Es kommt Bewegung in die verfahrene Situation um die Sportanlagen in Chur. Die Stadtregierung will im Juni eine Auslegeordnung vorlegen. Unter anderem wird die Idee voran getrieben, am Standort des Stadion Ringstrasse ein grosses Schulhaus zu bauen und das Fussballgelände an die Obere Au zu verlegen.
Der Churer BDP-Gemeinderat Oliver Hohl jubelte. Auf Facebook freute er sich gestern, dass wieder Bewegung in die Diskussion um die maroden Churer Sportanlagen kommt.
«Im Vordergrund stehen Fussball und Eishockey», so Hohl gegenüber GRHeute, «die multifunktionale Sporthalle ist kein Thema mehr. Ausser sie wird von privater Seite finanziert.»
Vor etwas mehr als zwei Jahren hatte die Churer Stimmbevölkerung das Gesak-Sportanlagenkonzept an der Urne knapp mit 51,18% zu 48,82% verworfen. Zu viel sei es gewesen, zu kompliziert, so Hohl, der schon damals zu den Treibern der Sportanlagenentwicklung in Chur gehörte. «Gescheitert ist die Abstimmung letztlich wohl wegen der Steuererhöhung und wegen des ‹Eises›, das im Besitz von Thomas Domenig ist und der das Projekt stark kritisierte.»
Zentrales Schulhaus an der Ringstrasse
Einige Monate nach der niederschmetternden Gesak-Abstimmung reichte die BDP und die CVP Chur beim Stadtrat einen Antrag ein, in dem gefordert wurde, die Situation neu zu beurteilen und das Projekt Schulhaus Ringstrasse auszuarbeiten. Geht es nach den Initianten, wird am jetzigen Standort des Stadions Ringstrasse ein neues, grosses Schulhaus mit Mehrfachturnhalle entstehen, das das «Daleu» und das «Florentini» in sich aufnehmen und Synergien mit den Schulhäusern «Herold» und «Barblan» nutzen soll. Die Gewerbliche Berufsschule würde das Gelände des «Daleu» übernehmen, dazu könnten mit den frei werdenden Parzellen Einnahmen generiert werden. Dafür soll an der Oberen Au ein neues Fussballgelände – womöglich mit Allwetterplatz – gebaut werden.
Schon dreimal ausverkauft
Heisst ein ‹Fussballgelände› ein Stadion? «Auf jeden Fall ein Stadion», fordert Hohl, «von der Grössenordnung ähnlich wie die Ringstrasse oder eher noch etwas nach oben.» Mit dem Cupspiel Chur 97 gegen die US Schluein sowie mit zwei Heimspielen der Calanda Broncos war die Tribüne an der altehrwürdigen Ringstrasse in diesem Frühling bisher an jedem Spiel-Wochenende praktisch ausverkauft (600+ Zuschauer).
Im Juni will der Stadtrat über die neue Auslegeordnung orientieren. Hohl erwartet weniger Widerstand als beim Gesak-Konzept, obwohl man «weiss, wer dafür und wer dagegen ist». Schliesslich gehe es nicht primär um teure Neubauten, sondern um den Erhalt von bestehenden, traditionellen Sportarten. Ausserdem dürften die frei werdenden Parzellen der Stadt Chur bedeutende Einnahmen einbringen. «Es sind Silberstreifen am Horizont», so Hohl, «in den letzten vier Jahren hat die Stadt recht viel in die Verbesserung der Stadtfinanzen investiert, so dass eventuell auch von einer Steuererhöhung abgesehen werden könnte.»
Gemäss dem engen Zeitplan sollen die Bautätigkeiten am Schulhaus Ringstrasse bereits 2019 beginnen. Bis dahin müssten nicht nur alle Instanzen durchlaufen sein, sondern auch der Sportplatz an die Obere Au gezogen sein. «Das sind alles sehr sportliche Ziele», meint Hohl, «ob das gelingt, ist schwer zu sagen.» Das Projekt solle aber mit grosser Dringlichkeit vorangetrieben werden.
(Bild: GRHeute/Charly Bosshard)