Mit 31 Meistertiteln und 15 Spengler-Cup-Siegen kann der Hockey Club Davos auf eine einzigartige Erfolgsgeschichte von über 90 Jahren zurückblicken. Der HCD ist im Moment aber in einer sportlichen Krise. Passender könnte der Baustellenbetrieb rund um das Eisstadion gar nicht sein. Die Vaillant-Arena wird renoviert. Es wird gehämmert, gebohrt, abgerissen – man wird automatisch an den aktuellen sportlichen Zustand des HC Davos erinnert: eine grosse Baustelle. Die aktuelle Situation hat, meiner Meinung nach, sehr viele Parallelen zur Situation des Bündner Tourismus Anfang der 2000-Jahre.
Die Hauptgründe der sportlichen Krise beim HCD sind ähnlich wie dazumal im Tourismus:
1. Veraltete interne Strukturen (die Macht liegt -fast- nur bei Trainer Arno del Curto, kein Sportchef, wenig Scouting).
2. Keine Anpassung an die Änderungen des Gäste-/(Spieler-)Verhaltens (Social-Media-Generation lässt grüssen).
3. Verstärkung der Konkurrenz und Abnahme der finanziellen Ressourcen.
Der HCD hat aber, im Vergleich zum Bündner Tourismus, viel schneller darauf reagiert und entsprechende Anpassungen vorgenommen: Strukturen wurden mit der Einstellung eines Sportchefs und der Einrichtung einer Sportkommission angepasst. Der Trainerstab um Arno del Curto wurde mit jungen Assistenztrainern erweitert, damit diese auch die neuen Spielergenerationen erreichen können. Die fehlenden finanziellen Mittel wurden halt, wie üblich im Sportbusiness, durch eine Gruppe von Investoren überwunden. Alles innerhalb von gut zwei Monaten… Ob der HCD den Turnaround schaffen wird ist zwar immer noch nicht sicher (ich glaube aber daran), was aber beneidenswert ist, ist die Geschwindigkeit der Umstellung.Im Bündner Tourismus haben wir ca. 10 Jahre gebraucht, um unsere Strukturen den heutigen und z.T. zukünftigen Gästebedürfnissen anzupassen – der Turnaround ist aus Tourismussicht geschafft oder, besser gesagt, im Gange. Generell aber werden strukturelle Anpassungen im Vergleich zu Sportunternehmen oder generell in der Privatwirtschaft viel zu langsam angegangen. Die Gründe sind sicher die vielen Player der Tourismuskette, die Beeinflussung der öffentlichen Hand und der Politik und die z.T. noch fehlenden Investoren. Nichtsdestotrotz vermisse ich manchmal im Tourismus immer noch die Motivation und den Biss – um es wieder mit einer Sportmetapher zu erklären – nicht abzusteigen oder unbedingt in die Playoffs zu kommen. Der Tourismus in Graubünden ist aktuell sicherlich kein Abstiegskandidat, aber auch noch kein Titelaspirant. Um dies zu werden müssen wir Touristiker mit Kontinuität mit der gleichen Spielweise des HCD arbeiten: mit atemberaubendem Tempo, hoher Intensität und einer geballten Ladung an Emotionen! In diesem Sinne „Hopp HCD und hopp Graubünden!“
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(Bild: Copyright: (c) HDC.ch / Maurice Parrée)