische Verhältnis der Ufergemeinden und ihr Umgang mit dem Fluss. Dieser wurde als Naturgefahr und zugleich als natürliche Ressource wahrgenommen. Lange wollte man ihn rigoros kanalisieren; heute möchten ihn viele gerne renaturieren.

Alpenrhein ist die Bezeichnung für den Lauf des Rheins zwischen dem Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein bei Reichenau in Graubünden und der Mündung in den Bodensee. Davon berücksichtigt die Publikation die oberen Abschnitte bis Buchs im Kanton St. Gallen.

Mit Verbauungen und Korrektionen des Flusslaufs versuchte man sich vor Hochwasser zu schützen. In historischer Zeit bildete der Alpenrhein aber auch einen wichtigen Verkehrs- und Transportweg. Auf Flössen wurden Personen und Waren befördert. Von besonderer Bedeutung war die Holzflösserei. Auch die Wasserkraft des Alpenrheins wurde schon früh genutzt. Schwemmholz diente als Brennstoff, und aus dem Flussbett wurden Kies und Sand – wertvolle Baustoffe – gewonnen.

Neben dem Hochwasserschutz und den mannigfaltigen Nutzungsformen haben in jüngerer Zeit die Aspekte des Umweltschutzes an Gewicht gewonnen. Renaturierungen bezwecken die Wiederherstellung eines breiten und verzweigten Flussbettes. Dies ermöglicht eine natürlichere Wasserführung und eine grössere Biodiversität.

Das Buch bietet reiches Anschauungsmaterial für die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt wie auch für die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden, Kantonen und Ländern am Lauf des Flusses.
(Bilder: zVg./Titelbild: Floss bei Reichenau. Kolorierte Aquatinta von Johann Jakob Meyer, 1825.)