Volleyball mit neuem Nachwuchskonzept gut aufgestellt

Damit sich ein Talent zum Topspieler entwickeln kann, muss auch im Volleyballsport alles zusammenpassen. Das neue Nachwuchskonzept von Swiss Volley soll dafür die Voraussetzungen schaffen.

Grundlage für das Konzept war die Erkenntnis, dass der Schweizer Volleyball, wenn er international konkurrenzfähig sein will, Spielerinnen und Spieler braucht, die ihren Sport professionell betreiben. Deshalb muss die Nachwuchsförderung so ausgerichtet sein, dass möglichst viele Talente ihr Potential auch wirklich ausschöpfen können und so dank einer qualitativ hochstehenden Ausbildung den Sprung an die Spitze schaffen. Die Talentsuche soll dabei durch eine einheitliche Sichtung erfolgen.

Qualität und Quantität sind gefragt

Die Qualität der Trainingsarbeit soll durch die Definition der Trainingsangebote – im Verein, regional und national – sowie durch die Vorgabe gewisser Trainingsinhalte, die zwingend umgesetzt werden müssen, gewährleistet werden. Nebst den qualitativen Richtlinien sind aber auch die Trainingsumfänge klar definiert.

Talent Schools gab es bisher in Aarau, Amriswil, Basel, Bern, Fribourg, Lausanne, Jona, Visp, Martigny, Luzern und Oerlikon, regionale Trainingsgruppen in Aarau, Genf, Chur, Lausanne, Solothurn und Saignelégier.

Regionales Leistungszentrum Volleyball Graubünden – die Gegenwart

Das RLZ Graubünden, das 2012 ins Leben gerufen wurde, stellt jungen Volleyballerinnen und Volleyballern aus der Region ein professionelles Umfeld für die individuelle sportliche Weiterentwicklung zur Verfügung. In einer vereinsunabhängigen Organisation wird derzeit mit dem VBC Chur, dem VBC Arosa, dem VBC Viamala Thusis und Untervaz Volley sowie mit Swiss Volley, dem Regionalverband GSGL und besonders intensiv mit dem Bündner Volleyball-Verband zusammengearbeitet.

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Optimale Voraussetzungen dank 12 Trainings pro Woche

Pro Woche werden in dieser Saison zwölf Trainings in Hallen- (September bis April) und Beachvolleyball (Mai bis August) angeboten. Die Trainingsinhalte im Winterhalbjahr sind Technik (9x), Athletik (2x) und Taktik (1x). Zudem sollen die bevorzugt 11- bis 19-jährigen Spielerinnen und Spieler noch mindestens einmal wöchentlich in ihrem Verein trainieren und mit diesem auch die Meisterschaft bestreiten.

Bis anhin konnten interessierte und talentierte Volleyballerinnen und Volleyballer von ihren Vereinstrainern beim RLZ Graubünden gemeldet werden und dann in Absprache mit der Leitung Schnuppertrainings besuchen.

Das Zentrum hilft unter der Leitung von Koordinator Reto Götz und Cheftrainerin Evelyn Hösli auch bei der Suche nach individuellen Lösungen mit den Schulen und Lehrbetrieben und bietet Hilfestellung bei der Planung und Organisation der sportlichen und beruflichen Karriere der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Talent Schools

Zahlreiche Kriterien müssen erfüllt werden, um das Label «Swiss Volley Talent School» und die damit verbundene finanzielle Unterstützung von Swiss Volley sowie den Anspruch auf J+S-Fördergelder zu erhalten. Der von Swiss Volley und der Nachwuchsförderung von Jugend+Sport vorgegebene sportliche und administrative Anforderungskatalog ist somit nicht nur viel umfangreicher, sondern auch um einiges anspruchsvoller als die bisher für das Regionale Leistungszentrum Graubünden geltenden Bestimmungen.

Im regionalen Nachwuchskonzept liegt die Priorität beim Breitensport, das heisst man will mehr Mitglieder, mehr Vereine, die Einbindung der Schulen und Turnverbände sowie die Qualitätsverbesserung der Ausbildung. Die Talent Schools, in denen im Gegensatz dazu ganz klar der Leistungssport das Ziel ist, sollen in die Regionen eingebunden werden, die durch diese regionale Verankerung einen Mehrwert generieren. Dabei soll sich jeweils ein Trainer um die Technik und Taktik und ein anderer um die Athletik kümmern, wobei hohe Trainingsumfänge, das heisst 12 bis 18 Stunden pro Woche gefordert werden.

Ab 2016 bestehen für den weiblichen Nachwuchs Talent Schools in den Regionen Wallis, Genf, Lausanne, Franches Montagnes, Fribourg, Bern, Basel, Aargau, Zürich, Amriswil, Innerschweiz und Chur, während sie für den männlichen Nachwuchs in Genf, Lausanne, Aargau, Basel, Innerschweiz, Amriswil und Jona ansässig sind.

Talent School Chur – die Zukunft

Für das bisherige Regionale Leistungszentrum Graubünden wird sich in Zukunft vor allem die finanzielle Unterstützung in Form von Labelgeld ändern bzw. optimieren. Dabei erfolgt die Auszahlung durch Swiss Volley an den Regionalverband GSGL, der das Geld aufgrund eines Leistungsvertrags zweckgebunden an die beiden Talent Schools in Chur und in Jona verteilt.

Wie Reto Götz kürzlich in einem Gespräch betonte, läuft der Betrieb wie bisher weiter. Er wird Kontakt mit den massgeblichen Stellen aufnehmen, um zu ermöglichen, dass mehr Trainings während des Tages, das heisst idealerweise vormittags und mittags bis 14 Uhr oder zumindest nachmittags stattfinden. Nach 18 Uhr kommt die Nachwuchsförderung von J+S, die allerdings neu geregelt werden muss, zum Tragen.

Die Talent School Chur wird in der Region GSGL ab 2016/17 auch verantwortlich sein für die Schweizer Auswahl Regional (SAR) der Mädchen. Daraus wird dann später das U17-Nationalteam gebildet. Die Sichtung der Jugendlichen soll möglichst früh, das heisst in der 5./6. Primarklasse, stattfinden, wobei die Basis von den Vereinen geschaffen werden muss. Im September 2016 findet ein Sichtungstraining statt, an dem alle Spielerinnen und Spieler teilnehmen können, die koordinative und athletische Talente mitbringen, die möglichst oft trainieren und die in der Regionalauswahl mitmachen möchten. Eine ideale Vorbereitung dafür ist das Ende Juli 2016 in Arosa durchgeführte Bündner J+S-Volleyballcamp, das von Graubünden Sport organisiert wird. ()

Talentklassen 

Talentschulen in Graubünden gab es bisher in Ilanz, St. Moritz-Champfèr und Davos. Seit längerer Zeit bestanden auch in Chur politische Bestrebungen, in der Kantonshauptstadt Talentklassen zu führen. Im Schuljahr 2016/17 wird die Stadtschule Chur mit Schülerinnen und Schülern des 7. Schuljahres starten. Die Talentklassen stehen musisch und sportlich begabten Jugendlichen der Real- und Sekundarstufe offen, welche für die Aufnahme eine kantonale Prüfung bestehen müssen. Auch motivierte Volleyballerinnen und Volleyballer können sich um die Aufnahme bewerben.

Somit sind die Voraussetzungen auf der Sekundarstufe 1 optimal. Was in Graubünden zur Zeit aber noch fehlt, ist der Anschluss auf der Sekundarstufe 2. Da das Sportgymnasium in Davos für Volleyballerinnen nicht ideal ist, könnte beispielsweise eine Talentklasse an der Bündner Kantonsschule helfen, diese Lücke zu füllen.

Um eine optimale sportliche Ausbildung zu gewährleisten, werden zwischen den Schulen zwecks Koordination zweifellos noch intensive Gespräche nötig sein.

 

(Bild: zVg.)