Roland Falks Schutzengel haben schon ein paar Mal Überstunden gemacht. Das letzte Mal vor einer Woche, als er in Laax in ein anderes Auto krachte. Jetzt haben Freunde von ihm für ein neues Auto gesammelt.
Es ist eine von vielen Polizeimeldungen, die auf Redaktionspulten landen: Autofahrer kommt «aus noch ungeklärten Gründen auf die Gegenfahrbahn», kollidiert mit dem entgegenkommenden Auto, es gibt Verletzte, die Autos sind kaputt. Ende der Geschichte – es gibt selten bis nie eine Fortsetzung.
Bei Roland Falk ist das anders. Er fuhr letzten Samstagnachmittag auf der Oberalpstrasse von Flims in Richtung seines Wohnortes Ilanz. Roland Falk war auf dem Rückweg von St. Gallen, wo er als anonymer Gesprächspartner bei einem Sorgentelefon Freiwilligenarbeit geleistet hatte.
Was um 16.30 Uhr auf der Oberalpstrasse passierte, haben ihm danach andere erzählt. «Ich hatte einen totalen Filmriss», sagt Roland Falk. Der Fahrer eines Teslas aus dem Kanton Luzern sah, dass er mit seinem 16-jährigen Volvo Schlangenlinien fuhr und versuchte auszuweichen. «Ich habe nochmals korrigiert, aber es nutzte nichts.» Roland Falk touchierte den Tesla seitlich. Die Fensterscheiben gingen in die Brüche, der 70-Jährige bekam ein paar Splitter ab und musste zwei Nächte auf der Intensivstation bleiben. «Sie haben alles abgeklärt, ich bin neurologisch kein Sicherheitsrisiko», sagt Roland Falk. Die Frau des Tesla-Fahrers hatte einen blauen Fleck, sonst passierte ihnen nichts.
Auf das Auto angewiesen
Es ist das vierte Mal, dass Roland Falk dem Tod ein Schnippchen geschlagen hat. 1985 musste er als Pilot auf dem Jungfraujoch notlanden. 2005 hatte er einen so schweren – unverschuldeten – Töffunfall, dass sein linkes Bein noch immer nicht richtig laufen kann. 2014 bekam er Krebs. Und letzte Woche der Unfall auf der Oberalpstrasse. «Die Polizei hat mir gesagt, wenn der Tesla-Fahrer nicht geistesgegenwärtig genug gewesen wäre, hätte es Tote gegeben», sagt Roland Falk.
Der 70-Jährige, der noch immer als freier Journalist unter anderem bei der «Schweizer Familie» arbeitet, hat jetzt nur ein Problem: Er ist dringend auf das Auto angewiesen, aber das ist nur noch Schrott wert. 16 Jahre ist es alt und hatte 343’000 Kilometer auf dem Buckel, wegen dem kaputten Bein musste es ein Automat sein. Geld für ein Neues hat er keins.
Und jetzt kommen seine Freunde ins Spiel. Ganz spontan meldete sich eine Freundin, die von sich aus 2000 Franken für ein neues Auto spendete. Und so ging es weiter und weiter – bis jetzt schon über 4000 Franken zusammen sind. «Eine Frau, die mir sagte, dass sie selbst nur wenig hat, spendete spontan 40 Franken. Jemand anderes schenkte mir den Erlös aus dem Verkauf ihrer Ukulele», sagt Roland Falk.
«Roland hat das so sehr verdient»
Für Roland Falk, der selbst ganz viel unneigenützig für andere arbeitet und sich einsetzt, ist das ein «super schöner Solidaritätsakt». Seine Freundin, ebenfalls Journalistin, findet, «Roland hat das so sehr verdient.» Gehässige Stimmen, die den Zweck der Aktion anzweifeln, ignorieren sie: «Wir haben das nicht gesucht, es kam an uns heran. Wenn andere ein Problem damit haben, ist das ihre Sache.»
Roland Falk hofft, dass er, bis er seinen Ausweis wieder bekommt, auch ein neues Auto hat. Der Ausweis wurde ihm wegen der laufenden Untersuchung entzogen. «Sie haben mir gesagt, das könne noch Monate dauern, bis ich ihn wieder habe. Ich finde das, nachdem im Spital festgestellt wurde, dass ich kein Sicherheitsrisiko bin, mühsam. Schliesslich gibt mir das Unabhängkeit in jeder Hinsicht und ich muss weder Sozialwerken noch anderen auf der Tasche liegen.» Als einbeiniger Journalist ist Roland Falk ohne Auto nicht nur aufgeschmissen, sondern schlicht nicht erwerbsfähig. Letzeres will er sich aber «solange und so gut es geht» erhalten.
(Bilder: zVg, Kantonspolizei Graubünden.)