Erstmals seit dem Wiederaufstieg in die NLA 1993 hat der HC Davos in der vergangenen Saison die Playoffs verpasst, bevor sich der Rekordmeister in den Playouts immerhin den Ligaerhalt sicherte. Wir blicken in einer dreiteiligen Analyse zurück auf die «Seuchensaison 2018/19».
Vor allem der Herbst 2018 geht als Davoser Desaster in die Klubgeschichte ein. Ende November trat HCD-Legende Arno Del Curto nach 22 Jahren Regentschaft überraschend zurück. Der Klub befand sich in der grössten sportlichen Krise seit den achtziger Jahren, lag auf dem zweitletzten Rang mit bereits zwölf Punkten Rückstand auf einen Playoff-Platz. Heim-Niederlagen wie ein 0:7 gegen Langnau, 1:8 gegen Zug, 3:7 gegen Biel oder auch ein 1:6 gegen Lugano waren ebenso schallende Ohrfeigen wie der plötzliche Abgang ihres Söldners Shane Prince, der Mitte November abhaute und Davos in der schwierigsten Phase hängen liess.
Starke Schlussphase, solide Playouts
Michel Riesen und René Müller übernahmen nach del Curtos Rücktritt ad interim und erfolglos die Coaching-Geschicke, ehe vor Weihnachten Harjis Witolinsch als neuer Headcoach vorgestellt wurde. Auch wenn die Resultate unter dem Letten anfänglich mässig waren, steigerte sich der Rekordmeister und punktete im letzten Qualifikationsviertel gar wieder wie ein Top-4-Team. Die Playout-Teilnahme stand da aber bereits seit langem fest, und nach einer uninspirierten und sinnlosen Relegationsrunde sicherte sich der HCD gegen die Rapperswil-Jona Lakers mehr oder weniger souverän mit 4:1 in der Serie den Ligaerhalt.
Schaut man genau hin, war der Rückgang in der Davoser Punkteausbeute in den beiden vorangegangenen Jahren bereits ein Trend, der dieses Jahr im Einbruch – der angesichts der Kader-Entwicklung schon lange befürchtet wurde – endete.
Dramatisch war in der vergangenen Saison die Siegausbeute vor eigenem Publikum. Während die Vaillant Arena bisher stets eine schwer einzunehmende Festung war, konnte Davos in der Saison 2018/19 alles andere als überzeugen: Bis Harjis Witolinsch die Mannschaft vor Weihnachten übernahm, verlor der HCD 11 der 12 Spiele auf eigenem Eis, die erwähnten Kanterniederlagen eingeschlossen. In den 13 Heimspielen unter dem Letten resultierten immerhin 6 Siege. Dazu fielen 4 Niederlagen nur denkbar knapp mit einem Tor Unterschied aus. Schwung erhielt Davos durch diverse Vertragsverlängerungen und die Verpflichtung von Sportchef Raeto Raffainer, das Perspektiven für die Zukunft versprach. Insgesamt gewann Davos diese Regular Season in 25 Heimspielen aber nur 5x nach 60 Minuten, dazu 2x in der Verlängerung/im Penaltschiessen, 18x musste man in der Regular Season das heimische Eis als Verlierer verlassen.
Die schwache Saison wirkte sich auch auf die Zuschauerzahlen aus: Obwohl der HCD mit 31 Heimspielen öfter in der Vaillant-Arena spielte als die letzten drei Saisons (nur 2014/15 gabs insgesamt ein Spiel mehr), ist der Zuschauereinbruch deutlich. Die Gründe sind offensichtlich: Die Relegations- und Playout-Spiele lockten natürlich deutlich weniger Fans an als die entsprechenden Playoff-Spiele der Vorjahre. Allerdings gab es auch in der Regular Season angesichts des schwachen Saisonstarts einen Rückgang zu beklagen: In den letzten Jahren bewegte sich der Saisonschnitt in der Regular Season stets um 4700 Fans pro Spiel, diesen Winter fiel er um rund 400 Zuschauer pro Spiel auf 4307.
Ein detaillierter Blick auf die Zuschauerzahlen in dieser Saison verrät, was man schon weiss: Gegner mit grossen Namen (z.B. Bern oder ZSC) und Wochenend-Spiele ziehen in Davos (auch in den Playouts). Dagegen sind Spiele unter der Woche gegen Westschweizer oder Kellerkinder die bekannten Stimmungskiller.
Im zweiten Teil des Davoser Saisonrückblicks blicken wir morgen auf die Statistiken der Goalies, der Verteidigung und des Angriffs.
(Bild: Twitter HC Davos)