«Die Panikmache ist völlig übertrieben». «Der Bund muss für die entstandenen Kosten aufkommen». «Bei der Grippe gibt es viel mehr Tote. Warum beim Coronavirus ein völlig anderer Standard?» «Die Massnahmen sind vollkommen willkürlich.»
Je länger die Restriktionen wegen des Coronavirus andauern, desto ungeduldiger werden viele. Besonders Betroffene, denen es durch den Quasi-Stillstand finanziell an den Kragen geht. Die Meinungen, wie der Bund die Epidemie (oder Pandemie, wie auch immer) meistert, gehen dabei weit auseinander. Für die einen hat sich die Politik von einer klick-orientierten medialen Panik anstecken lassen, für andere hat der Bundesrat zu lange gewartet und zu spät reagiert. Und wiederum andere finden es gut, wie die Verantwortlichen in der Krise kühlen Kopf bewahren. Es gibt jene, die sich von den Herren Berset und Co. verkohlt fühlen. Die nicht glauben, dass die wöchentlichen Anpassungen der Massnahmen als wirksame Instrumente taugen, wenn den Verantwortlichen gleichzeitig die Machtlosigkeit ins Gesicht geschrieben steht. Und andere, die meinen, man hätte den Virus lieber totgeschwiegen und – mit dem Verweis auf die vollen Stadien in der deutschen Bundesliga – auf sinnlose und kostspielige Einschränkungen verzichtet.
Egal wo, die Gespräche ähneln sich immer. Und eigentlich weiss niemand so richtig, was Sache ist.
Dabei gibt es einen einfachen Grund, warum man den Corona-Virus nicht einfach «laufen» lassen kann: Die Risikogruppen – vor allem kranke und ältere Personen – sind real vom Corona-Virus bedroht. Die Wahrscheinlichkeit, an einer Grippe zu sterben, liegt bei 0,1 bis 0,2 Prozent, beim Coronavirus nach den bisher bekannten Zahlen wahrscheinlich etwa zehnmal so hoch. 80 Prozent der Infizierten haben nur milde Symptome, rund 15 Prozent erkranken aber schwer an der Lungenerkrankung Covid-19. Es ist im Grunde eine nötige Selbstverständlichkeit, alles dafür zu tun, um die Risikogruppen zu schützen. Denn die Rechnung ist so einfach wie offensichtlich: Je weniger Angesteckte, desto weniger Opfer.
Viel gesprochen wird auch von den potenziell gefährlichen Mutationen des Coronavirus. Als nicht-ausgebildeter Virologe – sprich: als Laie – weckt die Vorstellung, dass sich die vergleichsweise harmlosen Folgen des Virus plötzlich zu einer todbringenden Seuche verändert, natürlich Ängste. Schlagartig werden Schul-Erinnerungen an die Pest, die im Spätmittelalter ein Drittel der europäischen Bevölkerung ausrottete, oder an die katastrophale Spanische Grippe vor 100 Jahren geweckt. Auch der Coronavirus soll mittlerweile mutiert sein, verschiedene Quellen sprechen auch von einer aggressiveren Form. Virologen hingegen geben vorerst Entwarnung, Mutationen seien normal, der Virus «sehe stabil aus» – was immer das auch heissen soll, es tönt auf jeden Fall beruhigend.
Ob und wie das Virus allenfalls weiter mutiert, ist aber nicht klar. Aber auch hier gilt: Je weniger Angesteckte, desto weniger potentiell gefährliche Mutationen. Die Forschung nach einer Impfung läuft derweil überall auf Hochtouren. Die Ansteckungsketten sind mittlerweile zwar ausser Kontrolle geraten. Dies ändert aber nichts daran, dass es sich weiterhin lohnt, mit allen nötigen Massnahmen der Ausbreitung des Virus› entgegenzutreten. Und darauf zu hoffen, dass sich mit den wärmeren Frühlingstemperaturen – ähnlich wie bei der Grippe – auch das Coronavirus verabschiedet. Zumindest bis zum nächsten Winter. Viele Experten gehen davon aus, dass uns das Virus noch lange erhalten bleiben wird.
Wie der Bundesrat im nächsten Winter reagieren wird, bleibt abzuwarten. Interessanter ist heute, wie die Regierung die Krise bis dahin meistert. Die Richtung scheint jedenfalls klar. Am nächsten Wochenende läuft das vorläufige Veranstaltungsverbot in der Schweiz aus. Nach jetzigem Stand der Dinge kann der Bundesrat dieses nur verlängern. Solange die nachvollziehbare Strategie heisst, die Ausbreitung weiter einzudämmen, bleibt ihm gar nichts anderes übrig. Und wir Laien waschen uns weiter gut die Hände, halten Abstand und üben uns in Geduld.
(Symbolbilder: Getty Images/Pixabay)