Neuer Geschäftsführer für GRHeute

In einer Woche feiert GRHeute bereits seinen 2. Geburtstag. Rechtzeitig zum Wiegenfest stellt die Bündner Online-Zeitung einen neuen Geschäftsführer ein: Der 26-jährige Historiker Franco Membrini wird die Leitung von GRHeute übernehmen. Er ersetzt ad-interim-Chefin Rachel Van der Elst, die sich wieder auf die Leitung der Redaktion konzentrieren wird. Auch im Aussendienst rüstet GRHeute auf und hat mit Olcay Gür einen neuen Verkaufsleiter an Bord geholt. Das Interview mit dem neuen Geschäftsführer von GRHeute, Franco Membrini.

Franco Membrini, herzliche Gratulation zur Wahl. Stellen Sie sich bitte den Lesern vor.

Geboren und aufgewachsen bin ich in der Bündner Hauptstadt, wo ich auch die Kantonsschule besucht habe. Nach meiner Matura machte ich einen Sprachaufenthalt in Rom, und habe mich sofort in das Land und die reiche Geschichte der Stadt verliebt. Ich entschied mich für ein Studium der allgemeinen Geschichte an der Universität Bern. Vor kurzem habe ich meinen Master an der University of Edinburgh mit einer Arbeit zur Bündner Geschichte absolviert. Bei GRHeute bin ich nun seit 2015 dabei, erst als Kolumnist, dann als Produzent. Meine Interessen wie Politik und Geschichte pflege ich auch privat, lese viel und gerne zu allen möglichen Themen. An freien Tagen bin ich wohl eher eine Couch-Potato und verbringe die Zeit gerne mit einem Buch, einem Film oder bei zwei, drei Bier mit Freunden.

Sie sind ja praktisch von Beginn weg bei GRHeute dabei. Wie haben Sie die Entwicklung von GRHeute miterlebt?

GRHeute ist für mich eine Erfolgsgeschichte. Ein kleines Medien-Start-Up hat es in nicht einmal zwei Jahren zu grosser Bekanntheit und Beliebtheit unter den Bündner Lesern und Leserinnen gebracht. Natürlich war diese Entwicklung nicht immer reibungslos und es gab durchaus auch Rückschläge, aber jetzt ist GRHeute an einem Punkt angekommen, der mich mehr als zuversichtlich macht. Wir haben ein super engagiertes Team, das richtige Know-how und die nötige Infrastruktur. Ich bin überzeugt, dass wir in Zukunft die Erfolgsgeschichte GRHeute nur noch weiter ausbauen werden.

Im letzten halben Jahr hat GRHeute bezüglich Umsatz und Klickzahlen ordentlich zugelegt und ist vor allem in Chur und im Bündner Rheintal zu einer festen Grösse in der Medienlandschaft gewachsen. Welche Ziele haben Sie für die nächsten Monate?

In den nächsten Monaten stehen einige Projekte und neue Produkte an. Natürlich kann ich hier noch nichts Genaues verraten, die Leser dürfen sich aber auf jeden Fall auf einiges freuen. Und obwohl wir bereits fantastische Zahlen vorweisen können, wollen wir diese auf jeden Fall noch weiter ausbauen. Vor allem die Reichweite an Unique Users steht dabei im Zentrum. Ein weiteres kurz- bis mittelfristiges Ziel ist der Ausbau von Medienpartnerschaften. GRHeute fehlt es noch immer an Offline-Präsenz, das soll sich bald ändern.

Die Somedia ist der grosse Platzhirsch im Kanton. Wie lebt es sich als „David“ gegen „Goliath“?

Als „David“ sitzt man zuweilen am kürzeren Hebel, vor allem wenn es um Ressourcen geht, seien diese nun finanzieller oder personeller Natur, das ist klar. Andererseits ist es gerade auch deshalb eine extrem spannende Herausforderung für mich, gegen den „Goliath“ anzutreten. Anders als in dieser biblischen Analogie geht es in der Bündner Medienlandschaft aber nicht um einen Kampf auf Leben und Tod, hoffentlich (lacht). Vielmehr wollen wir einen Markt schaffen, der nicht nur aus einem Anbieter besteht. Die Somedia hatte in den letzten Jahrzehnten eine monopolartige Stellung in Graubünden inne. Meiner Meinung nach gehört so ein Monopol auf Information zu den gefährlichsten Konstellationen überhaupt. Denn die öffentliche Meinung wird nur durch eine Partei geprägt, und dies in einer Demokratie, wo die öffentliche Meinung alle anderen Lebensbereiche bestimmt.

Was gefällt Ihnen persönlich an GRHeute?

Wir haben ein wirklich tolles Team, welches extrem engagiert und motiviert ist. Das ist nicht selbstverständlich. Denn wie jedes Start-Up hat auch GRHeute keine endlosen finanziellen Ressourcen, daher ist es umso schöner zu sehen, wie sich die Leute trotzdem voll für das Projekt einsetzen. GRHeute deckt aber auch Bereiche ab, die von anderen Medien nicht gebracht werden, das sind meiner Meinung nach die besten Beiträge. Ich denke da zum Beispiel an den Regionalsport, der bei uns sehr prominent platziert ist, oder Gefässe wie das Tourismus- oder Politforum.

Sie sind Historiker, haben an der Universität von Edinburgh Ihren Abschluss gemacht. Was interessiert Sie besonders an Geschichte?

Die Geschichte wird oft als langweilig oder irrelevant belächelt, das sehe ich ganz anders. Einzig und allein das Studium unserer Geschichte kann uns davor bewahren, die Fehler der Vergangenheit ein weiteres Mal zu begehen. In meinen Augen hat die Geschichte und die akademische Gemeinschaft der Historiker also eine sehr grosse, aktuelle Herausforderung. Sie muss die Öffentlichkeit wirksam auf die bekannten Folgen von Extremismus, wirtschaftlichen Experimenten usw. aufmerksam machen.

Neben diesem wichtigen Auftrag sind es aber auch die kleinen Anekdoten, die mich faszinieren. Die Geschichte, auch die Bündner Geschichte, hat die unglaublichsten Sachen hervorgebracht. Man denke nur einmal an einen Schiffskanal über den Splügenpass oder den Politthriller der Bündner Wirren.

Welche Bedeutung hat diese Geschichte für das Graubünden von heute?

Wie gesagt ist auch, oder speziell, die Bündner Geschichte voll von interessanten Aspekten. Unsere kantonale Geschichte hat aber für uns einen weiteren besonderen Stellenwert: Sie hat unsere politischen Institutionen, unsere Wirtschaft, unsere Traditionen, schlicht jeden Bereich des heutigen Graubünden geprägt. Die politische Geschichte der Bündner ist einzigartig; mit einem System kommunaler Demokratie kommt diesem kleinen, abgeschiedenen Staat eine Vorreiterrolle für ganz Europa zu, und da spricht nicht nur der Bündner Stolz, sondern auch der Historiker in mir.

Der Journalismus macht tiefgreifende Veränderungen durch: Jeder kann heute Inhalte veröffentlichen, die traditionellen Medien tun sich schwer mit der neuen Content-Wirklichkeit. Print-Medien werden seit neuestem teilweise staatlich unterstützt – müsste das bei den Online-Medien auch geschehen?

Ich bin ein Gegner von staatlicher Unterstützung jedweder Art. Egal, ob im Print- oder Onlinebereich, oder in völlig anderen Sektoren der Wirtschaft. Ich bin überzeugt, dass in einem funktionierenden ökonomischen System ein Akteur grundsätzlich für sich selber sorgen muss – ansonsten gibt es schlicht keinen Markt, sprich keine Existenzberechtigung für ein Unternehmen. Schwierig wird es aber, wenn einzelne Sparten, wie bei uns die Printmedien, finanziell unterstützt werden, und andere nicht. Diese Situation verzerrt ganz offensichtlich die reale Situation der Medienlandschaft und schafft Angebote, welche nicht konsumiert werden wollen. Als Vertreter der Online-Medien würde es natürlich schwer fallen, solche Unterstützung aus politischer Überzeugung auszuschlagen. Trotzdem bin ich sicher: GRHeute schafft es zu wirtschaftlichem Erfolg, auch ohne sich aus der öffentlichen Hand zu bedienen.

Was dürfen die Leser auf GRHeute unter Ihrer Führung erwarten?

Vor allem eins: Kontinuität. Das GRHeute-Team hat bisher hervorragende Arbeit geleistet. Genau so will ich natürlich weitermachen. Wir werden den Lesern auch weiterhin eine unabhängige, kostenlose Zeitung liefern, und versuchen, uns ständig zu verbessern. Sei dies nun mittels neuer Produkte oder neuer Inhalte: Es wird sicher nicht langweilig werden um GRHeute.

Und was erwarten Sie von den Lesern? Und den Werbern?

Erwartungen habe ich keine, das wäre wohl etwas anmassend. Ich hoffe aber, dass uns die Leser und Werber genau so wohlwollend unterstützen wie bisher.

 

Besten Dank für das Interview und viel Erfolg!

 

 

(Bild: Die Neuen: GRHeute-Geschäftsführer Franco Membrini (l.) und Verkaufsleiter Olcay Gür.)