Schade! Für Armon Orlik endete das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2019 in Zug auf dem geteilten dritten Schlussrang. Zum Königstitel hat wieder nur wenig gefehlt, auch wenn es diesmal nicht in den Schlussgang reichte. Auch Armons Bruder Curdin, der für den bernischen Schwingerverband antritt, holte sich einen Kranz. Neuer König wurde sein Berner Teamkollege Christian Stucki.
Nach fünf Gängen und fünf Siegen – am Sonntagmorgen besiegte er den Schwingerkönig von 2010, Kilian Wenger – war Armon Orlik auf Schlussgang-Kurs. Danach aber musste er die Träume mit zwei Gestellten begraben. Zuerst zeigte er gegen den späteren Schwingerkönig Stucki einen passiven Kampf und musste sich mit einer 8.75 begnügen (Stucki erhielt eine 9.00). Entscheidender war danach aber der Gestellte gegen den Innerschweizer Sven Schurtenberger, der sich mit Ach und Krach über die Zeit brachte und damit Orliks Ambitionen auf den Schlussgang ein Ende bereitete – und gleichzeitig seinem Innerschweizer Teamkollege Joel Wicki den Weg in den Schlussgang bahnte.
Für Orlik blieb nur der letzte Gang gegen Fabian Staudenmann, den er letztlich gewann und das Fest damit auf dem geteilten dritten Rang abschloss. Nach der Schlussgang-Niederlage vor drei Jahren ist der Maienfelder damit erneut nur knapp gescheitert. Dem 24-Jährigen bleibt immerhin der kleine Trost, erneut locker einen Kranz gewonnen und die Saison 2019 ohne Niederlage abgeschlossen zu haben – eine äusserst seltene Leistung, die Würdigung verdient. In der offiziellen Schweizer Jahreswertung musste sich Orlik an der Spitze dafür noch von Wicki überholen lassen.
Im Anschwingen des Eidg. Schwing- und Älplerfests 2019 in Zug am Samstag war Armon Orlik nach Mass gestartet: Der Maienfelder dominierte den amtierenden Schwingerkönig Matthias Glarner, gegen den er im ESAF-Schlussgang vor drei Jahren noch unterlegen war, und gewann letztlich souverän mit Kreuzgriff. Auch im zweiten Gang blieb Orlik erfolgreich, musste dabei aber einiges Glück beanspruchen: Gegen den hartnäckigen Berner Florian Gnägi musste Orlik eine bedrohliche Situation überstehen, ehe er doch noch mit Nachdrücken den Sieg holte. Im dritten Gang kam Orlik zu seinem dritten Sieg, dem zweiten mit Maximalnote, als er Stefan Arnold mit Lätz besiegte. Im vierten Durchgang des Ausschwingens duellierte er sich mit dem dritten Berner des Tages, dem Emmentaler Patrick Schenk, der zuvor auch drei Gänge gewinnen konnte. Nach einem kräfteraubenden Gang setzte sich Orlik letztlich mit einer weiteren Maximalnote durch. Am Ende war es der gestellte 7. Gang gegen Schurtenberger, der Orlik höhere Weihen verwehrte.
Alle Gänge von Armon Orlik am ersten ESAF-Tag gibts hier.
Curdin Orlik ein Eidgenosse
Einen zweiten Bündner Kranz gab es für Armons Bruder Curdin Orlik, der allerdings für den bernischen Schwingverband antritt. Nach einer Auftakt-Niederlage am Samstag gegen Mike Müllestein holte sich der angehende Agronom zwei souveräne Siege gegen Simon Schudel und David Dumelin. Nach einem engagierten Gestellten gegen Christian Schuler war Curdin Orlik nach dem ersten Tag im Rennen um einen Kranz. Und er nutzte seine Chance am zweiten Tag: Am Sonntagvormittag besiegte er Adrian Steinauer und Daniel Bösch und hätte in der Folge die Möglichkeit gehabt, seinem Bruder Armon im Kampf um die Schlussgang-Teilnahme möglicherweise Schützenhilfe zu leisten: Gegen Joel Wicki hatte Curdin allerdings klar das Nachsehen und stellte schliesslich mit Martin Hersche im 8. Gang. Der geteilte 9. Schlussrang reichte aber zu seinem ersten Kranz an einem Eidgenössischen, ein schöner Erfolg und ein beachtlicher Trost für die Familie Orlik.
Hochholdinger am Sonntagmorgen stark
Die weiteren Bündner Schwinger taten sich in Zug insgesamt erwartungsgemäss schwer. Roman Hochholdinger startete am Samstag mit einer Niederlage gegen Pascal Nietlispach und einem Gestellten gegen Stefan Gasser denkbar ungünstig, siegte dann gegen Antoine Ducry und unterlag im vierten Gang Benji von Ah. Am Sonntagmorgen zeigte sich der Churer von seiner besten Seite, legte zuerst Stefan Ettlin platt ins Sägemehl und gewann auch gegen Matthieu Burger. Für einen Kranz reichte es letztlich aber nicht, dafür hätte er die Siegesserie fortsetzen müssen: Stattdessen folgte eine Niederlage gegen Lukas Döbeli und ein Gestellter gegen Remo Zürcher, was den geteilten 19. Schlussrang für Hochholdinger bedeutete.
Der Churer Routinier Mike Peng startete am Samstag mit einer Niederlage gegen Matthias Herger, holte sich dann aber zwei Siege gegen Dominik Hess und Adrian Walther, ehe er sich im 4. Gang dem einstigen Favoriten Pirmin Reichmuth, der schon nach den ersten beiden Gängen aus der Entscheidung war, geschlagen geben musste. Mit einem Gestellten gegen Josias Wittwer und einer Niederlage gegen Christian Gerber endete das Fest für Peng nach sechs Gängen auf dem 28. Rang.
Dasselbe Schicksal ereilte am Sonntag dem Davoser Christian Biäsch. Nach einer Niederlage (gegen Toni Kurmann), einem Sieg (gegen Josias Wittwer), einer weiteren Niederlage (gegen Lario Kramer) und einem Gestellten (Jacob Schallberger) am Samstag konnte Biäsch am Sonntag nicht mehr zulegen und verlor seine Gänge 5 und 6 gegen Matthieu Burger und Stefan Gasser. Der Davoser beendete das ESAF 2019 auf dem geteilten 30. Rang.
Ebenso erfolglos verlief der Sonntag für den Almenser Ursin Battaglia. Bereits am Samstag verlor er den ersten Gang gegen Stefan Arnold, setzte sich dann gegen Michael Hess mit einem Plattwurf durch, musste sich dann aber Konrad Steffen und Mickaël Matthey geschlagen geben. Nach zwei weiteren Niederlagen am Sonntag – gegen Joel Ambühl und Stefan Ettlin – war das Eidgenössische für Battaglia ebenfalls nach sechs Gängen auf dem 31. Platz vorbei.
Gartmann und Jörger nach dem 1. Tag raus
Für Mauro Gartmann (Tschappina) war das ESAF bereits am Samstagabend vorbei: Einer Auftaktniederlagen gegen Dominik Roth folgte zwar ein Sieg gegen Kyle Brönnimann, doch sollte der einzige bleiben. Zwei weitere Niederlagen (gegen Johann Borcard und Simon Mathys) bedeuteten für Gartmann das Ende des Fests (geteilter 37. Schlussrang).
Einen schweren Stand hatte auch der Emser Marc Jörger: Nach zwei engagierten Gestellten gegen Jonas Burch und Simon Grossenbacher folgten Niederlagen gegen den Eidgenossen Niklaus Zenger und Sven Lang. Dies bedeutete das Aus nach vier Gängen auf dem 38. Schlussrang.
Für die Bündner bleibt die nicht neue Erkenntnis, dass ausser Orlik derzeit kein absoluter Elite-Schwinger in Sicht ist (abgesehen vielleicht von Bruder Curdin, der allerdings nicht mehr in Graubünden wohnt und für den bernischen Verband schwingt). Armon Orlik zeigte dafür einmal mehr, dass er zu den ganz Grossen gehört und nur noch die Krönung fehlt. Glücklicherweise darf sich der 24-jährige Maienfelder gewiss sein, dass sich – wenn er gesund bleibt – noch mehrere Chancen an einem Eidgenössischen eröffnen. Dass man auch im «hohen Alter» noch Schwingerkönig werden kann, hat der 34-jährige Berner Christian Stucki bewiesen.
(Bilder: Screenshot SRF)