Der Hirsch hat jetzt die Flinte

Im Tourismus hat sich was gedreht. Und zwar fundamental. Der Gast bestimmt heute, wer Zukunft hat und wer nicht. Gemeint ist der Höhenflug der Gästebewertungen – oder neudeutsch: Customer Ratings. Gäste glauben heute Gästen mehr als Experten. Diese Vertrauensrevolution hat disruptiven Charakter. Die Zeiten des guten alten Hotelprospekts, in dem stets alle Zimmer herrlichste Bergsicht und tiefenentspannte Ruhe aufweisen, sind durch reelle Gästefeedbacks abgelöst worden. Und diese Feedbacks sind entscheidend: Gemäss einer aktuellen Studie von TrustYou lesen 95 Prozent aller Online-Hotelbucher vor dem Kaufentscheid Gästebewertungen. Wenige bewerten, aber fast alle lesen. Gerade kürzlich hat die erste Schweizer Krankenkasse angekündet, ein Ärztebewertungssystem einzuführen. Nun, was in den Hotels schon lange Alltag ist, wird bald so ziemlich alle Aspekte des Tourismus erfassen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis der Skilehrer oder die Snowboardlehrerin nach Ratings ausgewählt wird. Destinationen, Museen und Familienskigebiete werden bald nach Freundlichkeit, Infrastruktur und Gästeorientierung bewertet. Den Guten versetzt das digitale Flügel. Die Schlechten werden zu beschleunigter Verbesserung gezwungen oder vom Markt abgestraft. Ratings sind der effektivste Qualitätsturbo.

Prof. Dr. Marcus Schögel von der Universität St. Gallen hat die bevorstehende Rating-Bewegung treffend auf den Punkt gebracht: «The deer has now a gun.» Aber davor muss sich der Jäger-Kanton Graubünden nicht fürchten. Im Gegenteil: Die zunehmende Transparenz schafft Chancen. Jede touristische Unternehmerin und jeder Destinationsverantwortliche ist aber gefordert, sich noch selbstkritischer mit der eigenen Leistungserbringung auseinanderzusetzen. Konsequent muss deshalb auch der Aussenblick gesucht werden. Und genau darum geht’s am kommenden und ersten graubünden Tourismustag  von Graubünden Ferien am 23. und 24. Mai 2019 in Laax. Ganz bewusst haben wir auswärtige Experten, Macherinnen und Weitseher eingeladen und geben ihnen das Wort zu Graubünden. Seien sie dabei, wenn man von jenseits der Kantons- und Landesgrenze auf unsere Region blickt. Nicht verpassen – es könnte sie betreffen.

 

Jürg Schmid
Präsident Graubünden Ferien