Die Arbeiten im «Freiluftlabor» sind gestartet

Das auf zehn Jahre ausgelegte kantonale Projekt «Klimaneutrale Landwirtschaft Graubünden» ist am 1. Januar mit 50 Pilotbetrieben sowie den beiden kantonseigenen Gutsbetrieben gestartet. Die ersten Schritte in der Pilotphase wurden gemacht und es konnten bereits einige Erfahrungen gesammelt werden.

Das Ziel ist ambitioniert: Der Kanton Graubünden soll der erste Schweizer Kanton sein, der grossflächig Lebensmittel klimaneutral produziert. Bündner Bauern und Bäuerinnen wollen und sollen aus eigener Kraft klimaneutral werden. Das braucht nicht nur viel Mut und Unternehmungsgeist, sondern auch Kenntnis der vielen verschiedenen Möglichkeiten, Treibhausgase zu vermeiden. Die 50 Pilotbetriebe spiegeln die Vielfalt der Bündner Landwirtschaft wider und sollen zusammen mit den beiden kantonseigenen Gutsbetrieben Plantahof und Realta der Idee einer klima-neutralen Landwirtschaft zum Durchbruch verhelfen in dem sie verschiedene Lösungsansätze auf den Betrieben integrieren und sich entsprechendes Wissen aneignen. Diese Erfahrungen und das damit verbundene Knowhow sollen längerfristig in der Bündner Landwirtschaft verankert werden.

Umfassender Ideenkatalog

Klimaneutralität ist alles andere als banal. Der Bundesrat will die Schweiz bis 2050 zwar klimaneutral machen. Er setzt dabei aber nicht nur auf Massnahmen im Inland, sondern auch auf käufliche Emissionszertifikate im Ausland. Dieser Weg ist der Landwirtschaft verwehrt. Dafür haben Bäuerinnen und Bauern die Möglichkeit, nicht nur klimaneutrale, sondern sogar klimapositive Massnahmen umzusetzen. Der Boden kann schliesslich CO2 speichern, und Gülle kann in Biogasanlagen in Energie verwandelt werden, welche Erdöl ersetzt. Einfach ist es trotzdem nicht. Im Ideenkatalog sind Massnahmen und Lösungsansätze enthalten, die aktuell zur Reduktion der Treibhausgase aus der Landwirtschaft am meisten diskutiert werden. Dieser Ideenkatalog soll den Pilotbetrieben und auch anderen interessierten Betrieben Inputs und Anstösse für die Anwendung auf den eigenen Betrieben geben.

Der erste Schritt: die Bilanzierung

Die ausgewählten Pilotbetriebe werden bis Ende November hinsichtlich ihres Ausstosses an Treibhausgasen und ihrem Verbrauch an fossiler Energie bilanziert und aufgefordert, auf freiwilliger Basis möglichst viele einzel- und überbetriebliche Klima-Massnahmen in der Praxis zu testen. Mit innovativen, individuellen Lösungen soll damit der Ausstoss von Treibhausgasen aus der Landwirtschaft gesenkt, der Verbrauch von fossilen Energieträgern reduziert und die Bündner Landwirtschaft gegenüber den Folgen des Klimawandels gestärkt werden.

Erfahrungen aus den bisherigen Bilanzierungen zeigen grosse betriebliche Unterschiede. Die Tierhaltung und das Hofdüngermanagement gelten als grösste Treiber im Ausstoss von Treibhausgasen. Mit praxistauglichen Massnahmen sollen in diesen Bereichen die Emissionen gesenkt werden. Grosses Potential in der Speicherung und in der Kompensation von Treibhausgasen werden im Humusaufbau und in der Produktion von erneuerbarer Energie aus Biomasse und Sonne gesehen.

Innovative Projekte zur Reduktion von Treibhausgasen

Risikoreichere, wenig erprobte Massnahmen sowie gemeinschaftliche, innovative Projekte werden sowohl finanziell als auch fachlich unterstützt, um ein möglichst breites Spektrum an Erfahrungen mit Klimaschutzmassnahmen zu sammeln. Die finanzielle Unterstützung orientiert sich an einem innovativen Förderansatz, in welchem die Höhe des Förderbeitrages in Abhängigkeit der zu erreichenden Reduktionsleistung festgelegt wird. Fachlichen Support erhalten die Pilotbetriebe in der Umset- zung ihrer Projekte durch die Fachgruppe Klima. Diese setzt sich aus Experten verschiedener Hochschulen, Forschungsinstitutionen und weiteren Organisationen aus der ganzen Schweiz zusammen. Die Pilotbetriebe sind aktuell daran, verschiedene Projekte zu erarbeiten, die definitive Auswahl der förderungswürdigen Projekte findet Ende Jahr statt.

Strategische Bedeutung des Projekts für Graubünden

Der Klimaschutz in der Landwirtschaft und somit das Projekt «Klimaneutrale Landwirtschaft» wurde als eigener Entwicklungsschwerpunkt im Regierungsprogramm 2021-2024 aufgenommen. Als Teil des kantonalen Aktionsplans «Green Deal für Graubünden» deckt es das Sektorziel Landwirtschaft zur Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2050 ab. Im Aufbau einer klimaschonenden Berglandwirtschaft leistet der Kanton Graubünden auch Pionierarbeit. Die Landwirtschaft verschafft sich dadurch aber einen Wissens- und Umsetzungsvorsprung, womit sie sich einen Wettbewerbsvorteil in der Herstellung und Verarbeitung von klimaschonend produzierten Lebensmitteln sichert. Die Verbesserung der landwirtschaftlichen Wertschöpfung durch nachhaltige Produktion führt zum Erhalt einer intakten Kulturlandschaft, als wichtigste Ressource in einem Tourismuskanton. Letztlich profitieren die Verarbeitungsbetriebe sowie der Handel, der Tourismus und die gesamte Bevölkerung davon.

1. Landwirtschaftlicher Klimagipfel Graubünden am 30. Oktober

Der Austausch mit den verschiedenen Anspruchsgruppen inner- und ausserhalb der Landwirtschaft und die Kommunikation mit Konsument:innen ist ein wichtiger Bestandteil des Projektes. In diesem Zusammenhang findet am 30. Oktober 2021 der erste Landwirtschaftliche Klimagipfel Graubünden am Plantahof in Landquart im Rahmen des Plantahoftages statt. Der Landwirtschaftliche Klimagipfel Graubünden ist integraler Bestandteil des Projektes. Mit dem jährlich wiederkehrenden Anlass werden die klimarelevanten Ursachen und Folgen der heutigen Land- und Ernährungswirtschaft kritisch beleuchtet und die Möglichkeiten, Herausforderungen

und Grenzen einer klimaneutralen Bündner (Berg-) Landwirtschaft aufgezeigt. Der Anlass ist öffentlich. Er richtet sich sowohl an Bäuerinnen und Bauern, wie auch an Konsumentinnen und Konsumenten und fördert den Dialog zwischen den verschiedenen Zielgruppen. Detailprogramm unter: www.klimabauern.ch/agenda-news

(Quelle: Klimaneutrale Landwirtschaft Graubünden)