Bittere Niederlage für die Calanda Broncos: Der Schweizer American-Football-Meister verlor das CEFL-Halbfinale zuhause gegen den italienischen Meister Parma Panthers mit 9:21 (3:7, 6:0, 0:7, 0:7) ist damit aus dem internationalen Wettbewerb ausgeschieden.
Wie schon beim letzten grossen CEFL-Spiel vor der Corona-Krise, dem Endspiel 2019 gegen die Swarco Raiders, hatte ein umstrittener Schiedsrichter-Entscheid zu Ungunsten der Bündner massgeblichen Einfluss auf den Ausgang des Spiels. Und wie schon vor drei Jahren zeigten die Video-Bilder, dass die Refs beim fraglichen Entscheid tatsächlich falsch lagen – diesmal leider noch offensichtlicher als vor drei Jahren.
Die Niederlage allein auf den Schiedsrichter-Fehlentscheid zurückzuführen, täte dem Geschehen im Stadion Obere Au aber unrecht. Zu viele Chancen vergaben die Broncos das ganze Spiel über, zu wenig konnten sie das Laufspiel der Parma Panthers unterbinden.
Zwei-Skore-Rückstand statt Broncos-Führung
Zur angesprochenen Situation: Beim Spielstand von 14:9 für die Italiener rund sieben Minuten vor Spielende fing Broncos-Quarterback Chase Andries nach einem Trickspielzug einen Touchdown-Pass von Erik Rageth zur vermeintlichen 15:14-Führung der Broncos. Das Stadion Obere Au kochte – und verstummte sogleich.
Statt der Führung in den Schlussminuten vor rund 700 Fans entschieden die Schiedsrichter auf einen unvollständigen Pass. Argumentiert wurde, der Ball sei ausserhalb des Spielfeldes gefangen – die Video-Bilder zeigen allerdings ein anderes Bild, Andries hatte beim Passfang ganz klar einen Fuss im Spielfeld.
Die strittige Szene (Quelle: Youtube/Native Crew):
Chancen hätten die Broncos allerdings auch danach noch gehabt, doch sie vergaben anschliessend auch den vierten Versuch. Statt der eigentlichen Broncos-Führung kam Parma somit wieder in Ballbesitz und skorte seinerseits nach einem langen Drive über ihr amerikanisches Ballträgerduo zum Schlussresultat von 21:9. Das Spiel war entschieden. Eine frustrierende Niederlage für die Broncos, allerdings nicht allein wegen der strittigen Szene im Schlussviertel.
Die Broncos starteten mit einem dynamischen Drive und einem Field Goal von Erik Rageth zur 3:0-Führung. Die Italiener konterten postwendend: Mit einer massiven Line und effektivem Option-Lauspiel über ihre Amerikaner, Quarterback Brook Bolles und vor allem dem bulligen Linebacker/Fullback Dausan Dales, brachten sie die Broncos mal für mal in Verlegenheit. Ein Touchdown Bolles› zur 7:3-Führung der Panthers im Startviertel war die logische Folge.
Zur Pause noch vorne
In der Folge zeigten sich die Broncos zwar zielstrebig, allen voran der wieselflinke und schnelle belgische Running Back Brecht DeBoosere, der später allerdings verletzt ausfiel. Die Bündner verpassten es aber, ihre Chancen zu nutzen: Gleich zweimal misslang in der ersten Halbzeit ein vierter Versuch in aussichtsreicher Situation rund 25 Yards vor der Parma-Endzone.
Kurz vor der Pause klappte es doch noch: Broncos-Quarterback Chase Andries fand seinen Receiver Max Gray über die Mitte zur 9:7-Pausenführung der Bündner. Sinnbildlich für die «Wildpferde» an diesem Abend: Der Extrapunkt wurde – durch eine Strafe gegen Gray wegen übertriebenem Jubel 15 Yards weiter zurückgesetzt – hingegen geblockt.
Die zweite Halbzeit wog dann lange hin und her, bis sich Parma auf ihr schnörkelloses Laufspiel über Bolles/Dales besann und der Broncos-Defense ihren Willen aufzwang. Die Offense der Broncos hingegen stockte mehrheitlich, bis tief ins vierte Viertel, als sich die Bündner nochmals auf ihre Stärken konzentrierten und nach einem schönen Drive drauf und dran waren, die Führung an sich zu reissen.
Der Ref-Call an der Goalline war am Ende der Genickschlag für die Bündner, die den Panthers in der Folge nichts mehr entgegensetzen konnten und nach dem 9:21 das Spiel verloren geben mussten.
Fokus auf die Schweizer Meisterschaft
Für die Broncos ist das Aus im Europacup-Halbfinal gegen einen bärenstarken Gegner eine Enttäuschung, wäre ein Sieg doch möglich gewesen. Ein Weltuntergang ist das Aus aber nicht: Immerhin können sich die Bündner nun auf die Schweizer Meisterschaft konzentrieren und dürfen sich nun endlich auch auf eine Bye Week «freuen» – die kommt allerdings erst in zwei Wochen: Zuerst ist am nächsten Samstag NLA-Leader Bern Grizzlies zum Spitzenkampf in Chur zu Gast, dann folgt die Reise nach Winterthur, ehe nach 12 (!) Spielen in Serie endlich ein spielfreies Wochenende ansteht.
Ein kleiner Trost für die Broncos Family gab es am Samstag gleichwohl: Dank einem ungefährdeten 44:12-Sieg bei den Argovia Pirates feierte die Nachwuchs-Equipe der Broncos in der U19-Elite-Meisterschaft wie schon letztes Jahr den Qualifikationssieg.
(Bild: Sergio Brunetti/stockpix.it)