Nach dem tödlichen Unfall auf der Maiensässfahrt will die Stadt Chur das Sicherheitsdispositiv überprüfen. Dazu sollen externe Sachverständige zugezogen werden.
Nach wie vor ist der Stadtrat intensiv an der Aufarbeitung des Unfalls daran, der am 23. Mai zum Tod eines 14-Jährigen führte. Er war von der Maiensässfahrt von Juchs nicht zurückgekehrt und auf der Oberen Val Parghera tödlich verunglückt.
Eins davon ist das Missverständnis, das zur Aussage führte, dass die Eltern des Jungen telefonisch nicht erreichhbar gewesen waren. «Es trifft zu, dass die Eltern erst später informiert wurden, aber es trifft nicht zu, dass es versucht wurde. Das erschien mir das einzig Logische, deshalb habe ich es so kommuniziert», sagte Stadtrat Patrik Degiacomi am letzten Schultag vor den Sommerferien vor den Medien in Chur. «Im Nachhinein stellte es sich aber heraus, dass sie nicht gesucht wurden. Warum das so war, müssen die Kantonspolizei und die Staatsanwaltschaft klären.» Er wolle sich dafür bei der Trauerfamilie für dieses Missverständnis entschuldigen.
Eltern meldeten sich selbst
Offenbar hatte die Staatsanwaltschaft die Informationen noch nicht freigegeben. Dem Stadtrat war klar untersagt worden, mit der betroffenen Familie Kontakt aufzunehmen. So meldete sich die Familie um ungefähr 20.30 Uhr selbst bei der Schule. «Wir haben diesen Anruf direkt der Kantonspolizei weitergegeben, die die Familie daraufhin informierte.»
Patrik Degiacomi hat in den letzten Wochen hunderte von Beileidsbekundungen erhalten. «Wir haben funktioniert, wir waren schockiert», sagte der Stadtrat. Jetzt wolle er sich dafür bedanken und diese Zeichen der Anteilnahme vor allem der Trauerfamilie weiter geben. Er rief ausserdem dazu auf, die Verbreitung von Gerüchten zu unterbinden.
Externe Sicherheitsuntersuchung
Seit dem tragischen Unglück sind immer zwei Fragen aufgetaucht: «Was ist das Ergebnis der Unterschung und wie geht es mit der Maiensässfahrt weiter», sagte Stadtpräsident Urs Marti. Erste Untersuchungen hätten gezeigt, dass der interne Ablauf gut sei.
Auch eine Prüfung der Umstände in Bezug auf den Zustand der Wanderwege brachte keine speziellen Erkenntnisse hervor. «Normalerweise kontrollieren wir die Wanderwege alle zwei Jahre. Die Wege zum Maiensäss als auch die Maiensässe selbst werden vor der Durchführung begangen und auf Tauglichkeit überprüft», sagte Stadtrat Tom Leibundgut. Dieses Jahr sei für die Maiensässfahrt ein früherer Termin zur Diskussion gestanden, aber die Begehung hatte ergeben, dass die Maiensässe wegen des liegen gebliebenen Schnees noch nicht erreichbar waren. «So haben wir die Maiensässfahrt verschoben.»
Der Weg über die Obere Val Parghera nach Juchs ist ein Forstweg, er ist also breiter gebaut als ein Wanderweg. «Man muss dort mit Fahrzeugen durchfahren können», sagte Tom Leibundgut. Der Weg sei in gutem Zustand gewesen.
Umfassende Risikoanalyse
Die 165-jährige Tradition der Maiensässfahrt soll aber trotz des tödlichen Unfalls wahrscheinlich beibehalten werden. «Das heisst aber nicht, dass alles so bleiben soll», sagte Stadtpräsident Urs Marti. Insbesondere will der Stadtrat wissen, ob es in Angelegenheiten der Sicherheit noch Verbesserungspotential gäbe.
«Es beginnt mit der Frage, ob wir den Eltern eine klare Anweisung geben wollen, was die Kinder anziehen sollen«, sagte Urs Marti. «Es geht weiter über die Organisation der einzelnen Schulklassen, ob es weitere Massnahmen an den Wegen braucht und weitere Fragen wie zum Beispiel die Anzahl der benötigten Begleitpersonen.»
Geplant ist eine umfassende Risikoanalyse von externen Sachverständigen. «Wir sind im Moment dran, Offerten einzuholen», sagte Urs Marti. Die Ergebnisse sollen im Herbst präsentiert werden. «Wir wollen den Eltern sagen können: Wir haben alles getan, um die Sicherheit zu gewährleisten.»
(Bild: zVg)