Die Bürgerlich-Demokratische Partei Graubünden lud am Dienstag zum Fraktionsabend am neuen Standort der Hamilton in Domat/Ems. Regierungsrat Jon Domenic Parolini zeigte die Entwicklung und Herausforderungen des Wirtschaftsstandorts Graubünden auf und Regierungsratskandidat Andreas Felix präsentierte seinen Auftrag an die Bündner Regierung zur Erarbeitung einer umfassenden Bildungsstrategie.
Ehemalige und aktive Amtsträger folgten der Einladung der BDP Graubünden an den neuen Standort der Hamilton in Domat/Ems. Unter den Gästen befand sich auch Martin Landolt, Nationalrat und Parteipräsident der BDP Schweiz.
Regierungsrat Jon Domenic Parolini, Amtsvorsteher des Departements für Volkswirtschaft und Soziales, freute sich über die Durchführung des Anlasses in den neuen Räumlichkeiten der Hamilton. Der Industriepark Vial-Tuleu sei als Abbild des wirtschaftlichen Aufschwungs in Graubünden zu sehen, freut sich Parolini. „War es vor kurzem noch eine Brache, arbeiten hier schon bald rund 180 Personen“. Und das sei erst der Anfang. Denn die wirtschaftliche Entwicklung im Kanton sei erfreulich. Nach zwei schwierigen Jahren 2015/2016 hat im Sog der internationalen und nationalen Entwicklung die Konjunktur seit vergangenem Jahr auch in Graubünden wieder angezogen. Auch im 2018 dürfe mit einem soliden Wachstum gerechnet werden, so Parolini.
Der Wirtschaftsminister, seit 2015 Mitglied der Bündner Regierung, ist sich aber auch den Herausforderungen bewusst. Die Demografische Entwicklung, der Sog auf Agglomerationen, der Kampf um Talente und die Umwälzung des gesamten Arbeitsmarkts in Folge von Digitalisierungsprozessen würden nach Lösungen fordern. Mit der Unterstützung von systemrelevanten Infrastrukturen, dem Tourismusprogramm 2014-2021, der Innovationsförderung und der Standortentwicklung habe der Kanton bereits viel unternommen, um die Entwicklung zu beeinflussen.
Der Industriepark Vial-Tuleu ist eine Erfolgsgeschichte
Eine Erfolgsgeschichte sei so zum Beispiel der Industriepark Vial-Tuleu. Die Erschliessung des Industrieparks verläuft planmässig und die Kosten liegen innerhalb des Budgets.
Parolini sei es wichtig gewesen, das wertvolle Areal für die Wirtschaft verfügbar zu machen. Mit dem Bau durch die Firma Hamilton mit über 180 neuen Arbeitsplätzen tragen Parolinis Bestrebungen Früchte.
Erfreut über die gute Zusammenarbeit mit der Regierung und der positiven Geschäftsentwicklung zeigten sich auch die Vertreter der Hamilton. Die ersten Mitarbeiter seien bereits Ende März eingezogen. Bis Ende Jahr werden es rund 180 Personen sein, freut sich Martin Freiy, Mitglied der Geschäftsleitung und Vicepresident der Hamilton Storage GmbH. Die rasante Geschäftsentwicklung sei aber auch eine Herausforderung. So beispielsweise die Suche nach neuen Mitarbeitern.
Aktuell seien über 70 freie Stellen ausgeschrieben, die mit Fachkräften zu besetzen sind, so Björn Gerhard, Team Leader Talent Development. „Das Angebot der Bündner Hochschulen deckt sich leider nicht, mit dem Bedürfnis der Bündner Wirtschaftsbetriebe», gibt Gerhard zu bedenken.
Felix fordert umfassende Bildungsstrategie mit Einbezug der Wirtschaft
Zur Forderung von Gerhard passten dann auch die Ausführungen von Regierungskandidat Andreas Felix. Bereits vor zwei Jahren forderte Felix an einem an die Regierung überwiesenen Auftrag, dass die Erarbeitung einer Bildungs- und Forschungsstrategie prioritär, umfassend und umgehend an die Hand genommen wird. „Die Wirtschaft und die Bildungsinstitutionen sind zwingend in die Entwicklung einzubeziehen, so Grossrat Felix.
Die mit Vorbehalten behaftete schrittweise geplante Umsetzung durch die Regierung sowie die im Regierungsprogramm 2017-2020 ohne Verbundwirkung der Bildungsebenen formulierten strategischen Absichten, tragen den aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen im Kanton Graubünden zu wenig Rechnung.
Folgende Punkte verlangten eine dringliche und umfassenden Bildungs- und Forschungsstrategie:
- Im Verbund der Fachhochschule Ostschweiz (FHO) forciert der Kanton St. Gallen eine autonome Führung mit marginaler Mitwirkung der übrigen Kantone und de facto ohne Graubünden. Für die HTW Chur besteht das Risiko der Bedeutungslosigkeit.
- Mit der Verfügbarkeit des Areals des ehemaligen Grosssägewerks in Domat/Ems besteht ein erhebliches und langfristiges Potential zur Diversifizierung und breiteren Abstützung der Bündnerischen Volkswirtschaft. Dieser Umstand ist bildungspolitisch zu flankieren.
- Die demografische Entwicklung der Bevölkerung bedrängt Berufsschulen, Mittelschulen und weitere Bildungsinstitutionen vor allem in den Regionen. Ein konzeptloser Verdrängungswettbewerb um Schüler und Studenten gefährdet am Schluss alle in ihrem Bestand. Eine bildungspolitische Strategie hat deshalb sämtliche Stufen unseres Bildungssystems zu umfassen.
- Die Verfügbarkeit von Fachkräften und die Nähe zu Bildungsinstitutionen sind elementare Faktoren in der Standortattraktivität für Unternehmungen. Die Ausrichtung von Bildungsleistungen und deren Qualität an den Bedürfnissen der Wirtschaft ist dabei zentral.
Der Auftrag von Regierungskandidat Felix wurde bereits in der Februarsession 2016 an die Regierung überwiesen.
(Bild: zVg.)