Wenn sich anfangs Februar das Unterengadin mit Touristen füllt, heisst das zum einen, die Sportferien in vielen Kantonen haben begonnen, und zum anderen heisst es dann auch „L’Hom Strom es ün bel hom…“.
Viele der ankommenden Gäste verbinden den Ferienstart mit dem Scuoler Brauch Hom Strom. Der Strohmann wird Punkt 20 Uhr am jeweils ersten Februarsamstag angezündet. Es ertönt „Las flommas van in ot…“ und der Hom Strom wird durch die Feuerkugeln entzündet. Damit soll der Winter allmählich vertrieben werden und zugleich ist es die Huldigung an den Sonnengott. Die rotierenden Feuerkugeln, die jeweils von den Schülerältesten geschwungen werden, sollen die Sonne symbolisieren. Der alte heidnische Brauch ist auch in der Nachbargemeinde von Scuol in Taufers im Vinschgau zu finden. «Ohne Zweifel geht der Brauch aber auf die Räter zurück», schreibt Eugen Paul Grimm in seinem Buch über Scuol.
Die Vorbereitungen starten im Herbst
«Bereits im Herbst werden die Strohbündel von den jüngsten Schülerinnen und Schülern vorbereitet“, so der Scuoler Lehrer Jachen Puorger, der seit über 30 Jahren dabei ist. „Die Roggenstrohernte war im Sommer 2017 jedoch aufgrund des vielen Niederschlags schlecht.“ so Puorger weiter. Das Stroh wird im Stall der Bürgergemeinde zum trocknen aufgehängt und bis zum Februar im Folgejahr gelagert. Am Mittag des 4. Februars wird in gemeinsamer Arbeit von Lehrpersonen, Schulrat und Schülern das Stroh an einem Holzpflock festgeschnürt. „Das ist der wichtigste Teil. Davon hängt ab, wie gut und wie schnell der Strohmann abbrennt.“ so Puorger weiter. Währenddessen wird auf dem Plaz von Scuol Kuchen und Kaffee ausgeschenkt und eifrig am Hom Strom gebaut. Unzählige Touristen wohnen dem Anlass bereits am Nachmittag bei. Es werden Fotos und kleine Filme gemacht. In diesem Jahr ist auch ein Team der Schweizer Illustrierten dabei, um vom Brauch zu berichten.
Brauchtum verbindet
Am Abend wird der Hom Strom zusammen mit dem Gemeinderat aufgestellt, und kurz bevor das Feuer bei Gurlaina angezündet wird treffen mehrere Hundert Einheimische, Gäste und auch ehemalige Schüler ein. Zwei von ihnen sind mit dem Hom Strom gross geworden. „Früher gab es bis zu drei, vier Strohmänner die entzündet wurden.“ so der 37- jährige Exilscuoler. „Für die Jugend ist es eines der wichtigsten Bräuche. Es verbindet untereinander und zieht mich jedes Jahr wieder hier her.“ sagt der andere, der eigens aus München dafür angereist ist. Während die Flammen innerhalb von Minuten den Hom Strom heimsuchen, staunen die kleinen Kinderaugen und eines von ihnen sagt, was wohl viele Gäste denken. „Der Winter soll aber noch nicht gehen.“ Die Prognosen stehen gut, dass sich der Winter erst lange nach den Sportferien zurück ziehen wird.