Es ist Winter – auch hier irgendwie

Die 22-jährige Thusnerin Sonja Gambon studiert in Luzern Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften. In vierten Teil der Blog-Serie «Bündner im Exil»  schreibt sie für GRHeute über den Wintereinbruch in der Schweiz.

 

Es ist Winter.

Das merkt man in Luzern vor allem daran, dass es kalt und nass ist. Naja, nicht zu kalt, aber vor allem nass. Und neblig. Und ab und zu windig. Das merkt man auch daran, dass in der Bahnhofshalle ein kümmerlicher Weihnachtsmarkt steht, den man eigentlich fast nicht so nennen dürfte. Wären die Häuschen nicht die typischen Holzcontainer, wäre es nicht ein Monat vor Weihnachten und gäbe es keinen Glühwein zu trinken. Der übrigens nicht sonderlich schmeckt.

Ja, Ihr merkt, dass ich nicht besonders begeistert bin von der Saison. Das liegt einerseits daran, dass ich es anders kenne – der Winter in den Bergen ist einfach schöner! Auch wenn die Sonne im Tal nicht besonders lange scheint, so scheint sie trotzdem. Und es hat keinen Nebel!

Dass nicht alle mit diesem Privileg aufgewachsen sind, ist mir spätestens vor genau zwei Jahren bewusst geworden. Damals hatte ich eine liebe Zürcherin als Mitbewohnerin, die es nicht verstehen konnte, wieso ich mich denn so aufrege. Dass man im Winter mal zwei Wochen keine Sonnenstrahlen sehe, sei doch ganz normal? «Also bei uns ist das immer so!», meinte sie. Da starb ein kleines Fünkchen Hoffnung in mir. Kein Wunder rennen alle nach Graubünden oder ins Wallis in den Winterferien! Da hat es nicht nur schöne Landschaften, sondern auch schönes Wetter. Und wer in diesen Idealbedingungen aufgewachsen ist, kann sich kaum an etwas anderes gewöhnen.

Das Wetter macht mir bzw. meinem Gemüt auf jeden Fall zu schaffen. Das machen auch die wöchentlichen Aufenthalte in der Bibliothek, die kein Tageslicht erhält (was in  diesem Sinne wohl positiv ist, weil man sonst noch miesepetriger werden würde), das Ganze nicht besser. Die regelmässige Nachfrage meiner Mutter, ob wir auch so schönes Wetter und schon Schnee hätten, kann ich gar nicht beantworten – ich weiss es schlicht und einfach nicht. Zu allem Übel ist es nämlich stockdunkel und finster, wenn ich aus dem Haus gehe und abends zurückkomme. Da ändern auch all die fancy Weihnachtsbeleuchtungen nichts.

Nein,  die Definition von Winter und Vorweihnachtszeit ist hier definitiv anders als in Graubünden. Umso grösser dann die Freude, wenn die Prüfungen vorbei sind und man sich an einigen Sonnenstrahlen erfreuen kann.

PS: Es hat geschneit! Nun ist’s pflutschig.

 

(Bild: Gonzalo Garcia/EQ Images)