Die Minnesota Wild sind in einem Loch. In der enorm starken Central Conference könnte das ein weiteres bitteres Jahr werden.
Die Minnesota Wild haben von den letzten sechs Spielen gerade mal eins gewinnen können. Am Wochenende gegen Nashville wurde es wieder einmal klar: Die Offensive stagniert. In den letzten fünf Spielen haben die Wild Stürmer gerade mal vier Tore erzielt.
Ein Saison in drei Phasen
Seit zehn Spielen wirbelt Coach Yeo die Linien regelmässig durch, dabei gab es keinen wirklichen Grund für diese Wechsel. Niederreiter zeigt es: Obwohl er alles richtig macht und dominiert, kann seine Saison in drei Phasen geteilt werden, die sinnbildlich für die Minnesota Wild sind.
In den ersten 25 Spielen kam Nino praktisch ausschliesslich mit Mikko Koivu und Jason Zucker zum Einsatz. Die drei bildeten eine der heissesten Linien der NHL, was sich in Puckbesitz und auch in Skorerpunkte und Siege ummünzte. Die Eiszeit von Niederreiter und der zweiten Linie war irgendwo zwischen 15 und 18 Minuten. Minnesota lag vorne.
Nach einer Siegesserie folgte dann unerwartet der Wechsel. Niederreiter wurde in die dritte Linie verbannt, spielte nun mit Coyle und Fontaine jeweils ca. 13-15 Minuten, währenddessen Thomas Vanek seinen Platz in der zweiten Linie einnahm. Das Ganze funktionierte dürftig, Minnesota fiel zurück.
Das merkte auch Coach Yeo und operiert seither im Panik-Modus. In den letzten zehn Spielen wurden praktisch alle anderen möglichen Kombinationen (wie z.B. Nino mit Granlund und Pominville) durchgespielt, was alles nur noch schlimmer machte. In diesen zehn Spielen schauten gerade einmal drei Siege heraus.
Was stimmt
Nino hat momentan eine Monster-Saison. Coach Yeo weiss aber nicht, was er damit machen soll. Der Churer Stürmer gehört zu den 30 besten Stürmern der NHL (Nr. 28*), und ist der grösste Offensiv-Treiber der Minnesota Wild. Niederreiter ist in den Ecken dominant, kontrolliert jeden Puck, und vor dem Tor ist der Bündner eine Präsenz. Und nicht nur vorne, sondern auch hinten stimmt es: Wenn Nino auf dem Eis ist, kommen die Gegner zu weniger Chancen, und sämtliche Spieler der Wild haben bessere Statistiken, wenn sie mit dem Churer auf dem Eis stehen können.
(Legende WOWY Statistik: Schwarz sind die Rückennummern der Spieler MIT Nino auf dem Eis, rot sind die Rückennummern OHNE Nino auf dem Eis. Auf den Achsen sind die Schussverhältnis für/gegen pro 60 Minuten, oder einfach gesagt: Unten links ist schwach, oben rechts ist stark)
Was noch nicht stimmt
Wenn man bedenkt, dass mit Chicago, Dallas und St. Louis gleich drei der Top 5 Teams der NHL in der Central Conference sind, ist es essentiell, dass Minnesota das Optimum rausholt, ansonsten wird ein Wild Card Platz das Höchste der Gefühle bleiben.
Die ständigen Wechsel der Sturmpartner haben zu einer Punktestagnation des gesamten Teams geführt – darunter auch Niederreiter. Nino steht nach 45 Spielen bei 20 Punkten (8 Tore, 12 Assists), hochgerechnet landet er so bei 35 Punkten (14 Tore, 21 Assists). Das wäre im Verhältnis zu seiner Leistung ein enttäuschender Output und eine schlechte Ausgangslage für die bevorstehenden Vertragsverhandlungen. Nino hätte es verdient, die 40-Punkte Grenze zu knacken. Das scheint aber nur zu gelingen, wenn der Churer auch entsprechende Sturmpartner erhält. Ein Wechsel zurück zur zweiten Linie mit Koivu und Zucker würde deshalb Sinn machen und nicht nur Nino etwas bringen. Das ganze Team hatte in der ursprünglichen Konstellation schlussendlich mehr Erfolg.
Legende: Von links nach rechts sind die Spiele, die verschiedenen Diagramme zeigen Ninos Mitspieler, seine Eiszeiten (blau = 5v5, rot = Powerplay, gelb = Unterzahl), und seine +/- Schussbilanz (Schwarz = gut, rot = schlecht)
Der Vergleich zu seinen Vertragskollegen
Alle paar Monate lohnt es sich zu schauen, was Spieler bei anderen Teams machen, die in einer ähnlichen Vertragssituation sind (hier und hier findest du ältere Vergleiche).
Wo Nino noch nicht gut ist
Name | Team | Gm | G | A | P | P60 | TOI/Gm |
Jonathan.Huberdeau | FLA | 44 | 7 | 24 | 31 | 2.26 | 18.68 |
Chris.Kreider | NYR | 42 | 7 | 13 | 20 | 1.83 | 15.6 |
Nino.Niederreiter | MIN | 45 | 8 | 12 | 20 | 1.73 | 15.38 |
Brayden.Schenn | PHI | 40 | 10 | 12 | 22 | 2.05 | 16.08 |
Tomas.Tatar | DET | 44 | 14 | 13 | 27 | 2.47 | 14.92 |
Tyler.Toffoli | L.A | 43 | 21 | 13 | 34 | 2.72 | 17.46 |
Nino hat (zusammen mit Chris Kreider) weiterhin am wenigsten Skorerpunkte (20). Er erhält nach Thomas Tatar am wenigsten Eiszeit (15.38 Minuten). Der Churer bleibt aber auch im Verhältnis zur Eiszeit der Unproduktivste (1.73 Punkte pro 60 Minuten Eiszeit).
Wo Nino gut ist
Name | Team | Gm | CF% | PSh% | ZSO%Rel |
Jonathan.Huberdeau | FLA | 44 | 53.69 | 6.6 | 4.5 |
Chris.Kreider | NYR | 42 | 54.25 | 8.33 | 15.13 |
Nino.Niederreiter | MIN | 45 | 58.98 | 10.26 | 8.97 |
Brayden.Schenn | PHI | 40 | 56.7 | 11.36 | 19.92 |
Tomas.Tatar | DET | 44 | 60.99 | 14.58 | 20.71 |
Tyler.Toffoli | L.A | 43 | 58.39 | 18.42 | 10.99 |
Nino kommt verhältnismässig wenig im gegnerischen Drittel zum Einsatz (ZSO 8.97%), macht aber weiterhin unglaublich viel aus seiner Situation: Nino hat den zweitbesten Wert, was Puckbesitz (CF 58.98%) anbelangt. Und das ist schlussendlich die aussagekräftigste Statistik. Wenn Nino auf dem Eis ist, sind die Minnesota Wild normalerweise am Drücker.
Woran liegt es, dass Nino tiefere Skorerwerte als die Anderen hat? Pech? Chancentod? Nein, Ninos Trefferquote liegt bei normalen 10.3%. Woher kommt es also, dass Niederreiter trotz dieser Dominanz seine unproduktivste Saison erlebt?
Die Antwort
Wenn man die Special Teams ausschliesst, wird das Bild klar, denn Nino ist einer der einzigen, der praktisch keine Powerplay Eiszeit erhält: Bei 5-gegen-5 hat Nino nach Toffoli am zweitmeisten Punkte (18), die zweitbesten Puckbesitzwerte (CF 55.76%) und am zweitmeisten Punkte pro 60 Minuten Eiszeit (P/60 1.80). Er bucht also mit einem guten Schnitt. Im Vergleich zu den Anderen erhält er schlichtweg zu wenig Powerplay Eiszeit. (Nebst zu wenig guten Mitspielern, zu starken Gegnern, zu oft im eigenen Drittel).
(Legende: Auf der X-Achse sind die Zone Starts: Links = Start im eigenen Drittel, recht = Start im gegnerischen Drittel. Auf der Y-Achse ist die Stärke der Gegner: Unten = schwach, oben = stark. Die Farbe zeigt die Puckbesitzstärke: Rot = Gegner hat mehr Chancen, Blau = Eigenes Team hat mehr Chancen)
TLDR / Zusammenfassung
Nino Niederreiter und die Minnesota Wild sind seit rund zehn Spielen in einem Loch. Das Team wie auch der Churer leiden zur Zeit an den häufig wechselnden Konstellationen und produzieren vorne wenig. In jeder anderen Conference würden die Wild zu den Spitzenteams gehören, in der Central Conference ist Minnesota in der jetzigen Verfassung nur Mittelmass. Ein Wechsel zurück zur ursprünglichen Aufstellung (Nino in der zweiten Linie mit Koivu und Zucker) könnte die Lösung sein.
Verglichen mit Alterskollegen bei anderen Teams hält sich Nino gut. Seine Punkte-Produktion ist zwar unterdurchschnittlich, das liegt aber nicht an ihm, sondern gründet in den fehlenden Powerplay Möglichkeiten und schwierigen Umständen (starke Gegner, schwache Mitspieler, defensive Zone Starts).
Es bleibt spannend zu sehen, wie Coach Yeo und die Minnesota Wild sich gegen die Top Teams der Central Conference schlagen werden, welche Rolle Nino dabei spielen wird und wie so sein möglicher Vertragssommer ausfallen wird.
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(Bild: Fred Kfoury III/Icon Sportswire/EQ Images, Quelle: war on ice, hockeyviz, nhl)
* CF% Ranking aller Stürmer, die mindestens 10 Minuten Eiszeit haben