Wäre Politik ein Theater, wäre gestern die Premiere des SP-Stücks «Peter Peyer soll Regierungsrat werden», kurz #pprr, gewesen. Hauptdarsteller: Peter Peyer. In weiteren Rollen: Beatrice Baselgia, Romana Ganzoni, Beat De Coi und Fifi Frei.
Der Vorspann wurde mit dem neuen Jahr eingeläutet. Urplötzlich tauchten auf einschlägigen Facebook-Profilen rund um die SP und der Churer Agentur Skipp farbige Bilder auf, die von anderen Usern auch als «Rorschach-Test» bezeichnet wurden. Die Werbung schlug ein: «Wir haben die grösste Social-Media-Reichweite», sagte Fifi Frei, Captain der Agentur Skipp, Dirigent des Kampagnen-Orchesters und nach eigenen Angaben «überhaupt kein Sozi».
Die Premiere von #pprr erfolgte am Montagmorgen in Chur, live übertragen ins Internet. Flankiert von Kampagnenleiterin Beatrice Baselgia, Schriftstellerin Romana Ganzoni und Fifi Frei, stellte Peter Peyer den Inhalt seines Wahlprogramms vor. «Wir sind bereit, wir haben grosse Ziele für Graubünden», hatte Beatrice Baselgia zuvor gesagt. Er habe schliesslich schon eine Wahl gewonnen: «Die erste offene Vorwahl in der Geschichte der Schweiz, welche die SP Graubünden letztes Jahr als Innovation für die Bündner Demokratie durchgeführt hat.»
Drei Punkte sind Peter Peyer wichtig: Er will höchste Lebensqualität in einem attraktiven Arbeits- und Lebensraum Graubünden sicher stellen. Er will wieder mehr Pioniergeist, insbesondere bei der Digitalisierung und beim Klimaschutz. Er will mehr Chancen für alle Bündnerinnen und Bündner. In einer Zeit, in der alle Welt bedauert, dass man keine Regierungsrätin wählen kann, will er Frauen an den Stellen einsetzen, wo Entscheidungen getroffen werden. «Wir haben da einen Dauerauftrag.» Aber es gehe auch um Rahmenbedingungen: Es brauche genügend Kinderbetreuungsangebote für diejenigen, die das wollten und zu einem Preis, der nicht den ganzen Verdienst wieder zunichte mache.
Peter Peyer hat vieles in seinem Leben anders gemacht als seine Regierungsratskandidatenkollegen. Er war der erste Mann in Graubünden, der eine Ausbildung zum Kindergärtner gemacht hat und hat keine akademische Laufbahn hinter sich. «Mein Werdegang zeigt: Unsere Gesellschaft hat sich geöffnet.» Seine zukünftige Rolle sieht er als Volkswirtschafts- oder Finanzminister, weil er überzeugt davon ist, dass es nicht gut ist, wenn immer die gleichen Parteien die gleichen Departemente vertreten. Das Volkswirtschaftsdepartement wird derzeit von Jon Domenic Parolini angeführt, das Finanzdepartement von Barbara Janom Steiner, die auf Ende der Legislatur zurücktritt.
Autorin Romana Ganzoni, extra aus dem Engadin angereist, würde für die politische Biodiversität («Mischwälder sind kräftiger als Monokulturen») auch jemand anders als Peter Peyer wählen. «Aber ich würde nicht unbedingt hier stehen. Für Peter Peyer stehe ich aber hin. Wir brauchen Peter Peyer.» Er sehe auch über den Suppenteller hinaus und seit jeher auch in den Dessertteller – und sehe, dass nicht alle, die zünftig arbeiten würden, auch ein Dessert hätten.
Voll des Lobes war auch der Unternehmer Beat De Coi, der in Landquart den weitherum leuchtenden Cedes-Turm gebaut hat. Er hatte sich direkt aus dem Silicon Valley zugeschaltet und erklärte, er sei sehr skeptisch gewesen, als der SPler und Gewerkschafter Peter Peyer in den Hochschulrat der HTW Chur gewählt worden sei. «Ich wurde rasch eines Besseren belehrt. Er macht seinen Job mit grossem Engagement.»
Das Happy End für #pprr ist für den 10. Juni geplant. Bis dahin hat die SP den Ehrgeiz, die grösste Basiskampagne der Schweiz auf die Beine zu stellen. Das heisst: Telefonieren, telefonieren, telefonieren, wie Parteisekretär Lukas Horrer sagte. So richtige amerikanische Door-to-Door-Aktionen sind aber nicht Teil des Wahlkampfs.
PS: Darauf angesprochen, was einen Kindergarten von der Regierung unterscheide, sagte Peter Peyer: «Kindergartenlehrperson ist ein typischer Frauenberuf mit entsprechendem Lohn. Die Bündner Regierung ist ab 2019 der typische Männerberuf, auch mit entsprechendem Lohn. An der guten Mischung arbeiten wir noch.»
(Bild: zVg)