Ein Beitrag in der Reihe des wöchentlichen Blogs der FH Graubünden.
Wer mit wachen Augen durch Graubünden streift, kann zur touristischen Beherbergung festhalten: Viel Altes ist und bleibt gut, neue Farbtupfer beleben die Szene. So ein Farbtupfer wurde zum Beispiel oberhalb von Laax gesetzt. Dort ermöglichte der TCS diesen Sommer mit einem Pop-Up Glamping-Dorf Ferien mitten in der Natur, aber doch mit etwas mehr Komfort als ein traditionelles Campingangebot, etwa bequeme Betten oder ein schmackhaftes Dinner bei Kerzenlicht. Glamping ist ein Wortmix aus glamourös und Camping und bietet, was mehr und mehr Menschen suchen: Natur, Gemeinschaft und Unkompliziertheit, und das alles mit gewissen Annehmlichkeiten. Wer auch gerne in der Natur ist, aber doch mit etwas mehr Distanz, der konnte sich im Pradas Resort in Brigels in den dort vorhandenen grosszügigen Wohnungen bestens erholen. Und während der Papi mit den Kindern in der Pradas Oasa plantschte, durfte sich das Mami dank dem überall vorhandenen WLAN endlich die neuen Folgen von «The Big Bang Theory» auf Netflix anschauen. Jeder das ihre. Schon bald sind entspannte Ferien für Junge und Junggebliebene mit etwas bescheidenerem Budget auch im neuen «WellnessHostel3000 & Aua Grava Laax» möglich. Das Angebot umfasst ein von den Schweizer Jugendherbergen betriebenes Hostel mit integriertem Hallenbad und Wellnessbereich.
Graubünden ist voll von unterschiedlichen Beherbergungsangeboten, die eine breite Vielfalt von Bedürfnissen abdecken. Ein modernes leistungsfähiges Angebot gehört zum Kapital einer Ferienregion. Dabei verschwimmen traditionelle Grenzen wie etwa zwischen Hotel- und Ferienwohnung immer mehr. Der moderne Gast ist hybrid und holt sich das, wozu ihm gerade der Sinn und das Portemonnaie stehen. Diese breite Skala an Wünschen bei gleichzeitig weltweiter Konkurrenz macht es für die Anbieter anspruchsvoll. Es wäre einfacher, hätten wir einen Anbietermarkt, in dem die Gäste nehmen müssen, was es gibt. So war ich vor einem Jahr mit einer Gruppe von Bachelorstudierenden in Siebenbürgen (Rumänien). Da musste ich bei der Unterkunft natürlich Abstriche machen, was mir aber egal war, denn ich wollte ja primär das einzigartige Land mit seiner alten Kultur und ursprünglichen Natur mit den wilden Bären erleben – das, was es eben nur dort gibt. Geht es aber um eine Commodity, also ein Standardangebot wie Wander- oder Skiferien, so spielt die Unterbringung eine viel grössere Rolle. Es geht dann nicht mehr einfach um ein Dach über dem Kopf, sondern um möglichst viele Annehmlichkeiten zum besten Preis. In einer immer noch sehr saisonalen Ferienregion wie Graubünden mit tiefer Jahresauslastung und vielen Standardangeboten besteht bei der Beherbergung immer ein Spannungsfeld zwischen dem hohen Investitionsbedarf und der limitierten Ertragskraft. Da sind kluge Lösungen («Smart Hospitality») gefragt, zum Beispiel indem man sich mit mobilen Bauten auf Nachfragespitzen in der Hochsaison und bei Events konzentriert. Oder indem mehr moderne Wohnungen mit flexiblen Servicekonzepten angeboten werden, deren Betrieb gegenüber Hotels günstiger ist.
Das Tourismus Trendforum 2019 befasst sich mit solchen smarten Lösungen und zeigt anhand von konkreten Beispielen und im Gespräch mit den dahinterstehenden Machern und Macherinnen mögliche Lösungswege auf. Ganz im Sinne von: «Attraktive Beherbergung – glückliche Destination», und natürlich auch: glücklicher Gast!
Prof. Dr. Andreas Deuber ist Leiter des Instituts für Tourismus und Freizeit. Die FH Graubünden teilt alle drei Wochen Wissen für die «Studierecke» der Schweiz. Mehr zum Tourismus Trendforum vom 21. November 2019: fhgr.ch/trendforum
(Bild: zVg.)