So viel zu sehen, soviel zu erleben – und schon ist der lange Samstag 2019 wieder Geschichte. Dabei möchte man doch eintauchen, ins Glück im Kabinett der Visionäre, in die Mittelalterwelt im Rätischen Museum, in alles. Aber alles ist zuviel. Viel zu viel. Und trotzdem gibt es Bilder, die hängen geblieben sind.
Rhätische Bahn: Im Untergeschoss gab es ein kleines Pop-Up-Museum. Zwei Dinge blieben haften: Es gibt einen Mann am Zürichsee, der bastelt die Kompositionen aus Karton nach. Dagegen sind die Bastelbögen aus der Schule Rohmaterial. Das zweite: Es gab Pläne für eine Linie nach Chiavenna. Die dazugehörige Karte zeigt Kehrtunnels, die die Fahrt nach Bergün wie die Autobahnfahrt durch die Po-Ebene erscheinen lassen.
«What if» im Kunst&Co: Chur könnte am Meer liegen. Gut, das ist sicher nicht machbar, auch wenn es an «Freie Sicht aufs Mittelmeer» erinnert. Aber aus der Haltestelle am Plessurquai eine Flussbadi machen – warum nicht? Aus der Fuhrhalterei ein wunderschöner Begegnungsplatz mit Restaurant und Kleinkonzerten? Und aus dem Welschdörfli eine einzige Piazza? Es würde mir gefallen!
Rätisches Museum: Mittelalterliche Gestalten machen ein Feuer im Garten; ein mittelalterlicher Minnesänger namens Christoffel vom Hengstacker spielt im ersten Stock Lieder in einer Sprache aus einer fernen Zeit.
Kunstmuseum: Das Atelier im obersten Stockwerk ist am Langen Samstag immer einen Besuch wert. Dieses Mal wird mit Leuchtfarben gemalt; Kinder, Jugendliche und Erwachsene versuchen, sich und Papier mit fluoreszierenden Farben einen neuen Anstrich zu geben. Dazu gibt es einen Drink aus Ginger Ale, Citro und Grenadinesirup.
Klibüni, Coirason: Man will nachher auf ein Gipfeltreffen und über Hunde und Katze reden. Man wird niemals mehr Zahnseide benutzen, sofern man es je getan hat. Aber vor allem will man nachher unbedingt eine Cremeschnitte essen. Danke Christian Stalder und Damian Bläsi. Cremeschnitten gab es in der Beiz nicht, dafür feinstes Essen vom Thailändischen Verein.
Stadtgalerie: Eine Wand voll Skibrillen. Fancy Skibrillen. Ein Werbeplakat mit einer halbnackten Dame, ob ihr ein Mann bei einer Art Salto mit Skiern. Die Gewissheit: Ja, früher gab es viiiiiiiiel mehr Schnee.
Werkstatt: Viele Farben vor dem Haus und viele Menschen. Das Kleinstadt-Faible ist hier am Grössten. Chur lebt!
Kantonsbibliothek: Griechischer Salat. War fein und farbig. Sich einmal durch das ganze Sortiment nur an Titeln querlesen, irgendwann mache ich das. Ich bleibe vor dem Politik-Regal stehen, aber der Niedergang der Demokratie ist dann doch nicht der richtige Stoff für einen Langen Samstag.
Seniorenzentrum Cadonau: Alte Menschen erzählen ihre Geschichte zu ihrem Lieblingsbild. Von der Katze Jäckerly, vom Maiensäss im Schanfigg, von Hausboot-Ferien in Frankreich, von Tibetern im Prättigau und von Parties. Definitiv das, was mir am meisten bleiben wird. Ich weiss gar nicht, welches das beeindruckenste Portrait war, ich weiss nur: Es war wahnsinnig eindrücklich. Vor allem die Bewohnerin, die vor ihrem Eintritt ins Cadonau 26 Jahre ebendort gearbeitet hat und jede einzelne Ecke kennt.
Was ich leider nicht gesehen habe: Viel zu viel. Aber es ist auch jedes Jahr dasselbe: Ich nehme mir fest vor, einen Plan zu machen. Dann stehe ich auf der Bahnhofstrasse, sehe Lichter und Menschen und lasse mich treiben und sage mir: Planen, das kannst Du nächstes Jahr.
In diesem Sinne: Bis nächstes Jahr, ich freu mich!
(Bild und Video: GRHeute)