Ein Beitrag in der HTW-Blog-Reihe.
Ruanda gilt als eines der sichersten Länder Afrikas und eines der gleichberechtigsten Länder der Welt, welches entschieden eine nachhaltige Entwicklung anstrebt.
66 % der Parlamentssitze werden von Frauen besetzt, doppelt so viele wie in der Schweiz. Gemäss dem Safety and Security Report des WEF befindet sich Ruanda mit Bezug auf die Sicherheit von Touristen und Geschäftspersonen auf Platz 9, gleich hinter der Schweiz. Und dies nur 24 Jahre nach dem Genozid, in welchem 800’000 bis 1’000’000 Menschen ermordet wurden. Plastiksäcke sind seit 2008 verboten. Mit VW hat das Land einen Investor gewonnen, welcher die ökologische Mobilität der Zukunft in Ruanda aufbauen will.
In dieses Land mit einer erschreckenden Geschichte und einem ebenso erstaunlichen Wiederaufbau sind auch dieses Jahr sieben Studierende der HTW Chur gereist.
Die Reisen werden vom Verein COERESO organisiert und durchgeführt, welcher von der ehemaligen HTW-Studentin Irina Zehnder und dem Dozenten Eric Dieth gegründet wurde. Eines der Ziele des Vereins ist es, Studierenden aus Afrika und der Schweiz die Möglichkeit zu geben,
- einander zu treffen,
- kennenzulernen,
- Themen wie die Rolle des Tourismus in der Gesellschaft, die Bekämpfung von Armut, den Beitrag des Tourismus für den Frieden respektive zur Minderung von Gewalt, Tourismus und Nachhaltigkeit usw. zu bearbeiten,
- über alles zu diskutieren, was einem beschäftigt,
- die Flora und Fauna zu entdecken,
- miteinander lachen, afrikanisches Essen entdecken und geniessen.
Zu diesem Zweck wurden vor dem Besuch afrikanisch-schweizerische Gruppen zusammengestellt, welche an von ihnen gewählten Themen arbeiteten und diese in Ruanda allen Beteiligten präsentierten. Als wir in Ruanda im College in den Bergen angekommen waren, trafen sich Menschen, die sich noch nie gesehen hatten, wohl aber schon kannten. Mit den Worten von Tamara Brand: «Es spielt keine Rolle, woher man kommt, Humor funktioniert immer. Es war nicht schwierig miteinander in Kontakt zu treten, da wir alle gleich sind. Was half war, dass Blessing und ich online zusammengearbeitet hatten, weshalb ich den Eindruck hatte, in bereits zu kennen, als wir uns begegneten.» Und die Ruanderin Fifi hielt ihren Eindruck dieser gemeinsamen Tage wie folgt fest: «You came here just for us that shows us that you have so much love to share. And you share it with us. That makes us feel honored and important.» Für die junge Mutter Médiatrice, welche am College arbeitet und studiert, ist es wertvoll, Studierende aus fernen Ländern zu treffen, weil sie Selbstvertrauen aufbauen konnte im Umgang und in der Kommunikation mit ihr zu Beginn fremden Menschen.
Zum Studierendenaustausch hinzu kommen Besuche verschiedener Gemeinschaften, mit denen COERESO Projekte wirtschaftlicher Entwicklung aufbaut und finanziert. Der Studierendenverein Cambiela hat hierbei über die Jahre stets einen sehr wertvollen Beitrag geleistet! Und drittens befassen wir uns mit der Geschichte des Landes und der Rekonstruktion nach dem Genozid.
Nebst dem Kigali Genozid Museum, einem ruandischen Kochkurs und einer Walking Tour im ältesten Viertel der Stadt, besuchten wir eine Gemeinschaft, welche Teil des Projekts «Kuh für den Frieden» ist. Cambiela hat in den letzten Jahren jeweils eine Kuh finanziert, die einem Täter-Opfer-Paar des Völkermords ausgehändigt wird. Damit soll deren Versöhnungsprozess gefestigt werden. Auch leistet die Kuh einen bedeutenden Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung. Nachdem wir von unserem Leben in Wort und Bild erzählten, hat uns die Gemeinschaft gezeigt, wie sie lebt und was ihre Freuden und Leiden sind. Die abschliessende Kuhzeremonie, bei welcher dem Täter-Opfer-Paar die Kuh feierlich übergeben wird, symbolisiert diesen wichtigen Schritt für die Gemeinschaft.
Cambiela Präsidentin Chantal Mayr hat ihre Eindrücke wie folgt festgehalten: «Das Programm war vielseitig und sehr bedacht aufgebaut. Es wurden ein direkter Kontakt mit der lokalen Bevölkerung ermöglicht und breite Diskussionen geöffnet und angeregt. Vorurteile wurden abgebaut und Respekt und gegenseitiges Verständnis aufgebaut. Diese Reise gab mir eine breitere Weltanschauung. Meiner Meinung nach leistet sie einen grossen Beitrag zur Förderung des nachhaltigen Tourismus.» Und Salomé Barrer (Präsidentin Student HUB) kommt zu folgendem Schluss: «Auf dieser Reise erhält man die Chance Land und Leute auf eine vertraute und authentische Art kennenzulernen. Man gewinnt Einblick in ihr alltägliches Leben, in ihre Pläne und Ziele, was mich motiviert hat, meine Pläne und Ziele zu verfolgen. Es ist eine intensive Reise, in der man viel lernt, hinterfragt und sich persönlich weiterentwickeln kann.»
Auch nächstes Jahr führen wir wieder Reisen nach Ruanda durch. Die HTW Chur-Reise für Studierende findet vom 1. bis 12. Juli 2019 statt. COERESO bietet ebenfalls Studienreisen für Nicht-Studierende an. Die nächste Studienreise findet vom 14. bis 28. Juli 2019 statt. Interessierte dürfen sich gerne unter coereso@bluewin.ch melden.
Dies ist ein Blog-Beitrag der HTW Chur.
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