Alexandersson und Kyburz verteidigen die Krone

Das Mitteldistanz-Rennen an der OL WM 2023 in Flims Laax wurde zur Machtdemonstration der beiden Titelverteidiger. Tove Alexandersson (Schweden) und Matthias Kyburz (Schweiz) setzten sich mit grossem Vorsprung durch.

Das Heimpublikum tobte, als Matthias Kyburz in die Zielarena einbog. Der 33- jährige Schweizer, als Letzter gestartet, konnte es sich noch leisten, eine Schweizer Flagge zu schnappen und auf den letzten Metern mit Fans abzuklatschen: Zwei Minuten und mehr betrug sein Vorsprung auf die Konkurrenz am Ende.

«Es war ein fantastisches Gefühl, vor dieser Kulisse einlaufen zu können», sagte Kyburz, der den siebten WM-Titel seine Karriere holte, den dritten über die Mitteldistanz. Der Titelverteidiger brachte die technisch anspruchsvolle Bahn im Bergsturzgebiet am Caumasee ohne nennenswerte Fehler hinter sich. «Ich hatte mir vorgenommen, mir wie Pac-Man im gleichnamigen Videospiel ein Kartenobjekt nach dem anderen zu schnappen», so Kyburz. «Das ist mir gelungen, ich hatte jederzeit die Kontrolle über meinen Lauf.»

Als Gewinner der Silbermedaille machte Joey Hadorn den Schweizer Doppelsieg perfekt. Der 26-Jährige sicherte sich dank eines starken Schlussteils den ersten WM-Podestplatz seiner Karriere. «Diese Medaille ist eine grosse Genugtuung, nachdem es mir bisher an Weltmeisterschaften nie ganz aufgegangen ist.» Umso grösser war die Freude, als er in einem Wettkampf von höchstem technischem Schwierigkeitsgrad und im eigenen Land reüssieren konnte.

«Ich hatte zu Beginn physisch kein besonders gutes Gefühl», sagte Hadorn, der zu Posten 8 zudem einen kleineren Umweg in Kauf nehmen musste. «Am Ende konnte ich aber noch einige Kraftreserven mobilisieren.»

Für die Überraschung des Tages sorgte der Österreicher Jannis Bonek als Dritter. 26 Jahre nach der Goldmedaille seiner Landsfrau Lucie Böhm gewann er die erste WM-Medaille für das österreichische Männerteam. «Ich bin überglücklich», strahlte der 24-jährige Wiener, nachdem er ein nahezu makelloses Rennen abgeliefert hatte. «Ich hätte nie geglaubt, dass ich hier aufs Podest laufen könnte. Dies insbesondere, nachdem ich kurz vor der WM noch mehr als eine Woche krank war.»

18. WM-Titel für Alexandersson

Nicht weniger souverän als Kyburz lief Tove Alexandersson bei den Frauen zum 18. WM-Gold ihrer Karriere. Die 30-jährige Schwedin war derart überlegen, dass sie sich sogar noch kleinere Fehler im Start- und im Schlussteil erlauben könnte. «Es war kein perfektes Rennen, aber der Mittelteil ist mir richtig gut gelungen», resümierte Alexandersson, die nach ihrem fehlerhaften Auftritt über die Langdistanz ihre Enttäuschung nicht versteckt hatte.

Für Alexandersson war es die 30. WM-Medaille ihrer Karriere – und ihr sportliches Palmarès scheint noch lange nicht abgeschlossen. «Meine Liebe zum Orientierungslauf ist ungebrochen», sagte sie. «Diese Sportart macht mir einfach unglaublich Spass.»

Silber ging an Natalia Gemperle. Die Weltmeisterin von 2018 und gebürtige Russin gewann nach ihrem Nationenwechsel die erste Medaille für die Schweiz. Gemperle wurde unterwegs von Alexandersson eingeholt. «Ich hatte Mühe, ihr horrendes Tempo mitzugehen», sagte Gemperle, die trotzdem konzentriert blieb und ihre Konkurrentin im Schlussteil nach einer technischen Unsicherheit der Schwedin zwischenzeitlich nochmals distanzieren konnte. 2:18 betrug Gemperles Rückstand in der Schlussabrechnung.

Bronze ging an die Schwedin Hanna Lundberg, die sich einen Tag vor ihrem 21. Geburtstag ihre erste WM-Medaille sicherte. Lundberg holte früh im Rennen ihre Teamkollegin Sara Hagström ein, konzentrierte sich aber ganz auf ihren eigenen Wettkampf. «Ich freue mich riesig über diese Medaille», sagte sie. «Mir ist ein nahezu fehlerfreier Lauf gelungen.»

Langdistanz-Weltmeister neben dem Podest

Eine Enttäuschung setzte es für Langdistanz-Weltmeisterin Simona Aebersold (13.) ab. Nach einem harzigen Beginn setzte die Schweizerin zu einer Aufholjagd an und lag nach Dritteln der Strecke auf Podestkurs, bevor sie sich mit einem groben Richtungsfehler definitiv von den Medaillen verabschiedete. Auch ihr Freund Kasper Harlem Fosser (Norwegen) verpasste nach seinem Langdistanz- Titel als Siebter das Podest.

 

(Bilder: zVg.)