Das Jahresprogramm des Kunstmuseums auf einen Blick

Das Bündner Kunstmuseum in Chur hat sein Jahresprogramm 2022 präsentiert. Die Übersicht zu allen Veranstaltungen und Ausstellungen.

 

Ursula Palla. Nowhereland 
19.02. – 29.05.2022

Ursula Palla, 1961 in Chur geboren und aufgewachsen, lebt und arbeitet heute in Zürich. In ihrem Schaffen verflechtet sie Video mit Raumskulpturen und arbeitet mit empfindlichen Materialien wie gegossenem Zucker, Kohlestaub oder Schnee. Die Fragilität von Natur- und Tierwelt steht im Fokus vieler Werke.

Das Karamellzimmer von Ursula Palla.

Die Video- und Rauminstallationen von Ursula Palla sind poetisch und zeigen zugleich Leerstellen auf, die oft ein schales Gefühl zurücklassen und uns an unsere Verantwortung gegenüber Natur und Umwelt erinnern. Das Schaffen der Künstlerin ist damit hochaktuell und wird 2022 gleich in zwei Museen gezeigt: Im Bündner Kunstmuseum Chur werden im Erweiterungsbau sowie in der Villa Planta Installationen aus den letzten 10 Jahren gezeigt, für das Kunst(Zeug)Haus Rapperswil-Jona realisiert Ursula Palla eine Serie neuer Arbeiten.

Markus Müller. Im Umbau
19.02. – 03.07.2022

Skulpturale Techniken wie Schneiden, Sägen, Biegen oder Schleifen bestimmen das Formenvokabular der Werke von Markus Müller (*1970, CH). Im Künstlerbuch, das als erste Arbeit für die Ausstellung entsteht, macht er diese plastischen Prinzipien ersichtlich und zeigt die Verschränkungen zwischen Idee und Material auf. Erstmals eröffnet der Basler Künstler mit Bündner Wurzeln damit einen Zugang zu den Grundlagen seiner bildhauerischen Arbeit. Die Ausstellung wird schliesslich zur Bühne, auf der die Bedeutung des Dekorativen in unserer Kultur als auch die grundlegenden Fragen nach dem fragilen Wesen des Schöpfungsprozesses selbst verhandelt werden.

Wolfgang Laib. Crossing Rivers 
19.03.-31.07.2022

Wolfgang Laib (*1950, D) gilt als einer der bedeutendsten Künstler der Gegenwart. Sein Schaffen zeichnet sich durch eine tiefe Beziehung zur Natur und einem Bekenntnis zur Einfachheit aus. Dabei prägen östliche Philosophien aus Indien sein Leben und seine künstlerische Praxis seit den 1970er Jahren. Der Künstler ist dem Universellen, dem Zeitlosen auf der Spur und arbeitet mit natürlichen Materialien wie Pollen, Reis, Milch oder Bienenwachs.

Wolfgang Laib beim Einrichten.

Er findet dieses ganzheitliche Verständnis aber auch in unserer Kultur. In der Gegenüberstellung von einem kleinen Berg aus farbintensivem Blütenstaub und einem christlichen Reliquiar gestaltet Wolfgang Laib eine verblüffende Beziehung. Die Präsentation steht in einem ausgelegten Feld aus tausenden Reisbergen und führt uns direkt zu den Quellen seiner Poetik.

Hermann Scherer. Kerben und Kanten
18.06.-25.09.2022

Im Schaffen des Expressionisten Hermann Scherer (1893–1927) sind die letzten vier Lebensjahre die wichtigste Zeit. Hier wird „Scherer zu Scherer“, indem er, inspiriert von Ernst Ludwig Kirchner, völlig neue Wege beschreitet. Die Ausstellung nimmt Scherers graphisches Werken in Holz in den Fokus und zeigt, wie diese Technik seine Bestrebungen nach neuer Formfindung und figuraler Abstraktion katalysiert. Im Zentrum stehen dabei die originalen Holzstöcke, die zum ersten Mal öffentlich zu sehen sein werden. Die Ausstellung ist in enger Zusammenarbeit mit dem Kunst-mueum Basel entstanden. Für die Ausstellungsgestaltung im Bündner Kunstmuseum konnte der Künstler Vaclav Pozarek gewonnen werden.

Venedigsche Sterne. Kunst und Stickerei
27.08.-20.11.2022

Die Stickerei und insbesondere der Kreuzstich haben in Graubünden eine grosse Tradition. Die Ausstellung zeigt besondere Exponate der reichen Stickerei-Sammlung des Rätischen Museums und stellt sie Werken von internationalen Künstlerinnen und Künstlern gegenüber. Dabei wird deutlich, dass die kunsthandwerkliche Tradition Graubündens von Anfang an aus verschiedenen Kulturen genährt war. Aus der Perspektive der zeitgenössischen Kunst wird die Aktualität dieser künstlerischen Praxis hervorgehoben, die sich aus tradierten Festschreibungen befreien musste, um kulturelle und gesellschaftliche Grenzen neu zu betrachten und daraus ein besonderes Potential zu gewinnen.

La stanza e la strada. Zoran Music und Norbert Möslang
27.08.-13.11.2022

Im Auftrag der Schwestern Charlotte und Nelly Dornacher hat der international bekannte slowenisch-italienische Maler Zoran Music (1909-2005) in deren Privathaus in Zollikon 1950 einen Festsaal mit Motiven von Venedig ausgemalt. Dieses besondere Werk wurde im Zusammenhang mit der Renovation des Hauses aufwendig restauriert. Mit Fachleuten konnte dafür ein mobiler Raum konstruiert werden, so dass das Werk auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Das Bündner Kunstmuseum zeigt die Rekonstruktion des Zimmers als Raum im Raum und lädt den St. Galler Ton-Künstler Norbert Möslang (*1952) ein, den Aussenraum des Museums im Innern auf besondere Art hörbar zu machen. 

Jahresausstellung der Bündner Künstlerinnen und Künstler
11.12.2022-29.01.2023

Das neue Bündner Kunstmuseum hat die Kunstszene in Graubünden merklich bewegt: Die Qualität der gezeigten Arbeiten aber auch die grosszügige Präsentation der Werke in den hellen und lichten Räumen des Museums machen die Ausstellung für alle attraktiv: für junge Talente ebenso wie für die bekannten Künstlerinnen und Künstler, die sich hier auf Augenhöhe begegnen: kein Kräftemessen, sondern ein anregender Dialog. Das begeistert auch das Publikum. Für die Teilnahme an der jurierten Ausstellung kann man sich ab Juli 2022 bewerben. Im Rahmen der Jahresausstellung wird der Kunstpreis des Bündner Kunstvereins vergeben. Der Preisträger oder die Preisträgerin hat die Möglichkeit, ihre Werke in einem eigenen Raum zu präsentieren.

Kunstpreis Bündner Kunstverein (im Rahmen der Jahresausstellung)

Der Kunstpreis des Bündner Kunstvereins wird 2022 zum vierten Mal an einen Bündner Kunstschaffenden verliehen. Die Bekanntgabe erfolgt Ende Januar. Die Förderung umfasst eine Einzelpräsentation im Bündner Kunstmuseum Chur im Rahmen der Jahresausstellung der Bündner Künstlerinnen und Künstler sowie die Herausgabe einer Publikation. 

 

Sammlungspräsentationen 2022

Jean-Frédéric Schnyder. Apocalypso 
13.01.-29.05.2022

Es war eine besondere Attraktion im Rahmen der Ausstellung «Dance Me to the End of Love», die das Bündner Kunstmuseum 2020 dem Totentanz widmete: Das grosse Bildtuch Apocalypso von Jean-Frédéric Schnyder. Auf 12 Metern Länge ist eine Szenerie aufgespannt, in deren Mitte eine Zirkusszene das Geschehen dominiert. Heute ist dieses Monumentalwerk als Depositum von Jean-Frédéric Schnyder und Margret Rufener im Bündner Kunstmuseum und wird nun erstmals mit einer Gruppe neu erworbener Vorzeichnungen zu diesem Bild gezeigt.

Angelika Kauffmann. Neu in der Sammlung
12.03.-31.07.2022

Aus Anlass einer grosszügigen Schenkung wichtiger Werke von Angelika Kauffmann widmet das Bündner Kunstmuseum dieser Künstlerin eine erweiterte Sammlungspräsentation. Angelika Kauffmann (1741–1807) war die bedeutendste europäische Künstlerin ihrer Zeit. Im Bündner Kunstmuseum bilden ihre Werke den fulminanten Auftakt der Sammlung. Dank einer Schenkung kann dieser wichtige Sammlungsschwerpunkt weiter ausgebaut werden: Dr. Johannes Fulda aus Maienfeld und Kilchberg hat über mehrere Jahrzehnte eine herausragende Werkgruppe zusammengetragen, die er jetzt dem Bündner Kunstmuseum übereignet und damit der Öffentlichkeit zugänglich macht. 

Grafik des Expressionismus 
18.06.-11.12.2022

Der Expressionismus bildet im Bündner Kunstmuseum einen wichtigen Sammlungsschwerpunkt. Dreh- und Angelpunkt ist Ernst Ludwig Kirchner, der von 1917-1938 in Davos lebte. In seinen frühen Jahren in seiner Wahlheimat hat er einen intensiven künstlerischen Austausch mit jüngeren Künstlern geführt, unter anderem mit den Gründungsmitgliedern der Basler Künstlergruppe “Rot-Blau” Hermann Scherer, Albert Müller und Paul Camenisch. Sie hielten sich längere Zeit bei Kirchner auf, nachdem sie im Juni 1923 in der Kunsthalle Basel seiner Kunst begegnet waren. Parallel zur Ausstellung «Hermann Scherer. Kerben und Kanten» gibt das Bündner Kunstmuseum einen reichen Einblick in die eigene Sammlung von grafischen Arbeiten des Expressionismus und lässt so die Grafik als Leitmedium dieser Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts hervortreten.  

Sockelgeschichten
18.06.-11.12.2022

Das Bündner Kunstmuseum macht in der Ausstellung «Sockelgeschichten» die Skulptur zum Thema. Die Schau mit Werken aus der Sammlung dokumentiert, wie wandelbar und variantenreich der Skulpturenbegriff heute ist. «Sockelgeschichten» präsentiert Positionen zeitgenössischer Skulptur von Mirko Baselgia, Flurin Bisig, Gabriela Gerber/Lukas Bardill, Sara Masüger, Roman Signer, Pascale Wiedemann, Katharina Wieser oder Dominik Zehnder im Spannungsfeld zwischen Raum und dreidimensionaler Setzung.

 

(Bilder: zVg.)