Zu ihrem 150-jährigen Bestehen hat sich die FDP des Kantons Graubünden einen Abend in ihrer eigenen Geschichte gegönnt. Den Boden dazu lieferte Hansmartin Schmid und an den Tischen duellierte sich alt gegen neu mit Christian Rathgeb, Reto Mengiardi und Gierina Gabriel.
Normalerweise liest man hier ein Namedropping. Da Hansmartin Schmid aber fast eine Stunde aus dem Stegreif aus der Geschichte der FDP referierte, hier mal ein Namedropping der anderen Art – wer alles in der 150-jährigen Geschichte eine Rolle spielte, ungefähr in der Reihenfolge ihres Auftritts, Liste unvollständig: Salis Seewis, Napoleon, von Planta, Salis Zizers, Felix Caluonder, Familie de Latour, Decurtins, Anton Steinhauser, Friedrich Manatschal, Andrea Bezzola, Alfred von Planta, Hans Stiffler, Arno Theus, Gieri Darms und die Familie Gadient. (Wem zu allen noch einfällt, was da war, hat in Geschichte gut aufgepasst.)
Was gesagt wurde: «Chur war schon 1871 ein liberales Nest.» «Der Rest ist Geschichte, die restliche Zeit müssen sie selbst schreiben.» (Hansmartin Schmid. Man könnte ihm stundenlang zuhören. Man hat von ihm das Gefühl, dass er die FDP Geschichte nicht nur weiss, sondern ist.) «Ein bisschen Geschichte bin ich schon.» «Seid nicht ideologisch. Ideologie führt zu einer Verengung der Sicht.» «Die Partei muss den Frauen das gleiche bieten wie den Männern.» «Man muss von den Frauen mehr Mut und Vertrauen erwarten.» «Man muss den gesellschaftlichen Wandel erkennen. Es kann sein, dass der Klimawandel den Menschen näher ist als die Eigenverantwortung.» (Reto Mengiardi, alt-Regierungsrat.) «Es wird nicht liberaler, wenn der Bund bestimmt.» «Erfolg hatten wir, wenn wir unsere Ideale selbst vertreten haben.» «Ich habe eine komfortable Situation.» «Wir sollten diese Frage nicht selbst beantworten, sondern die Frauen dazu befragen.» (Christian Rathgeb, Regierungsrat.) «Der Bündner Freisinn betreibt nicht dogmatische Politik.» «Als junge Person muss man einen Mentor haben.» «Man traut Frauen noch nicht das gleiche zu wie den Männern.» (Gierina Gabriel, Gemeinderätin Ilanz.) «Wir hatten nicht nur Politiker, wir hatten Künstler hier vorne.» (Bruno W. Claus)
Was Reto Mengiardi aus seiner Regierungsratstätigkeit noch erzählte: Wie Reto Sciucchetti nach fünf Monaten im Regierungsrat wieder zurücktreten musste, weil er seinen lic. oec-Abschluss entgegen seinen Angaben gar nie gemacht hatte. Wie der Vater des gefallenen Raiffeisenpräsidenten Pierin Vincenz, Gion Clau Vincenz, einen Deal für den Verkauf der Weinhandlung Plozza abwickelte und die dafür erhaltene Prämie von einer halben Million Franken nicht versteuerte. Wie er sich plötzlich mit dem Vorwurf der Fälschung von Grossratsprotokollen konfrontiert sah – weil das Protokoll jeweils einen Tag später auflag und von allen eingesehen und korrigiert werden konnte. Ein damals übliches Vorgehen, mit der ganzen Elektronik heute undenkbar.
(Bilder: GRHeute)