Die National- und Ständeratswahlen sind vorbei. In den 26 Kantonen waren gesamthaft 5’459’218 Personen stimmberechtigt, darunter 185’093 Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer. 2’462’641 Personen haben ihre Stimme abgegeben. Dies entspricht einer Wahlbeteiligung von 45.1 Prozent. Im Vergleich zu 2015 hat die Wahlbeteiligung sowohl in absoluten als auch in relativen Zahlen abgenommen. Dies sollte uns zu denken geben. In anderen Ländern gehen Menschen auf die Strasse und kämpfen für demokratische Rechte. Wir haben eine intakte Demokratie und die Hälfte der Bürger nutzt sie nicht.
Woran liegt das? Geht es uns in der Schweiz zu gut? Oder ist ein grosser Teil unserer Bürger mit der direkten Demokratie überfordert? Wer versteht denn das komplizierte Wahlsystem mit verschiedenen Listenverbindungen überhaupt noch? Wird in der Schule im staatspolitischen Unterricht zu wenig vermittelt?
Oder ist es eine gewisse Politverdrossenheit, die sich in der Bevölkerung bemerkbar macht? «Die in Bern machen ja sowieso was sie wollen», hörte ich oft im Wahlkampf.
Zugegeben, eine direkte Demokratie verlangt vom Bürger, dass er sich mit den politischen Themen auseinander setzt. Dies braucht Zeit und Interesse, will man nicht einfach blindlings den Parteiparolen folgen. Die Menschen sind im Alltag aufgrund des zunehmenden Leistungsdrucks stark belastet. So ist auch zu erklären, wieso die Gruppe der Rentner den grössten Wähleranteil der Abstimmenden stellen. Für einmal hat diese Gruppe jedoch von den Jungen starke Konkurrenz bekommen.
Bekanntlich ändert der Mensch sein Verhalten erst dann, wenn der Leidensdruck zu gross wird. Für die Jungwähler ist dieser Druck zwar noch nicht extrem hoch, sie machen sich aber Gedanken um ihre Zukunft und vor allem um das Klima auf unserem Planeten. Dabei geht es nicht nur um die Klimafrage, sondern um Fragen der gerechten Verteilung der Ressourcen und der Entsorgung von Gütern. Wenn man bedenkt, dass jede Minute ein Lastwagen voller Plastikabfälle an irgend einer Küste ins Meer gekippt wir, so kann ich diese Sorgen gut nachvollziehen.
(Bild: GRHeute)