Die 33. Ausgabe des Swissalpine Marathons ist Geschichte. Und mit dem Ende der Einbindung Bergüns in das Sportevent ging im Dorf am Fusse des Albulapasses auch eine Ära der freiwilligen Helfer zu Ende.
Seit 33 Jahren quälen sich ambitionierte Läufer auf der halben, der normalen und der doppelten Marathondistanz über die Berge rund um Davos. Von Andrea Tuffli 1986 ins Leben gerufen, war der Alpine damals ein Novum und etablierte sich neben den 100km von Biel schnell als der zweite grosse Ultramarathon der Schweiz (Quelle: Wikipedia). Bergün war jeweils mittendrin und voll dabei, das letzte Juliwochenende war 32 Jahre lang Alpine Wochenende. Hier herrschte jeweils ein fröhliches und buntes Treiben rund um den Start des K42, die Läufer des K78 wurden freudig begrüsst und unter grossem Jubel durch das Dorf geleitet. Bergün war bei den Zuschauern besonders beliebt, einen Tag lang drehte sich alles nur um den Marathon und sogar die Läufer schätzen den freundlichen Empfang, der ihnen am Fusse des Albulapasses geboten wurde.
Damit ist es nun vorbei. Die Streckenführung des Swissalpine wurde geändert, Bergün war dieses Jahr nicht mehr Teil des Spektakels. Für die Bergüner war das eine grosse Umstellung, allen voran für Nöldi Caviezel. 32 Jahre war er Postenchef von Bergün und Umgebung. 32 Jahre lang hat er jeweils extra Ferien für den Alpine genommen, hat alles vor Ort rund um das Grossevent organisiert und geregelt. Er war immer bereits Tage vorher nonstop im Einsatz, hat Tonnen Material verschoben, die Strecke abgesteckt, Streckenposten aufgebaut und noch viel mehr. 32 Jahre lang standen ihm dabei immer an die 100 Helfer treu zur Seite, die am Ereignistag den ganzen Tag für ihn im Einsatz waren: An der Startnummernausgabe, an den vielen Verpflegungsposten, zum Absichern der Strecke, bei jedem Wetter und ohne jedes Entgelt. In Bergün gehörte es dazu, dass man beim Alpine mithalf, manche Familien waren schon in der zweiten oder dritten Generation dabei. Wer einmal dabei war, kam praktisch immer wieder, auch von weiter her. Der Alpine war ein Pflichttermin, und man hat gerne mitgemacht. Für die Läufer, für Bergün – und für Nöldi.
Das ist nun alles Geschichte. Dieses Jahr kamen die Läufer vom Engadin über den Albula Pass und liefen irgendwo über Darlux – so genau wusste es von den Bergünern eigentlich keiner mehr, man interessierte sich auch nicht mehr so. Vereinzelt hat man am Samstag ein paar Sportler gesehen, aber Zuschauer gab es praktisch keine im Dorf. Keine gesperrten Strassen, aber auch keine Festtagsstimmung. „Da entscheiden irgendwelche Leute in Chur, dass die Strecke nun anders verläuft, und denken überhaupt nicht daran, was das für unser Dorf bedeutet.“ sagt eine Bergünerin. „Das war doch toll, dass immer so viele Zuschauer extra zu uns nach Bergün kamen, da lief richtig was, die Hotels waren voll – der Alpine war wichtig für uns!“.
Warum Bergün diese Jahr nicht mehr mit dabei war? In einer Mail des Organisatoren Andrea Tuffli an den langjährigen Speaker heisst es: „Aufgrund der Reduktion des Programms, welches ganz unter dem Namen des Relaunch steht, entfallen in diesem Jahr einige ehemals feste Positionen.“
Die Strecke wurde in den vergangenen Jahren immer wieder mal abgeändert. Dies oft auch zum Unmut der Läufer, die so ihre Zeiten vom Vorjahr nicht direkt vergleichen konnten. Aber nun verlief sie komplett anders, wohl aus Kostengründen und um den Lauf wieder attraktiv zu machen. Das OK Swissalpine unterliess es wenigstens nicht, den ehemaligen Helfern für ihre engagierten Einsätze zu danken. Die Helfer, die jahrelang „mit vorbildlichem Einsatz und viel Herzblut einen grossen Teil dazu beigetragen hatten, dass die Läufer des Swissalpine eine wunderbare Stimmung und tolle Atmosphäre geniessen durften“ – sie wurden gemeinsam mit Bergün ad acta gelegt.
Gerüchten zufolge bekamen die Organisatoren diese Jahr nicht genügend neue Helfer zusammen. „Ja es war eine coole neue Strecke.“ sagt ein Läufer aus Chur. „Aber es gab schon Einschränkungen: Für alle Läufer am Start in St. Moritz gab es gerade mal 4 Toi Tois! Und unterwegs waren auch oft zu wenige Posten, z.B. war von Bergün bis auf die Alp gar keiner. Und dass es im Ziel keinen Empfang für die Nicht-Profis gab, das war schon enttäuschend.“ Nicht genügend Helfer? Zu Nöldis Zeiten war die perfekte Betreuung der Läufer quasi rund um die Uhr gesichert. 2017 war rückblickend das Ende der Bergüner Marathon-Ära, aber keinesfalls das Ende der Bergüner Helfersolidarität. Von „Nöldis Helfern“ hat dieses Jahr keiner mehr mitgemacht.