Höhenfieber am Piz Palü

Wer einsame Berg- und Gletscherlandschaften sucht, ist am Piz Palü definitiv falsch. Es herrscht Hochsaison am Piz Palü. Die Schnee- und Wetterbedingungen sind überaus gut.

«Der Winter brachte viel Schnee, sodass die Gletscherspalten geschlossen sind“, so Andi Ovenstone, Bergführer aus Sent. «Zudem sind die Wetterverhältnisse stabil und die Temperaturen ideal.» Eine Garantie für Sicherheit gibt es am Berg aber nie.

 

 

 

 

 

Der Mythos Piz Palü
Das Diavolezza Gasthaus ist der Ausgangspunkt für die beliebte Skitourenroute zum Piz Palü. Wenn die Tschierva- und Bovalhütte noch nicht offen sind, gibt es immer wieder auch Alpinisten, die von hier zum Piz Bernina aufsteigen. Der Piz Palü ist zweifelsohne einer der schönsten Eis- und Berggipfel der Alpen. „Die gesamte Berninagruppe wirkt sehr einladend,“ bestätigt Gian Luck, der Geschäftsführer der Bergsteigerschule Pontresina. „Sicher spielt auch der Mythos eine Rolle,“ so Luck weiter. Die 1929 erschienene deutsche Produktion „Die weisse Hölle am Piz Palü“ trug natürlich dazu bei. Das ist sicher einer der Gründe, warum er so häufig begangen wird. Ein anderer ist natürlich, dass der Piz Palü fordern aber machbar ist. Er ist dennoch nicht zu unterschätzen. Es benötigt eine gute Ausdauer, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.

 

 

 

 

 

Starke Nerven auf dem Grat
Am Wochenende sind es während der Hochsaison bis zu 150 Gäste von denen dann, wie heute, 135 auf den Piz Palü steigen“, so Katrin Schenk, stellvertretende Gastgeberin im Diavolezza Gasthaus. Beim Austausch während des Nachtessens ist unverkennbar, dass die Grosszahl der Gäste aus Österreich, Deutschland und Italien kommt. Am nächsten Morgen, um 4:30 Uhr, wird ein umfangreiches Frühstück eingenommen. Noch vor Sonnenaufgang starten die meisten Alpinisten.Gut 65 Gäste sind es, die sich zum Gipfel auf den Weg machen. Am Fusse des Massivs herrscht ein reges Treiben. Unzählige Seilschaften, zum Teil mit Stirnlampen, gehen im Gleichschritt durch ein Labyrinth von Eis und Fels. Auf 3730 Meter über Meer befindet sich das Skidepot auf dem Sattel bevor es dann über den Grat zum Ostgipfel geht. „Dank dem guten Trittschnee ist der Aufstieg über den Grat heute problemlos“, so Bergführer Ovenstone. Dennoch braucht es starke Nerven. Ein Stolper- oder Trittfehler hätte bei dem ausgesetzten Grat fatale Folgen.

 

 

 

 

 

Über den 3882 Meter hohen Ostgipfel geht es weiter zum Hauptgipfel. Dieser ist kein typischer Spitz. Mit mehr als 20 weiteren Berggängern kommt man sich für ein Gipfelfoto nicht in die Quere.

Durch «das Loch» hinunter
Reinhold Messner sagte einmal, dass die Kunst nicht ist auf den Berg hoch zu kommen, sondern wieder herunter.
Vom Piz Palü gibt es mehrer Möglichkeiten für die Abfahrt. „Wir können uns am Felsband abseilen, dann über den Palügletscher zur steilen Abfahrt, genannt das Loch,“ so Bergführer Ovenstone. Dann geht es über den Morteratschgletcher weiter ins Tal. Wer eine wundervolle, einzigartige Gletscher- und Berglandschaft sucht, ist hier goldrichtig. Ganz egal wie viele Alpinisten unterwegs sind. Bei sommerlichen Temperaturen und einem kühlen Getränk im Restaurant Morteratsch lohnt sich ein Blick zurück auf die Spuren am Gipfel.

 

 

 

 

 

 

 

Es sind Landschaften, die schon im nächsten Jahr nicht mehr gleich sein werden. Nirgendwo sonst wird der Klimawandel so deutlich wie in den Alpen. Umso eindrücklicher werden Touren wie diese jedem Alpinisten in Erinnerung bleiben.

 

 

 

 

 

 

Die Tour konnte dank Jon Sport Scuol, der Bergschule Avrona in Tarasp und Bergführer Andi Ovenstone gemacht werden.

Fotos: Mayk Wendt