Junge Bünder*innen fordern von der Katholischen Kirche, dass sie Gefässe schafft, damit junge Menschen mitsprechen und -entscheiden können. Ausserdem sollen jugendgerechte Gottesdienstformen gefördert/entwickelt, die Öffentlichkeitsarbeit intensiviert und die Qualität des Religionsunterrichtes überprüft werden. Weiter verlangen sie eine vollständige Aufklärung der Missbrauchsfälle.
Am vergangenen Samstag, dem 20. Oktober 2018, fand in der Werkstatt Chur die «Talksession» statt. Im Kontext der parallel laufenden «Jugendsynode» (3. – 28. Oktober 2018) in Rom, an welcher Bischöfe aus aller Welt über «die Jugendlichen, den Glauben und die Erkenntnis der Berufung» diskutieren, verstand sich die «Talksession» als «lokale Jugendsynode». 14 junge Erwachsene von Landquart bis Disentis setzten sich mit der zentralen Frage auseinander, wie die katholische Kirche in Zukunft mit der Jugend auf dem Weg sein sollte.
Die Botschaft der Teilnehmer*innen der «Talksession» war klar: Jungen Menschen ist die Kirche ein echtes Anliegen, aber die konkrete Kirche macht es ihnen nicht leicht. Dementsprechend verstanden die Teilnehmer*innen ihre konkreten Anliegen, Vorschläge und Erwartungen als erhoffte Entwicklungen, damit sich junge Menschen wieder mit der katholischen Kirche identifizieren können. Dies ist ein offen ausgesprochener Wunsch, denn es wurde auch Positives über die Kirche gesagt: Jungwacht Blauring, Firmreise, Pfarreifeste, Gemeinschaft, Ort der Ruhe, Erholung und Entschleunigung etc. Diese Potenziale, so die jungen Menschen, soll die katholische Kirche unbedingt nutzen und darauf aufmerksam machen.
Die Erarbeitung der konkreten Anliegen, Vorschläge und Erwartungen erfolgte am Vormittag in einer «Zukunftswerkstatt». Dabei haben die jungen Menschen mutig, offen und ehrlich verschiedene Themen angesprochen. Ausgangspunkt waren oft persönliche Erfahrungen und Erlebnisse in und mit der katholischen Kirche.
Am Nachmittag waren Vertreter*innen der Kirche anwesend und haben den jungen Menschen zugehört. Unter anderem folgten Thomas Bergamin, Präsident der Verwaltungskommission der katholischen Landeskirche, Martin Kopp, regionaler Generalvikar des Bistums in der Urschweiz und Guido Tomaschett, Diakon der Pfarrei Domat/Ems-Felsberg, der Einladung. Folgende konkrete Vorschläge und Forderungen richteten die Teilnehmer*innen der «Talksession» an die anwesenden Vertreter*innen der Kirche:
- Mitspracherecht auf lokaler und regionaler Ebene
- Adäquate Öffentlichkeitsarbeit
- Positive Berichterstattung
- Jugendgerechte Gottesdienstformen
- Qualitätssicherung im Bereich des Religionsunterrichtes
- Authentische und ehrliche Kirche
- Gleichstellung von Mann und Frau
- Akzeptanz der sexuellen Orientierung und Geschlechtervielfalt (LGTBQI)
- Aufarbeitung der Missbrauchsfälle
Allen Anwesenden war klar, dass gewisse Anliegen, wie das Mitspracherecht oder jugendgerechte Gottesdienstformen, direkt in den Pfarreien vor Ort umgesetzt werden können, während andere Forderungen mit der Kirche als weltweite Institution verknüpft sind. Dennoch aber wünschen sich die jungen Menschen, dass in diesen Punkten, z.B. in der Akzeptanz der sexuellen Orientierung und Geschlechtervielfalt, lokale Zeichen gesetzt werden.
Der Fachbereich für kirchliche Jugendarbeit der katholischen Landeskirche wird die Ergebnisse der Talksession nun bündeln und in weitere Initiativen und lokale Prozesse einfliessen lassen. Gleichzeitig werden alle Pfarreien und Kirchgemeinden über die Ergebnisse der «Talksession» informiert. Sie müssen von den verschiedenen Akteur*innen innerhalb der katholischen Kirche zwingend ernstgenommen werden, denn leitend für die «Talksession» und den Fachbereich für kirchliche Jugendarbeit der katholischen Landeskirche Graubünden ist die Überzeugung, dass Jugendliche und junge Erwachsene Teil der katholischen Kirche und selber auch Kirche sind.
(Quelle/Bilder: zVg.)