«ANTIGONE :: COMEBACK» ist eine Zeitreise zurück ins Jahr 1948. Ausgestattet mit einer Virtual-Reality-Brille, begibt sich jede Zuschauerin und jeder Zuschauer alleine in die szenische Installation und erlebt aus der Perspektive von Helene Weigel eine Probe mit Bertolt Brecht (Peter Jecklin) und steht schliesslich live Helene Weigel (Claudia Renner) in ihrer Künstlergarderobe gegenüber.
Diese Eigenproduktion des Theater Chur im Rahmen des Festivals «Brecht!/BB18» feiert am Mittwoch, 24. Oktober 2018 Premiere und wird bis am 31. Oktober an weiteren fünf Abenden gezeigt. Voraufführungen am 22. und am 23. Oktober 2018. Am Sonntag, 28. Oktober findet um 15.30 Uhr ein Gespräch mit Regisseur Bernhard Mikeska und Autor Lothar Kittstein im Brecht-Zimmer im Hotel Stern statt.
Von der Schweizer Fremdenpolizei argwöhnisch beäugt, kommen Bertolt Brecht und Helene Weigel in den ersten Januartagen 1948 unbekannt in Chur an und nehmen Wohnsitz im Hotel Stern. Brechts Bearbeitung der «Antigone» für das experimentierfreudige Theater Chur mit Weigel in der Titelrolle ist seine erste praktische Arbeit in Europa, seit er 1933 Deutschland verlassen hat. Auch Weigel hat seit über 10 Jahren auf keiner Bühne mehr gestanden. Beide sind vom Erfolg der «Antigone» existenziell abhängig. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sind hautnah dabei, wenn sich der Konflikt von Antigone und Kreon in den Kampf zwischen Brecht und seiner Partnerin Weigel um die Gesetze des Theaters verwandelt. Bei der «Antigone»-Probe geht es um nichts weniger als um die Herrschaft über Spiel und Realität.
Bernhard Mikeska, Alexandra Althoff und Lothar Kittstein (RAUM+ZEIT) entwerfen kein neues Szenario für Brechts Antigone-Modell, sondern eines für Helene Weigels Seelenzustand. Erinnerungen an die Probenzeit in Chur sind in intimen Momenten eingefangen. Bald aber wird fraglich, ob es überhaupt eine klare Grenze gibt, zwischen Wirklichkeit und Traum, virtueller und «wirklicher» Realität. Ausgestattet mit einer VR-Brille, begibt sich jede Zuschauerin und jeder Zuschauer für rund 50 Minuten in die szenische Installation und kommt dabei Brecht und Weigel live wie virtuell sehr nah. Nach der Uraufführung in Chur wird «ANTIGONE :: COMEBACK» 2019 am Brechtfestival Augsburg und am Landestheater Vorarlberg in Bregenz gezeigt.
Die Inszenierungen von RAUM+ZEIT spielen mit der Logik eines konsistenten Raum-Zeit-Kontinuums und der inneren Welt der Wahrnehmung. Mikeska, Althoff und Kittstein arbeiten seit ihrem ersten gemeinsamen Projekt «Remake :: Rosemarie» 2009 am Schauspiel Frankfurt regelmässig zusammen und suchen in ihren immersiven
Theaterentwürfen nach der beunruhigenden Gleichzeitigkeit von Erinnerung und Gegenwart. Dabei brechen sie mit herkömmlichen Rezeptionsweisen. Das Guckkastenprinzip ist aufgehoben; statt geradlinige Geschichten zu erzählen, werden Spuren gelegt, Erzählstränge verwoben und Perspektiven verrückt. In ihren Installationen werden Verhältnisse zwischen Zuschauern und Schauspielern überprüft und neu justiert.
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(Bild: zVg.)