Davos rüstet sich für die Zeit nach der «Ära Branschi»

Die Davos Destinations-Organisation (DDO) hat an ihrer Generalversammlung den digitalen Geschäftsbericht präsentiert. Höhepunkte waren dabei nicht nur ein Jahresgewinn von fast 300’000 Franken, sondern auch die Einblicke in die neue Destinationsstrategie. Im Frühling 2024 zeichnet sich ein bedeutender personeller Wechsel ab: Der langjährige CEO Reto Branschi tritt ab und wird vom Tourismusdirektor von Lenk-Simmental, Albert Kruker, abgelöst.

66 Genossenschafterinnen und Genossenschafter folgten der Einladung ins Kongresszentrum Davos. Die Davos Destinations-Organisation (DDO) präsentierte heute Morgen auf der Generalversammlung sehr erfreuliche Zahlen. So verzeichnete Davos Klosters vom 1. Mai 2022 bis 30. April 2023 exakt 3‘116‘087 Logiernächte, was einem Plus von 2.27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Damit nicht genug: Ein Blick auf die Erfolgsrechnung zeigt einen Jahresgewinn von CHF 293’465.25. Reto Branschi, CEO/Direktor, freut sich: «Das Geschäftsjahr 2022/23 erzielte das zweitbeste Resultat der letzten zehn Jahre.» Verwaltungsratspräsident Toni Morosani ergänzt: «Wir sind stolz, dass wir trotz unsicherer Zeiten mit der ersten Wintersaison nach der Coronapandemie, der Energiekrise und dem fortwährenden Ukrainekrieg einen hervorragenden Jahresabschluss präsentieren können.» Eine Neuigkeit gab es auch aus dem Verwaltungsrat: Hansjürg Christoffel hat nach neun Amtsjahren seinen Rücktritt bekannt gegeben.

Digitaler Geschäftsbericht mit Video-Interviews 

Reto Branschi, Direktor/CEO, freut sich aber nicht nur über die guten Zahlen. Beim Video-Interview im digitalen Geschäftsbericht spricht er auch über seine Herzensprojekte. Eines davon ist die Nachhaltigkeit. Bis 2030 soll Davos der erste klimaneutrale Ferienort werden. Erste Erfolge sind sichtbar: So wurden 83’000 Franken aus dem «Klimafonds Davos» in nachhaltige Projekte investiert. Zwei davon betreffen den HC Davos. Sie zielen auf verbesserte Mobilität, damit Hockeyfans bessere Zuganbindungen haben und auf die Einführung von Mehrweggeschirr.

Ein weiteres Herzensprojekt ist das Bike-Mehretappenrennen Swiss Epic, das Branschi vor fünf Jahren nach Graubünden geholt hat. «Das Swiss Epic bringt dem Kanton Graubünden jährlich 10’000 Übernachtungen – und somit eine enorme Wertschöpfung», erklärt Branschi. Der digitale Geschäftsbericht mit Video-Interviews, Zahlen und Statistiken sowie Einblicke in die verschiedenen Abteilungen ist unter report.davos.ch ersichtlich.

Eine neue Ära zeichnet sich ab 

Apropos Reto Branschi: Nach über 16 Jahren steht der jetzige Direktor/CEO vor seiner letzten Wintersaison, voraussichtlich Ende Mai 2024 geht er in den Ruhestand. Die Nachfolgesuche ist schon seit einiger Zeit im Gange, wie VR-Präsident Toni Morosani an der GV ausführte: «Die neue Stelle werden wir nach Vereinbarung besetzen, idealerweise, bevor Branschi aufhört. Während der Bewerbungsfrist sind insgesamt über 80 Bewerbungen eingegangen, zehn davon waren valabel.» Gewählt wurde schliesslich der 48-jährige Albert Kruker, seit 2012 Tourismusdirektor von Lenk-Simmental. Zuvor war der Betriebsökonom als Wirtschaftsförderer des Kantons Glarus tätig. Kruker wird seinen Posten in Davos gemäss Mitteilung spätestens per 1. Juli 2024 übernehmen.

Ganz vorbei wird es für Branschi allerdings auch ab Frühling nicht sein: Er wird noch ein grosses Digitalisierungsprojekt der Destination weiterbetreuen. Branschi freut sich aber auch auf die Zeit danach: «Endlich werde ich Gelegenheit haben, mich den Dingen zu widmen, für die ich bisher zu wenig Zeit hatte. Dazu zählen Bücherlesen, Radfahren im Sommer und Skifahren im Winter. Ich wollte immer vorwärtsgehen und die Destination mit neuen Projekten weiterbringen. Die Grenzen zwischen meiner Arbeit und Freizeit waren deshalb immer fliessend.» 

Neue Strategie, gleiches Ziel

Doch nicht nur mit dem neuen CEO Kruker beginnt für die DDO ein neues Kapitel. Es gibt auch eine neue Destinationsstrategie, die an der GV von Peder Plaz, Firma Hanser Consulting, vorgestellt wurde. «Es war an der Zeit, die DDO-Strategie zu überarbeiten», erklärte VR-Präsident Toni Morosani. Es herrschte nicht immer Einigkeit, aber schliesslich konnte sich der Verwaltungsrat auf ein Strategiepapier einigen, das – sollte es der Tourismusorganisation gelingen, dessen Ziele umzusetzen – spürbar zur touristischen Entwicklung der Destination Davos Klosters bis 2035 beitragen wird. So soll künftig die Sommersaison gestärkt werden.

Mit gutem Grund: Zurzeit generiert der Tourismus drei Viertel seiner Wertschöpfung im Winterhalbjahr. So soll konkret das Marketing für die Fernmärkte verstärkt und die Aufenthaltsqualität vor Ort verstärkt werden. Aber auch vermehrt Genussangebote für Seniorinnen und Senioren sollen geschaffen werden, denn diese Gästeschicht nimmt in den nächsten Jahren aufgrund der demografischen Entwicklung markant zu. Das übergeordnete Ziel bleibt allerdings gleich: Gäste nach Davos Klosters zu holen und diese möglichst zu Stammgästen zu machen.

 

 

(Bild: Gian Ehrenzeller/zVg.)