Nach langem Warten konnte die Churer Stadtführungssaison erst Anfang Juni mit Verzögerung gestartet werden. Durch coronabedingt sehr vielen Stornierungen war die Buchungserwartung der Verantwortlichen tief. Dank der neuen Führung durch das ehemalige Churer Gefängnis Sennhof konnte der Rückgang der gebuchten Führungen etwas aufgefangen werden.
In der Sommersaison der Churer Stadtführungen wurden gleich vier neue Themenführungen angeboten. Auf der Produktepalette stand die «Wein(ver)führung» mit Besuch im neu renovierten Torculum, die «RhB Backstage»-Führung, die «Zunftführung» anlässlich 555 Jahre Churer Zünfte sowie die Sennhof-Führung «Hinter Gittern – Geschichte(n) aus dem Churer Gefängnis». Letztere war lediglich bis Ende November im Angebot, da das ehemalige Gefängnis danach einem neuen Nutzen zugeführt wird.
Jeder wollte hinter die Gitter
Die Sennhofführung «Hinter Gittern» war mit Abstand die meist besuchte Führung in der Stadtführungssaison 2020. Insgesamt wurde sie 270 Mal durchgeführt. So konnten knapp 4’500 Interessierte zum letzten Mal hinter die Mauern des ehemaligen Churer Gefängnisses blicken. Dies zeigt, dass diese Führung auf ein grosses öffentliches Interesse gestossen ist. Die drei Guides Karin Senti, Marlen Helmi und Christoph Bucher, welche die Gästegruppen durch die alten Gemäuer führten, blicken auf schöne, aber auch angespannte Momente zurück. Beim Verriegeln aller Türen nach einer Führung hatten sie besonders in den Anfangsmonaten oft ein mulmiges Gefühl. Sich alleine in einem Gefängnis zu bewegen, war sehr speziell. Die Führungen im ehemaligen Gefängnis brachten aber vor allem sehr viele spannende Momente und interessante Gespräche mit den Gästen.
Von der Idee zum Erfolg
Schon vor drei Jahren deponierte Chur Tourismus die Idee beim Kanton, dass man Interesse hat, während dem Leerstand des Gefängnisses, dort Führungen anzubieten. Dank der Unterstützung des Hochbauamts des Kantons Graubünden sowie des kantonalen Justizvollzugs und nicht zuletzt auch dank der Bauherrschaft Ritter Schumacher und Brandis Investment konnte Chur Tourismus die Führung durch den Sennhof planen, konzipieren und umsetzen. Mit etlichen Recherchen und Gesprächen konnten spannende Geschichten des über 200 Jahre alten Gefängnisses ausgegraben werden. Die historischen Fakten wurden angereichert mit Anekdoten, Fakten aus dem Justizvollzug von damals und heute, mit Einblicken in den Gefängnis-Alltag und abgerundet mit dem Ausblick auf die neue Nutzung. Dank der breiten Unterstützung der Idee, konnte das Angebot schliesslich erfolgreich umgesetzt werden.
Stadtführungssaison mit Verlust
Trotz der grossen Nachfrage der Sennhofführung konnte die Stadtführungssaison nicht an den gewohnten Buchungsstand von über 1’000 Stadtführungen der Vorjahre anknüpfen. Es fehlten ganz klar die Reisegruppen aus dem In- und Ausland. Aufgrund Corona fanden diese Reisen nur reduziert statt. Insgesamt werden bis Ende Jahr knapp 775 Buchungen verzeichnet, was einem Minus von 25% entspricht. Dem Sennhof sei Dank, ohne ihn müsste man ein Minus von 50% verzeichnen.
(Bild: Die Sennhof-Guides Karin Senti, Christoph Bucher und Marlen Helmi (v.l.)/zVg.)