4 Szenarien, wie sich die Welt nach Corona entwickelt

Auch wenn die Impfungen in der Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern nur schleppend vorwärts kommen, nähert sich die Corona-Pandemie (voraussichtlich) ihrem Ende. Glaubt man den Expert:innen, sollte die Krise nach den Sommerferien überstanden sein. Eine Rückkehr zu Pre-Corona-Zeiten wird es trotzdem nicht mehr geben. Das deutsche Zukunftsinstitut hat vier Szenarien beschrieben, wie sich die Welt mittelfristig verändern kann.

Die Corona-Krise hat die Welt verändert, auch die möglichen Folgen der Pandemie lassen sich einigermassen gut einschätzen. Das deutsche Zukunftsinstitut hat dazu vier Szenarien entwickelt, die beschreiben, wie unsere Zukunft nach der Pandemie mittelfristig aussehen könnte. In der Realität dürften alle diese Szenarien auch in der Schweiz und in Graubünden in einer gewissen Form Einzug in unser Leben halten. 

 

Szenario 1: Isolation

Der Shutdown ist zur Normalität geworden. Nachdem sich im Frühjahr 2020 noch die gesamte Gesellschaft im Schockzustand befand, haben mittlerweile viele Gefallen am Homeoffice gefunden. Dies wird einschneidende Folgen für viele Branchen haben – ganz allgemein werden tendenziell weniger Büroräumlichkeiten gebraucht, Dienstleistungen werden wenn immer möglich digital erbracht.

Gleichzeitig wird Mobilität stärker «überwacht», im Vergleich zu Pre-Corona dürfte sie schon fast – überspitzt ausgedrückt – argwöhnisch betrachtet werden. Es braucht Genehmigungen, um in andere Länder auszureisen, Tickets werden nur noch elektronisch herausgegeben, bezahlt wird grundsätzlich nur noch digital. Staaten schauen in erster Linie nur noch auf sich (siehe Impfungen), die internationale Zusammenarbeit beschränkt sich auf die Grundversorgung.

 

Szenario 2: System-Crash

Die Fokussierung auf nationale Interessen hat das Vertrauen in die globale Zusammenarbeit erschüttert. Aber auch die Institutionen innerhalb eines Landes haben deutlich an Vertrauen eingebüsst. Die soziale Marktwirtschaft hat sich zwar als durchaus geeignet gezeigt, eine weitgreifende Krise innerhalb eines Staates zu meistern. «Sozial» und «Markt» werden deshalb auch zukünftig Hand in Hand gehen müssen (wenngleich alle, vor allem die Parteien, etwas anderes unter diesen beiden Begriffen verstehen). Eine wacklige «Partnerschaft»: Die Versuche, die öffentliche Meinung zu manipulieren, werden subtiler und wirkungsvoller, was wiederum das Vertrauen in Institutionen und Politik schwächt. Ein Teufelskreis, der das gesamte System bedroht.

International versuchen die dominierenden Staaten der Welt, stärker denn je und ohne Rücksicht auf Verluste ihre Machtpositionen zu festigen und auszubauen. Jede Nation ist sich selbst die Nächste, und die Angst bleibt ein stetiger Begleiter. Jede noch so kleine lokale Verbreitung eines Virus wird zum panikartigen Auslöser drastischer Massnahmen, von Grenzschliessungen bis zum Kampf um WC-Papier und medizinische Geräte. Die internationale Zusammenarbeit wird weiter «offiziell» über die bekannten Organisationen betrieben, nur mutiert sie endgültig zum zahnlosen Papiertiger. 

 

Szenario 3: Neo-Tribes

Nach der Corona-Krise hat sich die globalisierte Gesellschaft stärker zu lokalen Strukturen zurückentwickelt. Neo-Tribes orientieren sich an einer Stammesgesellschaft. Es wird mehr Wert denn je auf regionale Erzeugnisse gelegt. Die Ferienreise ins Wallis statt auf die Malediven, die Kartoffel vom Bauern aus dem Dorf statt die Avocado aus Israel, die Arbeit im Garten statt ein Kurztrip nach Barcelona – die Rückbesinnung auf Familie und Haus und Hof ist schon heute deutlich zu beobachten.

Kleine Gemeinschaften entstehen neu und verfestigen sich – immer in vorsichtiger Abgrenzung zu «den anderen». Nachhaltigkeit und Wir-Kultur sind wichtige Werte, die jedoch vor allem lokal gedacht werden. Auch der Megatrend Gesundheit geht in diese Richtung: Wir bewegen uns trotz Homeoffice mehr, gehen wandern, biken und achten auf unsere Gesundheit. Wir sozialisieren uns mit den Schwächsten der Gesellschaft – unserer Gesellschaft. International grenzen wir uns hingegen stärker vom Leid anderer ab. 

 

Szenario 4: Adaption

Der Mensch hat bewiesen, dass er sich hervorragend neuen Begebenheiten anpassen kann. Wir sind Experten darin, flexibel auf Veränderungen zu reagieren.  Zumindest die Wissenschaft arbeitet weltweit ausgezeichnet zusammen, zeichnet mit der Erforschung des Covid-19-Virus ein ganz anderes Bild der internationalen Zusammenarbeit als die Politik. «Alte» Herausforderungen wie der Klimawandel, der in der öffentlichen Wahrnehmung durch Corona zurückgedrängt wurde, treten wieder ins Scheinwerferlicht.

Adaption wird zur Daueraufgabe. Gleichzeitig verlangsamt sich das stetige Wachstum der Weltwirtschaft – neue Geschäftsmodelle gewinnen an Wert. Die Sinnfrage nach dem Zweck des Wirtschaftens tritt wieder stärker ins Bewusstsein. Das Überstehen der Corona-Krise kann die Gesellschaft beflügeln, mit einem neuen, achtsamen Umgang miteinander neue und nachhaltigere Lebensmodelle zu entwickeln. 

 

Den vollständigen Report des Zukunftsinstituts kann man hier nachlesen.

 

(Bild: Pixabay/zukunftsinstitut.de)