Bald stimmen wir über zwei Initiativen mit demselben erstrebenswerten Titel ab: „Gute Schule Graubünden“. Die beiden Vorlagen gehören im Päckchen zusammen. Das eine ist eine Verfassungsinitiative, welche den rechtlichen Rahmen für die andere, die Gesetzesinitiative, vorgibt.
Im Falle der Verfassungsinitiative wird der Titel „Gute Schule Graubünden“ fortgesetzt mit der Phrase „Mitsprache bei wichtigen Bildungsfragen“; im Falle der Gesetzesinitiative gezielter mit „Mitsprache bei Lehrplänen“. Mitsprache – das grundlegende Verständnis von Demokratie. Eine gut gemeinte Idee!
Bis anhin befasst sich die Regierung mit Zukunftsperspektiven der Bildung. Ihr zur Seite stehen verschiedene Ämter und Experten, die sich täglich mit Entwicklungen und Verbesserungsmöglichkeiten auseinandersetzen.
Damit wir alle nun tatsächlich mitreden könnten, müsste die bis anhin gültige Praxis, dass die Regierung als Exekutive Lehrpläne erlässt, geändert werden. Damit nämlich das Volk mitreden kann, muss ihm ein fakultatives Referendum gewährt werden. Dazu müsste zuerst das Parlament als Legislative über Lehrpläne diskutieren und sie verabschieden; im Anschluss könnte das Referendumsrecht von der Stimmbevölkerung verlangt werden. Die Regierung würde dann noch umsetzen, was wir alle entschieden haben.
Im kantonalen Parlament nehmen Leute Einsitz, die aus verschiedensten Berufsschichten stammen. Ein breites Wissen ist vorhanden. Dem Grossen Rat nun aber die Aufgabe zu übertragen, sich mit Lehrplänen – also mit einem ganz spezifischen Teil des ohnehin riesigen Themas der Bildungspolitik – zu beschäftigen, sprengt jeden zeitlichen Rahmen. Es entstünde ein riesiger Dschungel an Fragen, die letztlich wieder nur Experten beantworten könnten. Ineffiziente und langwierige Debatten wären die Folge. Was würde geschehen, wenn abschliessend alle Stimmberechtigten in diesem Labyrinth mitredeten?
Obwohl die Initiativen sympathisch klingen, gilt es sie abzulehnen und die bewährte Praxis fortzusetzen. Konkret möchten die Vorlagen den (eben gerade erst eingeführten!) Lehrplan 21 so schnell wie möglich wieder abschaffen. Stärken wir unseren Bildungsplatz doch besser mit Kontinuität!
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(Bild: GRHeute)