In Davos ist am Dienstag das 50. World Economic Forum WEF eröffnet worden. Über 3000 Spitzenvertreter aus Wirtschaft und Politik diskutieren, wie die Welt verbessert werden kann. Den grossen Auftakt machte US-Präsident Donald Trump und lobte dabei vor allem seine wirtschaftlichen Erfolge in den USA.
Die WEF-Gegner haben sich schon einige Tag ein Stellung gebracht, um das Weltwirtschaftsforum und ihre Vertreter (am liebsten) auf den Mond zu schiessen. Die Tausenden Polit- und Wirtschaftsvertreter am Kongress selbst verfolgen zwar seit vielen Jahren ebenfalls das Ziel, «die Welt besser zu machen», nur glauben es die Gegner nicht. Auch in diesem Jahr ist die internationale Elite in Davos in einer einmaligen Dichte am Start. Wie schon vor zwei Jahren überragt US-Präsident Donald Trump alles. «Die USA tragen mit nur fünf Prozent der weltweiten Bevölkerung fast 25 Prozent zum weltweiten Bruttoinlandprodukt bei. Gemeinsam mit China sind die USA das einflussreichste Land der Welt. Es ist also eine Riesensache, den Präsidenten hier zu haben», übte sich WEF-Präsident Børge Brende (54) im SonntagsBlick in Vorfreude. Der strittige Anführer der USA besuchte Davos nach 2018 zum zweiten Mal und hielt am Dienstag am WEF seine rund 40-minütige Ansprache.
In seiner Rede lobte Trump die wirtschaftliche Entwicklung der USA in seiner Amtszeit in den höchsten Tönen. «Amerika wächst und gedeiht, und ja: Amerika gewinnt wieder wie niemals zuvor», sagte Trump. Im Vergleich zu der Vorgängerregierung mit geringem Wachstum und stagnierenden oder fallenden Löhnen sei die Entwicklung nun «spektakulär». Für die Zukunft prognostizierte er «gewaltige» Chancen für die US-Wirtschaft.
Trumps Selbstlob
Das Selbstlob Trumps hatte eindeutig wahlpolitischen Charakter. Im November wird sich Trump in den USA der Wiederwahl stellen und braucht dringend Erfolge, mit denen er in den USA auf breiter Basis punktet. Gemäss einer Umfrage von CNN ist seine Zustimmungsrate in den USA in der Wirtschaftspolitik tatsächlich am höchsten und schneidet bei den Wählerinnen und Wähler noch besser als seine Strategie der Terrorbekämpfung ab. Trumps Rede in Davos kann somit auch dahingehend interpretiert werden, dass er in seinem Wahlkampf voll auf die Karte seiner wirtschaftlichen Erfolge in den USA setzen wird. Bezüglich des Klimaschutzes meinte Trump, dass der Erfolg in technologischen Innovationen und nicht in weiteren Regulierungen zu finden sei. Er forderte andere Länder auf, es der USA gleichzutun und Staatsbürokratie abzubauen.
Nach seiner Rede traf sich Trump auch mit Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga. Dabei sprachen sie unter anderem über ein mögliches Freihandelsabkommen zwischen den beiden Ländern. Einen grossen Auftritt hatte am Eröffnungstag auch Greta Thunberg. Die Klimaaktivistin forderte die Politiker in Davos mit deutlichen Worten zum Handeln auf. «Unser Haus brennt noch immer. Eure Untätigkeit heizt die Flammen stündlich an», rief Thunberg den Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu.
Der «Geist von Davos»
Schon vor dem WEF war bekannt, dass es nicht zum erhofften Austausch der amerikanischen mit der iranischen Delegation, die ihren Besuch eine Woche vor Beginn des 50.Weltwirtschaftsforums abgesagt hat, kommen wird. Dabei hat das WEF einen durchaus guten Ruf, was schwierige politische Kontaktaufnahmen und Gespräche betrifft: 1990 kam es zum Treffen des deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl mit DDR-Premier Hans Modrow, 1992 setzte sich in Davos der südafrikanische Staatspräsident Frederik de Klerk mit Anti-Apartheidsführer Nelson Mandela an den Tisch, 2001 kam es zu einem viel beachteten Meeting zwischen dem Vorsitzenden der Palästinensischen Befreiungsorganisation, Jassir Arafat, mit Israels Staatspräsident Schimon Peres – Resultate des viel beschworenen «Geistes von Davos».
Insgesamt sind für das Jubiläums-WEF 2020 mehr als 3000 Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Kultur angemeldet. 53 davon sind Staats- und Regierungschefs, zum Beispiel Deutschlands Angela Merkel, Österreichs Sebastian Kurz, Brasiliens Jair Bolsonaro, Hollands Mark Rutte, Italiens Giuseppe Conte oder Ukraines Wolodimir Selenski. Auch Klimaaktivistin Greta Thunberg sowie alle sieben Schweizer Bundesräte sind diese Woche wieder in Davos.
Hohe Kosten und hohe Umsätze
Für den Schutz der Prominenten zahlt das WEF selber 2,25 Millionen Franken, eine Vereinbarung, die 2021 ausläuft. Der Kanton Graubünden rechnet dieses Jahr mit rund 9 Millionen Franken Kosten für die öffentliche Hand, der Bund mit 32 Millionen Franken für die Überwachung des Luftraumes, für Transportflüge für Staatschefs oder für die Bewachung von Objekten. Gemäss einer Studie der Universität St. Gallen (2017) halten sich insgesamt etwa 12’000 Personen im direkten Zusammenhang mit dem Annual Meeting in Davos auf. Dabei werden Gesamtumsätze in der Schweiz von rund 100 Millionen Franken ausgelöst (94 Mio. CHF in 2017, 79 Mio. CHF in 2015, 68 Mio. CHF in 2011), rund zwei Drittel davon in Davos selbst. Die Steuereinnahmen durch das Annual Meeting (2017) für die Gemeinde Davos, den Kanton Graubünden sowie den Bund schätzt die Studie auf insgesamt rund 10 Millionen Franken.
Auf der offiziellen WEF-Webseite können Interessierte zahlreiche Keynotes und Diskussionsrunden live mitverfolgen.
(Bilder: WEF)