Am Herd, da wo es heiss und oft stressig ist, entscheidet sich, ob das Essen dem Gast schmeckt. An der Rezeption macht die kompetente Fachkraft den Unterschied, ob der Gast Übernachtungen hier in Graubünden bucht oder mit ein paar Clicks weiter im Tirol landet. Die Professionalität und Freundlichkeit des Servicepersonals bewirken, dass Gäste gerne bei uns einkehren. Überaus wichtig daher, dass das Handwerk (z.B. Koch) endlich wieder den Stellenwert erhält, den es verdient. Ich habe selber Koch gelernt und weiss, dass der Stellenwert der Berufe in Gastronomie und Tourismus auch sehr viel mit dem Image unserer Branche zu tun hat. Natürlich muss auch der Lohn stimmen. Positive Bilder sind zusätzlich unabdingbar. Man verbindet uns mit Emotionen, Erlebnis, Geschichte, Geschmack, Gerüche, Stimmungen und vielem mehr. Da müssen wir ansetzen. Das kostet noch nichts.
Wir haben vor zwei Jahren an der Hotelfachschule in Passugg einen neuen Beruf eingeführt: die Hotel-Kommunikationsfachfrau/-mann EFZ. Wir kommen so den Bedürfnissen der heutigen Jugend nach einer sinnstiftenden Tätigkeit entgegen. Bereits im zweiten Jahr sind 250 Lernende in der ganzen Schweiz in der Ausbildung, davon drei Klassen mit je zwanzig Schülern an der Hotelfachschule in Passugg. Dann gibt es das Projekt «Leben in Graubünden» für 5./6. Klässler mit Projektwochen. Oder «Please disturb», der Tag der offenen Hoteltüre. Das sind konkrete Ansätze. Auch die verschiedenen Ratings und Gourmetführer helfen. Grundsätzlich gibt es doch kaum eine andere Branche, die so viel Präsenz in der Öffentlichkeit und in den Medien hat wie der Tourismus! Die Menschen verbinden sofort persönliche Bilder mit uns Köchen oder Hoteliers-Familien. Da möchte ich vermehrt ansetzen. Und wir können neue Arbeitsmodelle anbieten, damit Familie und Beruf besser vereinbar sind.
In der Branche ist allen klar: gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter machen den Unterschied. Der Fachkräftemangel wird uns in Zukunft, nach meiner Einschätzung, mehr und länger beschäftigen als die Eurokrise. Die Frage stellt sich: wie können wir in unserem Lebens- und Wirtschaftsraum genügend und gut qualifizierte Mitarbeiter motivieren, bei uns zu arbeiten? Wir haben eine hohe Lebensqualität und leben in einer wunderbaren Umgebung. Ich bin überzeugt, dass wir mit guten Ausbildungsangeboten und spannenden Arbeitsplätzen auch in Zukunft attraktiv sind für gut qualifizierte Mitarbeiter und deren Familien. Um mit diesen Herausforderungen umzugehen und dies zu meistern, brauchen wir gute und faire Rahmenbedingungen. Diese werden auch in Bern gemacht. Entsprechend gilt es, sich hier aktiv und mit guten und zukunftsorientierten Ideen einzubringen.
(Bild: GRHeute)