Nicht erst seit der Fernmärkteinitiative von hotelleriesuisse Graubünden und Graubünden Ferien 2018 und dem Bündner Tourismustag von letzter Woche, sondern schon seit 2007 ist das Gewinnen von Gästen aus Fernmärkten ein grosses Thema im Kanton. Doch trotz allen Bemühungen ist es seither nicht gelungen, den Anteil an Gästen aus Fernmärkten markant zu steigern. Gemessen an den Hotellogiernächten verzeichnet Graubünden heute «nur» 7.2% Logiernächte von Gästen von ausserhalb Europas, davon 2.2% US-Amerikaner, 1% Chinesen, 0.7% Japaner, 0.4% Gäste aus den Golfstaaten und 0.2% Inder.
Aktuell ist für Graubünden der Schweizer Gast mit einem Logiernächteanteil von über 60% weitaus am wichtigsten. Nach wie vor ist auch der Gast aus den traditionellen, westeuropäischen Herkunftsländern, allen voran Deutschland, sehr bedeutend. Diese Gäste waren 2018 für jede 4. Logiernacht oder 24.3% verantwortlich. 2005 lag ihr Logiernächteanteil allerdings noch bei 40%. Und dann kam die Euro-Krise. Für europäische Gäste wurden Ferien in der Schweiz zwischen 2005 und 2015 um 30% teurer und Graubünden litt wegen seiner grossen Abhängigkeit vom europäischen Markt besonders stark unter der Währungskrise. Der Logiernächteanteil der westeuropäischen Gäste sank innert 10 Jahre um 14.5%.
Wäre Graubünden ab 2005 in seinen Gästestrukturen bereits stärker diversifiziert gewesen und hätte einen grösseren Anteil an Gästen aus Fernmärkten gehabt, so wäre die Eurokrise weniger einschneidend gewesen. «Wenn, dann…» nützt aber herzlich wenig. Der Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt: Graubünden hat es geschafft, den Logiernächteanteil von Gästen von ausserhalb Europas seit 2005 von 3.6% auf 7.2% zu steigern und damit zu verdoppeln. Zwar kann mit diesem nach wie vor sehr kleinen Anteil der Verlust an europäischen Gästen noch in keiner Weise kompensiert werden. Doch der Trend stimmt positiv. «Das Wachstumspotenzial in diesen Märkten ist gross und eine Diversifikation der Gästestruktur sichert Graubünden besser gegenüber Wirtschafts- und Währungsschwankungen ab», meinte Martin Nydegger, Direktor von Schweiz Tourismus, am Bündner Tourismustag in Laax. Und die neueste strategische Kooperation von Graubünden Ferien mit Zürich Tourismus geht genau in die richtige Richtung. Gemeinsam will man auf die Reiseroute von Gästen aus Fernmärkten kommen und eine echte Alternative zu Matterhorn, Luzern & Co. anbieten. Die internationale Anbindung mit dem Flughafen Zürich, die grösste Schweizer Stadt und die einzigartige Bündner Bergwelt – der Schulterschluss hat grosses Potenzial.
Heute für Sie unverblümt und direkt von der Front: Brigitte Küng, Projektleiterin, Macherin und Strategieberaterin bei Hanser Consulting AG, Chur.
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(Bilder: Wirtschaftfsorum Graubünden)