Die Reformierte Kirche Chur nutzt das Jubiläumsjahr zur Lancierung von neuen Medien: Nach dem Erfolg des Theaters Comander folgen nun der Podcast für Jugendliche, das Vorlese- und Malbuch für Kinder sowie der Comic über den Churer und Bündner Reformator.
Die Geschichte Graubündens ist eng mit der Reformation in Chur und im Kanton verknüpft, welche vor 500 Jahren durch den Reformator Comander eingeleitet wurde. Dank der Bibelübersetzung und Förderung von Schulen trug die Reformation wesentlich zur Bildung bei. Die Reformierte Kirche Chur feiert das Jubiläum «Comander2023» mit den fünf Leuchttürmen Antistitium und Disputation, Theater, Gemeinde sowie Besinnung. Vier der fünf Leuchttürme sind schon vorbei.
Vor dem besinnlichen Advent lanciert die Reformierte Kirche Chur nun drei neue Medien für Jugendliche, wie die Organisatoren des Comanderjahrs am Donnerstag mitteilten. Präsident Curdin Mark möchte den Jugendlichen mit Medien, welche ihnen vertraut sind, die Bedeutung der Werte der Reformation näher bringen. «In einer zunehmend orientierungslosen Welt kann die Figur von Comander als Vorbild für die Suche von Gemeinschaft dienen», ist Curdin Mark überzeugt
Handeln statt Warten
Paola Cotti will Handeln, statt Warten. Sie ist im Vorstand der Reformierten Kirche Chur verantwortlich für das Ressort Bildung. Auch als Klassenlehrperson macht es ihr Sorgen, dass die Hälfte der Kinder den Religionsunterricht nicht mehr besuchen. Zusätzlich drohen die Pensen aus Kostengründen noch mehr zusammen gestrichen zu werden. «Neue Formate für die religiöse Bildung sind daher eine Chance, den Kontakt zu den Jugendlichen nicht zu verlieren», erklärt Paola Cotti. Sie hat sich auch dafür eingesetzt, dass zum Vorlese- und Malbuch sowie zum Comic zwei Arbeitsmappen als ergänzende Materialien für Lehrpersonen erschienen sind.
Die von der Churer Primarlehrerin Loredana Caso gestalteten Arbeitsblätter geben Inputs und Ideen für die Gestaltung von Lektionen zum Thema «500 Jahre Reformation in Graubünden» für die Primar- und Oberstufe. Beim Vorlese- und Malbuch wer- den für die 2. bis 5. Primarklasse sieben Themenbereiche angesprochen: Mut und mutig sein, Vergebung und Verzeihen, Luther und die Reformation, Comander und die Freundschaft, Religionsfriede und Glaubensfreiheit sowie Comanders Charakter und das Abendmahl.
Die Arbeitsblätter des Comics sind für Schüler:innen von der 6. Primarklasse bis zur 3. Oberstufe geeignet. Die Themen sind unter anderem der Lebenslauf Comanders, Reformation und Luther, Pest, Ablasshandel, Unruhen und Kriege, Frieden zwischen den Konfessionen, Abendmahl und Zivilcourage. Genau wie beim erfolgreichen Freilichttheater FRECH mussten beide Publikationen die historischen Lücken zum Leben von Comander mit zur Zeit passenden, aber teilweise fiktiven Handlungen ergänzen.
Acht Podcasts zu Comander
Nach dem Grosserfolg des Freilichttheaters FRECH wurde der Aroser Schauspieler und Sprecher, Christian Sprecher, von der Reformierten Kirche als Sprecher der Comander-Podcasts verpflichtet. Autorin Sabine-Clauda Nold hat acht- bis zehnmütige Folgen geschaffen, welche vom Churer Musikproduzenten Lou Zarra professionell abgemixt worden sind. Die Podcasts werden am Sonntag, 1. Oktober um 9 Uhr und Montag, 2. Oktober 2023 um 21 Uhr in der Sendung Spirit von Radio Südostschweiz (RSO) vorgestellt. Exklusiv als Download verfügbar sind sie auf www.comander2023.ch bzw. dem Youtube-Kanal der Reformierten Kirche Chur.
Sabine-Claudia Nold war es wichtig, mit dem Podcast neben Luther und Zwingli auch Comander bei den Jugendlichen als Reformator bekannt zu machen. Die acht Folgen zeichnen auf unterhaltende Weise chronologisch das Leben und Wirken des Reformator im Mittelalter: Die Machenschaften der Kirchenoberen bewegen Johannes Dorfmann, als Comander Chur und Graubünden zu reformieren. 1523 beruft ihn der Stadtrat in die Martinskirche, um die Reformation in die Herten der Menschen zu bringen. 1524 schreibt Comander einen dringlichen Brief an den Stadtrat. Ein Jahr darauf sieht er durch die Täufer die Reformation in Gefahr. Comander wird er Ketzerei beschuldigt und muss sich vor den Abgeordneten der Drei Bünde verteidigen. Daraufhin kehrt Ruhe ein – nur nicht im Engadin und in den Bündner Südtälern. Nach 15 Jahren Reformation hat die Nikolaischule regen Zulauf, aber den Erwachsenen fehlt es an Disziplin. 1550 folgt die grosse Pest, welche nicht nur die Familie von «Vater Comander» in Not bringt.
Die Taube Frieda
Das Vorlese- und Malbuch trägt den Titel «Comander und sein Heldenmut». Die Churer Primarlehrerin Loredana Caso hatte die Idee dazu. Sie malte die Bilder und entwickelte zusammen mit Theologin Sabine-Claudia Nold die Texte. Erzählt wird die Geschichte Comanders durch die Taube Frieda in kindgerechter Sprache ab 6 Jahren. Das Buch eignet sich zum (Vor)lesen, Ausmalen und Ausprobie- ren. Die Arbeitsmaterialien dazu beinhalten auch einige Überraschungen wie ein Kochrezept, ein Kreuzworträtsel oder ein Lied. Loredana Caso ist es wichtig, den Kindern keine abstrakten Inhalte zu vermitteln. Es sei eine Herausforderung gewesen, historisch korrekt zu sein und die Kinder gleichzeitig emotional anzusprechen. Das Buch kostet 8 Franken – mit den Arbeitsblättern 20 Franken (ISBN 978-3-033-09768-1).
Comander – der Comic
Auch wenn von Johannes Comander nicht viel bekannt ist, war er eine wichtige Figur für die Reformationsgeschichte der Schweiz. Der Comic von Gian Frigg wirft einen spannenden Blick auf Comander und die Zeit, in der er lebte und wirkte. Der Comic ab 12 Jahren ist durchaus auch für Erwachsene geeignet. Gian Frigg wurde bei den Texten ebenfalls von Theologin Sabine-Clauda Nold unterstützt. Der pensionierte Churer Ingenieur und Maler zeichnet Comics erst seit acht Jahren und wurde mit seinem Comic über HR Giger im Kunstmuseum bekannt. Er will den Menschen beim Lesen ein Schmunzeln auf die Lippen zaubern. Ob er darum den eher langhaarigen Comander mit einem Kurzhaarschnitt ausgestattet hat? Der Comic kostet 16 Franken – mit den Arbeitsblättern (60 Seiten) Fr. 35 (ISBN 978-3-033-09768-8).
(Bilder: zVg)