Die Eishockey-WM 2018 hat für die Schweiz mit der Final-Niederlage im Penaltyschiessen gegen Schweden ein brutales Ende genommen. Natürlich haben die Eisgenossen gleichwohl eine grossartige Leistung gezeigt, die nicht genug gewürdigt werden kann. Einer der grossen Gewinner des Turniers ist der Churer in Diensten des HC Davos, Enzo Corvi.
Enzo Corvis erstaunliche Entwicklung als Eishockeyspieler wurde in den letzten Wochen lang und breit diskutiert. Der gebürtige Cazner durchlief alle Nachwuchsstufen beim EHC Chur und spielte als 16- bis 20-Jähriger im Fanionteam in der 1. und 2. Liga, ehe er dem Ruf von Arno del Curto nach Davos folgte und seither Jahr für Jahr einen Sprung nach vorne machte – auch von einer Verletzung 2015/16, die ihn die halbe Saison kostete, kam er stärker denn je zurück. Im vergangenen Winter war Corvi nicht nur der beste Davoser, sondern wurde auch mit seinem ersten Nationalmannschaftsaufgebot belohnt. Der 25-Jährige wusste und weiss auch an der WM in Dänemark zu gefallen: In 10 WM-Spielen hat er 4 Tore und 5 Assists erzielt und war damit – gemeinsam mit seinem Jugendkollegen aus Churer Tagen, der heutige NHL-Star Nino Niederreiter – bester Schweizer Punktesammler einer starken Mannschaft (Sven Andrighetto sammelte auch mit 2 Toren und 7 Assists auch 9 Punkte).
Dass Corvi stock- und schusstechnisch zu den besten des Landes gehört, war bekannt. Dass seine Skills aber auch auf internationalem Level derart zur Geltung kommen, konnte bei seiner WM-Premiere wahrlich nicht erwartet werden. Keine Frage, das Churer Duo Niederreiter/Corvi servierte in Dänemark Schweizer Haute Cuisine. Die grosse Show an der WM dürfte indes beim HC Davos gemischte Gefühle wecken. Corvi dürfte nächste Saison zum begehrtesten Schweizer Objekt auf dem Spielermarkt mutieren.
Noch ein Jahr dauert Corvis Vertrag beim HC Davos, am 30. April 2019 ist der dann erst 26 Jahre alte Center auf dem freien Markt. Für den Rekordmeister ist der Bündner das vielleicht wichtigste Puzzleteil für die nächste Dekade. Die Karriere des 34-jährigen Andres Ambühl – der nach Reto von Arx’ Karriereende den Part des «Gesicht des HC Davos» formidabel übernommen hat – neigt sich dem Ende zu. Corvi wäre als spielstarker Bündner prädestiniert für diese Rolle beim HCD, auch wenn er einen anderen Stil pflegt als der Krampfer Ambühl.
Einfach wird es für den HCD aber nicht, den Churer zu halten. Nicht erst seit Corvis WM-Auftritt sindandere Schweizer Teams auf den Churer aufmerksam geworden – ob die Bündner mit erwarteten Angeboten von Grossklubs wie dem ZSC oder Bern mithalten können, bleibt abzuwarten. Und dann ist da ja auch noch die grosse NHL, wo sein Jugendkollege Nino Niederreiter bekanntlich abräumt. Nicht wenige Kommentatoren an der WM glaubten, dass Corvi eine Chance erhalten könnte – auch wenn er die Sporen erst in einer Minor League abverdienen müsste.
Für den HC Davos, der finanziell nicht mehr zu den Top 4 der Schweiz gehört, könnte Enzo Corvis Zukunftsentscheid ebenfalls wegweisende Konsequenzen haben – insbesondere, da auch HCD-Coach Arno del Curtos Zukunft offen ist. Der Erfolgstrainer hat beim HCD zwar noch einen Vertrag bis 2022, gemäss Eishockey-Experte Klaus Zaugg hat del Curto aber eine Ausstiegsklausel und entscheidet Jahr für Jahr. Macht der Eishockey-Professor noch eine «Runde» in seiner legendären Eishockey-Historie mit Enzo Corvi als Davoser Headliner der Zukunft? Oder muss der HC Davos neue, schwere Wege ohne del Curto und ohne Corvi gehen?
(Bild: Screenshot SRF)