Jörg Rutz hat die Generalprobe überlebt: Der Autor hat seinen Krimi «Tatort Madast» am Ort des Geschehens in Jenins vorgestellt.
Die Weinberge sind leergewimmelt, die Tage werden kürzer. Es ist dunkel, als Jörg Rutz in der Bündte in Jenins die Vernissage seines Krimis «Tatort Madast» feiert. Der Weinberg im Madast ist gut zwei Kilometer entfernt; eine Zuhörerin wird später erzählen, dass Jörg Rutz sie schon als Kind beim Wimmeln im Madast mit Geschichten unterhalten hätte. Einer sagt einen Satz, der nächste den nächsten, man kennt das.
Ungefähr so hat das auch beim Buch schreiben funktioniert. «Ich wusste lange selber nicht, wer der Mörder ist», sagte Jörg Rutz. «Ich bin chaotisch und lasse mich treiben.» Am liebsten schreibt er morgens um 5 Uhr, «dann kann ich den Rest des Tages überlegen, ob es gut ist oder nicht.» Die Arbeit eines Kommissars hat Jörg Rutz schon immer fasziniert, «wie sie zur Lösung ihres Falls kommen.» Er wäre gern Detektiv geworden, aber er hat zu grosse Angst vor Gangstern.
Um Gangster, jedenfalls um einen, geht es auch in seinem Krimi «Tatort Madast». Ein schwarzer Mann, der vor Jahrhunderten für Angst und Schrecken sorgte, soll wieder auferstanden sein. Oder auch nicht. Es geht um vieles, das in Jenins auch in der Realität statt findet: Die Knabengesellschaft, diese einzigartige Burschenschaft, in der man «als Bub hinein kommt und als Mann wieder heraus geht». Der Umgang war teilweise ruch, aber es tat gut. Jörg Rutz erinnert sich gerne daran.
Der Autor, aufgewachsen in Jenins und jetzt wohnhaft in Landquart, liest einige Passagen aus dem Buch vor. Es geht um den Mord, seine Aufklärung und das, was das mit einem Dorf, in dem jeder jeden kennt, macht. «So ein Mord ist eine Extremsituation», sagt Jörg Rutz. Hatte er Vorbilder beim Schreiben? «Nein, ich kenne niemanden, der so ist», sagt Jörg Rutz. Oder wie es sein Verleger vom Driftwood Verlag, Thomas Hobi, für die Anwesenden übersetzt: «Sie kommen alle nicht darin vor.»
Einer, der sich dann doch darin gefunden hat, ist «Hanspeter», der Schwiegervater. «Ziemlich am Schluss», sagt er. Schnelles Durchblättern ergibt: Er wird in den Danksagungen erwähnt. Er war der erste, der den Krimi vor 15 Jahren ein erstes Mal Korrektur gelesen hat. Auch er hat im Buch niemanden erkannt. Aber komisch ist es schon: «Vor 15 Jahren habe ich die erste Fassung gelesen. Und dann hat man plötzlich einen Schriftsteller in der Familie.»
Gut 60 Gäste haben zugehört, am Ende sind gut 50 Exemplare verkauft. Jörg Rutz hat gefühlt 100 persönlich signiert. Er ist zufrieden mit dem Abend. Sein Vater hat ihm zu Beginn des Abends viel Erfolg gewünscht, «vor allem beim Vertrieb».
Das Buch «Tatort Madast – Dunkle Schatten über der Bündner Herrschaft ist ab sofort in jeder guten Buchhandlung oder direkt beim Driftwood Verlag erhältlich.
(Bild: GRHeute)