Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Tourismus, Politik und Gesellschaft haben den Verein «Graubünden Wasser» gegründet. Sie wollen Wissen rund um Wasser, Klima und Nachhaltigkeit in Graubünden fördern und vermitteln. Der Kanton Graubünden und zahlreiche Unternehmen unterstützen die Initiative.
«Der Überfluss ist der Feind aller Wertschätzung», sagte Wasserbotschafter Ernst Bromeis am Dienstag bei der Vorstellung der Initiative «Graubünden Wasser» im Schloss Reichenau direkt am Rhein. «Noch vor wenigen Jahren hätte sich kaum jemand vorstellen können, dass wir im Wasserschloss Graubünden über die Endlichkeit des Wassers reden müssten.»
Das Thema Wasser ist hochaktuell: «Der Winterniederschlag hat seit 1970 zwar um 20 bis 30 Prozent zugenommen, aber der Schnee bleibt infolge des Temperaturanstiegs weniger lange liegen und trockene Winter sind keineswegs auszuschliessen, wie die aktuelle Entwicklung zeigt», sagte der Wetter- und Klimaforscher Prof. Dr. David Bresch von der ETH Zürich: Ohne Klimaschutz werde das Wasser zeitweise und regional so knapp oder so warm werden, dass der Mensch sich einschränken müsse und die Natur leide.
Mit Bildungs- und Tourismusangeboten will Graubünden Wasser die Sensibilisierung für Themen rund um Wasser, Klima und Nachhaltigkeit im Berggebiet stärken, den Wasser- und Klimaschutz, das Wassermanagement und Renaturierungen von Gewässern fördern und einen Beitrag zur nachhaltigen Wertschöpfung in Bergregionen leisten. Dazu führt der Verein eigene Veranstaltungen durch und unterstützt auch die Tätigkeit anderer.
Dialogplattform
«Graubünden Wasser versteht sich als dynamische Dialogplattform und fördert eine neue Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft und öffentlicher Hand», sagte der Nachhaltigkeitsexperte Dr. Thomas Streiff, Mitinitiant von Graubünden Wasser. «Der langfristig nachhaltige Umgang mit der Ressource Wasser ist eine grosse Herausforderung. Wir laden alle Akteure zu einem Dialog ein, um mit Fakten aus der Wissenschaft an Lösungsansätzen für die Zukunft zu arbeiten.»
Graubünden Wasser unterstütze beispielsweise das «Forum Aua Forta», das Mitte Juni im Unterengadin stattfinde, sagte Mitinitiant Prof. Stefan Forster, Leiter des Forschungsbereichs Tourismus und nachhaltige Entwicklung der ZHAW. 2023 beleuchte das Forum das Wasser als touristische Attraktion. «Die Wasserknappheit hat auch den alpinen Tourismus erreicht», sagte Forster. «Wir besprechen, wie touristische Anbieter, Bevölkerung und Gäste mit den Herausforderungen umgehen.»
Die Idee von Graubünden Wasser reiche weit über den Kanton hinaus, sagte Ernst Bromeis: «Wir setzen unsere Anliegen und unsere Massnahmen immer in einen nationalen und internationalen Kontext. Die Flüsse Rhein und Inn zeigen symbolisch – aber auch praktisch – unsere europäische Verbundenheit und Verpflichtung auf.»
Finanziert wird die Tätigkeit von Graubünden Wasser aus Beiträgen der Wirtschaft und der öffentlichen Hand. Der Kanton Graubünden unterstützt Graubünden Wasser mit Mitteln aus der Neuen Regionalentwicklung (NRP) bis 2026 mit rund 260’000 Franken. Auch zahlreiche Unternehmen und deren Kund:innen tragen zur Tätigkeit von Graubünden Wasser bei.
Touristische Relevanz
Hotelier Andreas Züllig, Präsident von Hotelleriesuisse, verkauft in seinem Hotel Schweizerhof in Lenzerheide seit Jahren Leitungswasser in Karaffen und spendet den Erlös an Ernst Bromeis für dessen Tätigkeit. «Ernst Bromeis kümmert sich schon seit Jahren darum, die Menschen auf den sorgsamen Umgang mit diesem wertvollen Gut zu sensibilisieren. Für uns als Hotel war und ist es eine Selbstverständlichkeit, ihn zu unterstützen. Unsere Gäste erhalten viele Hintergrundinformationen zum Thema Wasser und schätzen das Engagement und die Unterstützung sehr.»
Für Gieri Spescha, Geschäftsführer der Marke Graubünden, ist das Engagement bei Graubünden Wasser auch eine Frage der Zukunftsfähigkeit: «Marken der Zukunft übernehmen Verantwortung und werden zu Akteuren des Wandels. Das Projekt Graubünden Wasser steht beispielhaft für diese Ausrichtung, zu der sich die Regionenmarke graubünden ohne Einschränkung bekennt.»
«Als Tourismuskanton haben wir die einmalige Möglichkeit, unseren Gästen den Wert des Wassers zu vermitteln und ihnen zu zeigen, wie wir mit diesem Geschenk verantwortungsvoll umgehen», sagte Tourismus-CEO Reto Branschi aus Davos Klosters.
An der Medienkonferenz zur Vorstellung von Graubünden Wasser waren auch Persönlichkeiten aus Politik und Zivilgesellschaft vertreten. Auch für Ständerat Stefan Engler geht die Thematik Wasser weit über Graubünden hinaus: «Die Konflikte rund um das Wasser werden zunehmen. Sie lassen sich nur lösen, wenn wir die unterschiedlichen Interessen in ein Gleichgewicht bringen – und sie betreffen uns alle: Staaten wie Private, Gemeinden, der Kanton und den Bund. Wasserpolitik kennt keine Grenzen.»
15 Jahre «Das blaue Wunder»
Für Wasserbotschafter Ernst Bromeis ist Graubünden Wasser die Fortsetzung der Initiative «Das blaue Wunder», die vor 15 Jahren begann. 2008 hatte er erstmals für Aufsehen gesorgt, als er durch alle Bündner Seen schwamm, um auf die Thematik des Wassers aufmerksam zu machen. 2010 folgten die grössten Seen aller Kantone und 2014 war er der erste Mensch, der den Rhein von der Quelle bis zur Mündung durchschwamm. Expeditionen von Tenero (TI) an die Expo Milano (2015) und an den Baikalsee (2019–2021) folgten.
Graubünden Wasser ist aktuell ein Verein, die Gründung einer Stiftung ist in Vorbereitung.
(Bild: GRHeute)